Die deutschen Finanzberaterinnen und -berater müssen sich angesichts der anhaltenden Unsicherheit rund um die Pandemie vielen Fragen verunsicherter Kundinnen und Kunden stellen. Zudem rücken Themen wie nachhaltige Investments und wachstumsstarke Regionen wie Asien stärker in den Fokus. Eine aktuelle Kurzbefragung gibt dazu interessante Einblicke, welche Themen in der Finanzberatung gerade aktuell sind, welche Investmentregion als besonders vielversprechend angesehen wird und für welche Anlageklassen es derzeit besondere Nachfrage gibt. Diese und weitere Themen hat das aktuelle Finanzberatungsbarometer von J.P. Morgan Asset Management in Deutschland untersucht.
Sorge um die Pandemie ist rückläufig
Als derzeit größte Risiken für die Kapitalmärkte sehen Beraterinnen und Berater gleichermaßen die hohen Bewertungen sowie die Inflationsgefahr an. So beschäftigt mehr als jeden dritten befragte Person (35 Prozent) die mit der Rallye an den Finanzmärkten einhergehenden höheren Bewertungen. Mit 34 Prozent sehen fast genauso viele Befragte die Inflationsgefahr durch die lockere Geld- und Fiskalpolitik und die aufgestaute Nachfrage mit Sorge. Mit 12 Prozent ist der weitere Verlauf der Corona-Pandemie – also etwa wie sich Mutationen entwickeln, inwiefern die Impfstoffverteilung gelingt und wann die Rückkehr zur Normalität erfolgen kann – nur noch für jede achte befragte Beraterin und Berater ein Thema. Die Sektorrotation von Wachstums- zu Value-/Dividendenwerten sehen wiederum mit 19 Prozent jede/r fünfte der Befragten als ein kritisches Thema für die Kapitalmärkte und Geldanlage an.
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Dies zeigt das aktuelle Finanzberatungsbarometer Deutschland, eine von J.P. Morgan Asset Management im März 2021 durchgeführte Online-Kurzbefragung von Beraterinnen und Beratern. Ziel dieser nicht repräsentativen Momentaufnahme ist es, aktuelle Einschätzungen zu Kapitalmarktentwicklung und Geldanlage von Anlageberaterinnen und -beratern zu erhalten.
„Wir sind scheinbar in einem Stadium angekommen, wo die Auswirkungen der Pandemie als kritischer angesehen werden als die Pandemie selbst. In der Bedeutung gestiegen ist demnach der neue Zyklus mit hohen Bewertungen und die Inflationsgefahr durch die offenen Schleusen der Geld- und Fiskalpolitik“, betont Matthias Schulz, Managing Director bei J.P. Morgan Asset Management.
Asien-Pazifik-Region auf dem Vormarsch
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Mit 85 Prozent sehen mehr als drei Viertel der befragten Beraterinnen und Berater für die nächsten 5 Jahre den asiatischen Raum als Region mit dem vielversprechendsten Potenzial an. Rund jeder zehnte Befragte rechnet dagegen mit den höchsten Ertragschancen in den USA (11 Prozent). Europa mit Großbritannien werden dagegen lediglich von von 4 Prozent der Beraterinnen und Berater als aussichtsreich angesehen.
„Jede große Krise der letzten Jahrzehnte hat zu einem Favoritenwechsel an den Aktienmärkten geführt. Nach der Dominanz von US-Investments im letzten Jahrzehnt deutet unser makroökonomischer Ausblick im Zuge der globalen Pandemie, verbunden mit den strukturellen Veränderungen an den asiatischen Märkten darauf hin, dass wir nun am Anfang einer asiatischen Dekade stehen. Manche meiner Kollegen sind sogar überzeugt, dass es ein asiatisches Jahrhundert ist“, meint Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management.
Das asiatische Jahrzehnt – auch für Anlegerinnen und Anleger?
In zahlreichen Depots sind die Schwellenländer und insbesondere Asien signifikant unterrepräsentiert. Das Finanzberatungsbarometer hat versucht, die Gründe dafür zu ermitteln. Mit 28 Prozent glaubt jede vierte befragte Person, dass es daran liegt, dass das wahrgenommene Risiko für die Anlagen in Asien höher ist als mit Anlagen in den Industrienationen wie Europa, USA oder Japan. Weitere 21 Prozent meinen, dass die Kundinnen und Kunden glauben, zu wenig Informationen und Kenntnisse über diese Regionen der Welt zu haben und sich deshalb mit Investments zurückhalten.
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In eine ähnliche Richtung geht das Argument, dass für die Kundinnen und Kunden die geografische Entfernung zu groß ist und Privatanlegerinnen und Privatanleger eher mit „Home Bias“ investieren – also lieber auf Werte setzen, die sie aus der Heimat kennen. Davon sind 11 Prozent der Befragten überzeugt. Nur 2 Prozent glauben, dass die Sorge, dass wichtige ESG-Kriterien in diesen Ländern nicht erfüllt werden, Anlegerinnen und Anleger von Investments abhält. Dass es tatsächlich eine Mischung all dieser Gründe ist, die Privatanlegerinnen und Privatanleger von Investments in Asien abhalten, davon sind 38 Prozent der befragten Beraterinnen und Berater überzeugt.
