Die Entwicklung und Anwendung von Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) revolutioniert derzeit die globalen Märkte. Dies eröffnet für Anlegerinnen und Anleger in globalen Aktien die Chance, in allen Regionen und Sektoren nach attraktiv bewerteten KI-Profiteuren Ausschau zu halten.
Profitieren Sie vom KI-Wachstum jenseits der Börsenstars
In einer früheren Ausgabe von Global Equity Edge befassten wir uns mit der strukturellen und konjunkturellen Bedeutung der KI für die Weltwirtschaft. Obwohl aus unseren langfristigen Prognosen klar hervorgeht, dass KI wahrscheinlich tiefgreifende Auswirkungen auf viele Branchen haben wird, wurde die Marktreaktion bislang vor allem von den „Glorreichen Sieben“ dominiert, also den US-amerikanischen Mega-Cap-Werten im Technologiesektor.
Die starke Wertentwicklung der Glorreichen Sieben wurde von einem robusten Gewinnwachstum begleitet und auch die Bilanzen dieser Unternehmen sind solide. Inzwischen scheint allerdings ein Großteil des künftigen Ertragspotenzials in den Bewertungen berücksichtigt zu sein.
Doch Anlegerinnen und Anleger, die die gesamte KI-Wertschöpfungskette in Betracht ziehen, können abseits der schlagzeilenträchtigen Aktien oft breiter aufgestellte, KI-gestützte Wachstumschancen zu deutlich angemesseneren Bewertungen finden.
Zur Veranschaulichung werfen wir einen Blick auf zwei namhafte KI-Unternehmen: Nvidia, der in den USA notierte Anbieter spezieller Grafikprozessoren (GPUs), die im Bereich der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens vielfach zum Einsatz kommen, und OpenAI, der Entwickler des großen generativen KI-Sprachmodells ChatGPT. Beide Unternehmen stehen im Zentrum der KI-Revolution. Für globale Aktienanlegerinnen und -anleger, die sich dort engagieren möchten, stellen sie aber dennoch eine Herausforderung dar: Nvidia, das zu den Glorreichen Sieben gehört, wurde kürzlich mit etwa dem 45-Fachen des erwarteten Gewinns gehandelt (verglichen mit einem Durchschnitt von etwa dem 23-Fachen für den S&P 500). Zudem schüttet das Unternehmen keine Dividende an ertragsorientierte Anlegerinnen und Anleger aus. OpenAI ist derweil in Privatbesitz und daher nicht über die öffentlichen Märkte zugänglich (Quelle: Bloomberg. Stand: 19. Juli 2024).
Nvidia und OpenAI existieren allerdings nicht im luftleeren Raum. Sie haben Zulieferer und Kunden, mit deren Hilfe Anlegerinnen und Anleger an ihrem Wachstum teilhaben können. Dies umfasst die Anbieter der Hardware, Software und KI-Infrastruktur, die den Geschäftsbetrieb von Nvidia und OpenAI ermöglichen, sowie eine Vielzahl nachgelagerter Unternehmen, die KI einsetzen, um durch die Entwicklung neuer oder verbesserter Produkte und Dienstleistungen Kosten zu senken und die Umsätze zu steigern.
KI-Profiteure gibt es in vielen Formen und Größen
Die attraktivsten Anlagechancen bieten Aktien, die unmittelbar vom KI-Kapitalzyklus profitieren.
Zu den Titeln weiter vorne in der KI-Wertschöpfungskette zählen Anbieter von KI-Infrastruktur wie der französische Elektrotechnik-Konzern Legrand. Er liefert Komponenten für KI-Rechenzentren, die zur Stromversorgung der Server von OpenAI beitragen. Auch Chiphersteller wie TSMC aus Taiwan, das die GPUs von Nvidia fertigt, fallen in diese Kategorie.
Weitere vorgelagerte KI-Zulieferer sind der niederländische Mikrochip-Ausrüster ASML, der die Maschinen baut, mit denen TSMC die KI-Chips von Nvidia produziert, und Shin Etsu, ein japanischer Hersteller der Silizium-Wafer, auf die diese Chips übertragen werden. Das Training von KI-Modellen erfordert darüber hinaus enorme Mengen an Computerspeicher, was die Nachfrage nach DRAM-Modulen (Dynamic Random Access Memory) von Speicherchipherstellern wie dem südkoreanischen Unternehmen Samsung ankurbelt.
Weiter hinten in der Wertschöpfungskette liegt der Fokus auf Aktien, die mit der Anwendung von KI-Technologien tatsächlich Geld verdienen können. Auch wenn viele Unternehmen über die potenziellen Vorteile von KI diskutieren, herrscht bei den Gewinnprognosen große Unsicherheit, was die zukünftigen Auswirkungen der KI in allen Branchen angeht. Einige Unternehmen verzeichnen allerdings bereits jetzt eine deutliche Produktivitätssteigerung, wenn sie beispielsweise KI in der Kundenbetreuung einsetzen. Anlegerinnen und Anleger sollten sich auf das Wesentliche konzentrieren, um Qualitätsunternehmen zu finden, die schon heute in der Lage sind, mithilfe von KI greifbare Umsätze zu erwirtschaften.
Die Chancen sind hier unglaublich vielfältig: Sie reichen von Deere & Co., einem 100 Jahre alten Traktorenhersteller mit Sitz in den USA, der von der starken Nachfrage nach seinen KI-gestützten Sensoren profitiert, die den Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft reduzieren können, bis hin zu Keyence, einem japanischen Hersteller von Automatisierungssensoren und maschinellen Bildverarbeitungssystemen. Mithilfe der KI analysiert das Unternehmen gewaltige Mengen an Bildverarbeitungsdaten, um die Genauigkeit seiner Produkte zu verbessern und Effizienzeinsparungen zu erzielen.
In Großbritannien, einem Markt, der zurzeit mit einem historisch hohen Abschlag gegenüber den USA gehandelt wird, ist darüber hinaus die Datenanalysefirma RELX zu nennen, die KI einsetzt, um ihre riesigen Datenbanken zu monetarisieren. RELX generiert bereits neue Umsätze in der Rechtsbranche, indem es große Sprachmodelle in die firmeneigene Rechtsprechungsdatenbank integriert und Anwaltskanzleien auf diese Weise eine präzise und schnelle Suche nach historischen Falldaten ermöglicht.
Globale Research-Kapazitäten sind der Schlüssel zum KI-Wachstum
Für Manager mit den erforderlichen Research-Kapazitäten gibt es viele Aktien, die abseits der medial präsenten Unternehmen die Möglichkeit bieten, am KI-beschleunigten Umsatzwachstum teilzuhaben – und das oft zu weitaus angemesseneren Bewertungen. Diese KI-nahen Profiteure – die sektor- und regionenübergreifend verfügbar sind – können Anlegerinnen und Anlegern in globalen Aktien dabei helfen, ein besser diversifiziertes Engagement im transformativen Anlagethema der künstlichen Intelligenz einzugehen.