Unabhängig, ob die Weltwirtschaft wächst, in eine Rezession gerät oder Stagflation erlebt, wir sind der Meinung, dass andere Anlageklassen als Barmittel bessere Investitionen sein werden.
Einleitung
Angesichts der erhöhten politischen Unsicherheit und der Volatilität an den Märkten könnten Anlegerinnen und Anleger zu dem Schluss kommen, dass es für die nächsten 12 bis 18 Monate eine gute Strategie ist, Sicherheit in Barmitteln zu suchen. Schließlich sind die Einlagensätze in den westlichen Märkten nach wie vor höher als in den 2010er Jahren. Zudem ist das makroökonomische Bild weiterhin trüb, da die Märkte abwarten, welche Auswirkungen die Zölle auf das globale Wachstum und die Inflation haben werden.
Nach unserer Einschätzung erweist sich das Halten von Barmitteln jedoch nicht als der beste Weg für Anlegerinnen und Anleger. Unabhängig davon, ob die Weltwirtschaft weiterwächst oder in einen Abschwung gerät, erwarten wir, dass sich Barmittel schlechter entwickeln werden als andere Anlageklassen. Selbst in einem Stagflationsszenario sind Anlegerinnen und Anleger gut beraten, ihr Portfolio anderweitig zu diversifizieren.
Expansion setzt sich fort
In unserem Basisszenario für die kommenden 12 bis 18 Monate prognostizieren wir eine Abkühlung der Weltwirtschaft bei anhaltendem Wachstum: Zwar schmälern die Zölle die Verbrauchernachfrage etwas, doch die Wirtschaftstätigkeit und die Arbeitsmärkte sind aufgrund der soliden Haushalte und Unternehmen relativ widerstandsfähig. In diesem Szenario wären die meisten westlichen Notenbanken dazu in der Lage, ihre Leitzinsen schrittweise zu senken. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die direkten inflationären Auswirkungen höherer Handelsbeschränkungen begrenzt sind und sich teilweise durch ein etwas langsameres Wachstum ausgleichen lassen. Insgesamt liegen die Leitzinsen jedoch über den Niveaus der 2010er Jahre. Das Halten von Barmitteln mag daher attraktiv erscheinen.
Allerdings halten wir die Aktienmärkte in diesem Umfeld für die bessere Wahl. Das anhaltende Wirtschaftswachstum sorgt dafür, dass die Unternehmensgewinne weiter steigen, wenngleich sich das Expansionstempo verlangsamt hat. Dies hilft den derzeit teuren US-Aktien, in ihre hohen Bewertungen hineinzuwachsen, und unterstützt die Erträge und Bewertungskennzahlen andernorts.
Selbst wenn man für die nächsten 12 bis 18 Monate ungeachtet des Wachstumsumfelds mit eher gedämpften Aktienkursrenditen rechnet – weil sie möglicherweise (und insbesondere in den USA) weniger Spielraum für eine Ausweitung der Multiplikatoren gegenüber dem aktuellen Niveau sehen –, dürften die Gesamterträge immer noch über den Einlagenzinsen liegen. Dies ist den Dividenden- und Rückkaufserträgen zu verdanken, die die heutigen Aktienmärkte, insbesondere in Europa, bieten.
Kursverluste oder Abschwung
Sollten schlechtere Wirtschaftsnachrichten zu einem Rückgang am Aktienmarkt führen, dürften sich Barmittel besser entwickeln als Aktien, da die Aktienbewertungen sinken und die Analystinnen und Analysten ihre Gewinnprognosen nach unten korrigieren.
In einem solchen Szenario wären Kernanleihen unseres Erachtens jedoch eine bessere Wahl als Barmittel. Die derzeit immer noch hohen Einlagenzinsen würden sich in Luft auflösen, wenn die westlichen Zentralbanken als Reaktion auf das schwächere Wachstum und seine Auswirkungen auf die mittelfristigen Inflationsaussichten die Leitzinsen senken. Die Barmittelerträge würden dann deutlich sinken. Umgekehrt würden die Erträge von Kernanleihen bei sinkenden Leitzinsen steigen.