„Wie stark die wachstumsstarke Asien-Pazifik-Region in vielen Kundendepots unterrepräsentiert ist, zeigt sich bei Betrachtung der Gewichtung dieser Region im MSCI All Country World Index. Nach dieser rein auf Marktkapialisierung basierenden Messweise müssten 21 Prozent des Anlagevolumens in Asien-Pazifik investiert sein. Anleger, die ein Abbild der Wirtschaftsleistung im Portfolio haben wollen, bräuchten sogar 39 Prozent. Da gibt es also noch deutlichen Nachholbedarf“, unterstreicht Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management
Nachhaltige Investments mit großem Zuspruch
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Auf die Frage, welche Anlageklasse oder Strategie von ihren Kundinnen und Kunden voraussichtlich am stärksten nachgefragt wird, haben vier von zehn der befragten Beraterinnen und Berater nachhaltige Fonds oder Fonds mit ESG-Fokus genannt. Mit weitem Abstand dazu werden von rund jedem Vierten (24 Prozent) thematische Fonds etwa für Healthcare oder Technologie als Favorit der Anlegerinnen und Anleger gesehen.
Es folgen mitt 20 Prozent Mischfonds auf Rang drei und mit 10 Prozent Aktienfonds Asien auf dem vierten Platz. Flexible Makro-Fonds, die weniger abhängig vom Marktumfeld sind, spricht aktuell nur 1 Prozent Chancen zu und auch für Rohstoff-Fonds sehen derzeit nur 1 Prozent der befragten Beraterinnen und Berater Nachfrage.
„Das Thema Nachhaltigkeit ist endgültig im Beratungsalltag angekommen, wenn der Großteil der befragten Beraterinnen und Berater hier die größte Nachfrage sieht oder zumindest im Jahresverlauf erwartet. Es zeigt sich immer deutlicher, dass viele Anlegerinnen und Anleger heute nicht mehr nur ihre Anlageziele erreichen wollen, sondern die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit im Bewusstsein von vielen angekommen ist“, so Vertriebsexperte Matthias Schulz.
Nachhaltigkeit muss nicht „dunkelgrün“ sein
Dass die Themen ESG und Nachhaltigkeit für viele Investorinnen und Investoren zunehmend wichtiger werden, zeigt auch die letzte Frage des Finanzberatungsbarometers. Drei Viertel der befragten Beraterinnen und Berater sind überzeugt, dass nachhaltige Anlagen bereits in wenigen Jahren ein fixer Bestandteil der Portfolios ihrer Kundinnen und Kunden sein werden. Und mehr als die Hälfte stimmt der Aussage zu, dass Anlegerinnen und Anleger dem Thema zunehmend positiv gegenüber eingestellt sind und vermehrt Nachhaltigkeitsprodukte nachfragen.
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Auf der konkreten Produktebene reicht laut rund jedem vierten Befragten der Mehrzahl der Anlegerinnen und Anleger eine „hellgrüne“ Orientierung in Richtung Nachhaltigkeit – nach EU-Taxonomie ein „Artikel-8-Fonds“. So fordern nur wenige Anlegerinnen und Anleger „dunkelgrüne“ Fonds mit nachweisbarem Impact (Artikel-9-Fonds). Jeder achte Befragte (13 Prozent) gab an, dass Kundinnen und Kunden Themen wie „Greenwashing“ bei Finanzprodukten sehr kritisch hinterfragen und darauf achten, dass die Anbieter nicht nur ihre Produkte „grün labeln“, sondern auch substanziell hinter dem Thema stehen. Und immerhin 9 Prozent der befragten Beraterinnen und Berater meint, dass das Thema Nachhaltigkeit überbewertet sei und im Vertriebsalltag bisher keine bedeutende Rolle spielt.
„Auch wenn diese Kurzbefragung nur eine Momentaufnahme ist, zeigt sie doch, dass das Interesse der deutschen Privatanlegerinnen und Privatanleger an nachhaltigen Investments sehr vielversprechend ist und dies vielleicht eine Möglichkeit bietet, sie für die Geldanlage zu begeistern. Denn anders als Sparbücher können Anlagelösungen dabei helfen, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Ein guter Grund, endlich vom Sparen den nächsten Schritt hin zur Geldanlage zu gehen, so Matthias Schulz Fazit.
Zur Befragung
Das Finanzberatungsbarometer basiert auf einer Online-Befragung von 379 Beraterinnen und Beratern im März 2020 durch J.P. Morgan Asset Management in Deutschland. Ziel der nicht repräsentativen Befragung ist, eine Momentaufnahme der Einstellung zur Entwicklung von Kapitalmärkten, Anlageklassen und –regionen sowie zu Risiken zu erhalten. Zudem standen die aktuell von Anlegerinnen und Anlegern nachgefragten Anlageklassen und das Thema Nachhaltigkeit im Fokus.