Wachstum
Die deutsche Wirtschaft zeigte sich am Vorabend des Ukraine-Krieges noch robust: Die Exporte stiegen im Februar um 6,4% gegenüber dem Vormonat, die Importe legten 4,5% zu. Der Einzelhandel setzte im Februar 0,3% mehr ab, ebenso wie der Einzelhandel in der gesamten Eurozone. Im März jedoch wurde die Stimmung unter den Unternehmen massiv durch den Ukraine-Krieg und die Lieferkettenprobleme getrübt: Der Ifo-Geschäftsklimaindex rutschte von 98,5 auf 90,8, es war der drittstärkste Rückgang seiner Geschichte. Während der Sub-Index der aktuellen Geschäftslage nur von 98,6 auf 97,0 sank, brachen die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate regelrecht ein: von 98,4 auf 85,1, das war stärker als bei Ausbruch der Corona-Pandemie. Im April hat sich die Stimmungslage der Einkaufsmanager hingegen nur leicht eingetrübt. Der Einkaufmanagerindex (PMI) sank für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland um 0,6 Punkte auf 54,5 Punkte, in der Eurozone fiel der Index im April von 56,5 auf 55,3 Punkte.
Jobs
In Deutschland hat sich der Arbeitsmarkt trotz Ukraine-Krise weiter erholt. Im März sank die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um 18.000. Die Arbeitslosenrate ging um 0,2 Prozentpunkte auf 5,1% zurück. In der Eurozone fiel die Arbeitslosenrate im Februar von 6,9% auf 6,8%. In den USA blieb der Arbeitsmarkt stark, im März schufen die Unternehmen 431.000 neue Jobs, die Arbeitslosenrate fiel von 3,8% auf 3,6%.
Gewinne
Die USA haben eine solide Berichtssaison hinter sich. Im 4. Quartal 2021 übertrafen von den Unternehmen aus dem Aktienindex S&P500 75% die Gewinn- und 69% die Umsatzprognosen. Das Plus beim Gewinn pro Aktie dürfte bei 48% gegenüber dem Vorjahresquartal gelegen haben. Gegenüber dem Vorquartal stiegen die Gewinne um 8,9%. Die Gesellschaften aus dem europäischen Index Stoxx 600 konnten ihre Gewinne gegenüber dem Vorjahresquartal um rund 59% steigern, die Umsätze legten um rund 21% zu. Für das erste Quartal 2022 wird nun mit einem Gewinnplus von 25% gerechnet.
Inflation
Höhere Öl- und Gaspreise im Zuge der Ukraine-Krise treiben die Inflationsrate in die Höhe: Im März stieg sie in Deutschland von 5,1% auf 7,3%, das war der höchste Wert seit 1974. Energieprodukte waren 39,5% und Nahrungsmittel 6,2% teurer als im Vorjahresmonat. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Nahrungsmittel) stieg von 3,0% auf 3,4%. In der Eurozone ließen im März ebenfalls höhere Energiepreise (+44,7%) die Inflationsrate von 5,9% auf 7,4% klettern, damit wurde ein neuer Rekordwert erreicht. Die Kerninflationsrate stieg von 2,9% auf 3,2%. In den USA erreichte die Teuerungsrate 8,5% (Vormonat: 7,9%), die Kernrate legte von 6,4% auf 6,5% zu.
Zinsen
Die US-Notenbank hat auf ihrer März-Sitzung den Zielkorridor für ihren Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte auf 0,25% bis 0,50% erhöht und hält derzeit weitere „fortlaufende“ Zinserhöhungen für nötig. Angesichts der hohen Inflation sei es angemessen, etwas schneller voranzuschreiten, sagte Fed-Chef Jerome Powell auf der IWF-Frühjahrstagung. Auf ihrer Sitzung im Mai könnten die Währungshüter über eine Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt beraten. Zudem wird die Fed ab Mai ihren Bestand an Wertpapieren zügig senken: bei Staatstiteln monatlich um 60 Milliarden Dollar und bei Hypothekenpapieren um 35 Milliarden Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss angesichts der anziehenden Inflationsrate einen schnelleren Ausstieg aus ihrem Anleihekaufprogramm APP. Ab dem 3. Quartal 2022 sollen die Nettoanleihekäufe eingestellt werden. Eine Zinserhöhung sei einige Zeit danach möglich.
Risiken
- Verzögerung der Erholung der Wirtschaft durch Misserfolge bei der Eindämmung von COVID-19
- Rücknahme oder Reduzierung der fiskalischen und monetären Unterstützung
- Eskalation und Dauer des Kriegs in Ukraine
- Höhere Inflation als erwartet
Investmentthemen
- Die größere ökonomische Distanz zum Krieg in Osteuropa und die mittelfristigen Wachstumsperspektiven bei moderaten Bewertungen lassen US-Value und asiatische Aktien attraktiv erscheinen.
- Value-Aktien mit stabilen Dividenden und Margen und Rohstoffaktien sollten aufgrund von gestiegenen Rohstoffpreisen profitieren.
- US-Hochzinsanleihen profitieren von der anhaltend positiven Ertragslage der Unternehmen.
- Wandelanleihen und Makro-Strategien bieten einen guten Schutz gegen die zu erwartende höhere Volatilität an den Aktienmärkten.