Bei den aktuellen Renditeniveaus haben Anleihen einen erheblichen Spielraum, um ihre traditionelle Diversifikationsfunktion im Falle eines Abschwungs oder einer Rezession zu erfüllen. Würden die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen als Reaktion auf die Zinssenkungen der Federal Reserve in einem Jahr um 200 Basispunkte fallen, könnten Anlegerinnen und Anleger mit einem Gesamtertrag von rund 20% rechnen. Im Gegensatz dazu wären Anlegerinnen und Anlegerinnen und Anleger, die Barmittel halten, einem erheblichen Wiederanlagerisiko ausgesetzt.
Stagflation
Wenn das nächste Jahr ähnlich wie 2022 beginnt und sich die Inflation als hartnäckiger erweist als von den Anlegerinnen und Anlegern erwartet, oder sogar steigt, könnten Anlagen in Barmitteln attraktiv erscheinen. Ein schwaches Wachstum würde wahrscheinlich die Aktienmärkte belasten, aber eine hartnäckige Inflation könnte die Zentralbanken daran hindern, die Leitzinsen zu senken, was wiederum die Erträge von Kernanleihen schmälern würde.
Dennoch bieten sich Anlegerinnen und Anlegern immer noch Gelegenheiten, die besser sein könnten als Barmittelanlagen. Die besten Lösungen sind auf den Privatmärkten zu finden, darunter Sachwerte wie Infrastruktur und Holz, die 2022 zu den Top-Performern gehören.
Auch liquide Lösungen wie Rohstoffaktien oder Hedgefonds-Strategien könnten sich in einem Stagflationsszenario als bessere Wahl erweisen. So erzielten beispielsweise globale Makro-Hedgefonds im Jahr 2022 einen Ertrag von fast 10% und übertrafen damit die Performance von Barmitteln deutlich.
Fazit
Auch wenn Anlegerinnen und Anleger vielleicht wissen, dass Barmittel niemals eine gute langfristige Anlage sind, kann es verlockend sein, sich angesichts der erhöhten Unsicherheit und Marktvolatilität kurzfristig in Sicherheit zu bringen. Die nach wie vor hohen Einlagenzinsen lassen Barmittel weiterhin attraktiver erscheinen.
Wir halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass Barmittel ein Multi-Asset-Portfolio auch nur mittelfristig übertreffen werden. Unabhängig davon, ob die Weltwirtschaft weiter expandiert, in einen Abschwung gerät oder gar eine Stagflation erlebt, werden sich unserer Ansicht nach andere Anlageklassen als Barmittel als die bessere Anlage erweisen. Anlegerinnen und Anleger sollten daher darauf achten, ihre Portfolios breit zu diversifizieren, und zwar über globale Aktien, Anleihen und inflationsschützende Anlagen, ob sie sich auf privaten oder öffentlichen Märkten bewegen.
Denn selbst in Zeiten außergewöhnlicher Unsicherheit sind Barmittel historisch gesehen selten die beste Option für Anlegerinnen und Anleger in Multi-Asset-Anlagen. Nimmt man den Zeitraum seit 1990 als Ausgangspunkt und betrachtet eine Reihe von wirtschaftlichen und geopolitischen Schocks, so hat ein 60/40-Portfolio aus Aktien und Staatsanleihen über einen Zeithorizont von einem Jahr in über 70% der Fälle und über einen Zeitraum von drei Jahren stets besser abgeschnitten als Barmittel. Der durchschnittliche Mehrertrag gegenüber Barmitteln ist beträchtlich: 7 Prozentpunkte über ein Jahr und mehr als 20 Prozentpunkte über drei Jahre. Unabhängig vom Ausblick für das Jahr 2025 sollten Anlegerinnen und Anleger daher den historischen Wert eines diversifizierten Multi-Asset-Portfolios nicht aus den Augen verlieren und der Versuchung widerstehen, in Barmittel zu investieren.
Unabhängig von ihrem Ausblick für das Jahr 2025 sollten Anlegerinnen und Anleger daher den historischen Wert eines diversifizierten Multi-Asset-Portfolios nicht aus den Augen verlieren und der Versuchung widerstehen, in Barmittel zu investieren