Angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit durch die Corona-Pandemie ist jetzt ein guter Zeitpunkt, die Finanzen in Form zu bringen.
Wir geben zu, dass es eine schier überwältigende Aufgabe sein kann, die eigene langfristige Finanzplanung anzugehen. Im Rahmen unserer Umfrage zum Thema Sparen und Investieren stellten wir im Januar dieses Jahres fest: Von den vielen Menschen, die ausschließlich auf Sparbücher und Tagesgelder vertrauen, hat fast die Hälfte keine Finanzplanung vorgenommen. Obwohl Sparen im Allgemeinen ein guter Anfang ist, könnte sich die alleinige Abhängigkeit von Sparanlagen in Zukunft aber als trügerische Sicherheit erweisen. Das gilt insbesondere im aktuellen Umfeld mit dauerhaft niedrigen Zinsen.
Interessanterweise ergab unsere Umfrage, bei der über 6.000 Menschen in zehn europäischen Ländern befragt wurden, dass mehr als drei Viertel der Frauen, die bereits in Wertpapiere wie Aktien, Fonds oder ETFs anlegen, über eine Finanzplanung verfügen. Bei den männlichen Anlegern haben sogar 85 % eine zumindest grobe Finanzplanung vorgenommen.Warum das so wichtig ist? Nun, finanzielle Unabhängigkeit will geplant sein. Hinzu kommt, dass Menschen, die investieren, in der Regel viel zuversichtlicher in ihre finanzielle Zukunft blicken. Auch das leuchtet ein, da das Gefühl der finanziellen Sicherheit eine Grundvoraussetzung des allgemeinen Wohlbefindens ist. Bei denjenigen, die an Sparprodukten festhalten, ist es entsprechend genau umgekehrt: So sind nur 33 % Sparerinnen und Sparer von ihrer finanziellen Lage überzeugt.
Es lohnt sich also, sich die Mühe zu machen, die Finanzplanung anzugehen. Wir haben eine Fünf-Schritte-Strategie entwickelt, die einige erste Ansätze bietet, um einen Finanzplan zu erstellen – und bei der Gelegenheit vielleicht sogar gleich auch mit der Wertpapieranlage zu beginnen.
1. Betrachten Sie Ihre finanziellen Ziele aus der langfristigen Perspektive
Liegen Ihre primären Ziele weit in der Zukunft, wie zum Beispiel die Vorsorge für einen komfortablen Ruhestand? Oder sind sie eher kurzfristiger Natur, wie die Rückzahlung von Darlehen oder das Sparen für eine Traumreise oder eine größere Anschaffung? Es ist hilfreich, Ihre Ziele in lang- und kurzfristige Kategorien zu unterteilen: Wie schnell Sie auf Ihre Mittel zugreifen möchten, beeinflusst die Art des Spar- oder Anlageinstruments, das Sie auswählen. Nehmen Sie sich die Zeit, sich über Ihre finanziellen Ziele klar zu werden. Und dass man über Geld nicht reden sollte, ist ein alter Hut: Gespräche mit Ihrem/r Partner/in oder Freunden können dabei eine wertvolle Hilfe sein.
2. Machen Sie sich Ihre Einstellung zu finanziellen Risiken bewusst
Wir alle haben unser eigenes „Wohlfühlniveau“, wenn es darum geht, Risiken einzugehen. Unsere Umfrage zeigt, dass Frauen eher zur Vorsicht neigen und sich weniger als die Hälfte der Anlegerinnen als risikofreudig bezeichnet; bei den Frauen, die ausschließlich sparen, sinkt dieser Anteil sogar auf 31 %. Männer weisen eine größere Risikobereitschaft auf: 59 % der investierenden Männer halten sich für risikofreudig, ebenso wie 39 % der Nicht-Investoren.
Anleger gehen eher Risiken ein, um ihre Chancen zu erhöhen
Ein Gefühl für Ihre Risikobereitschaft und die Frage zu entwickeln, wie lange Sie investieren und welche Verluste Sie in Kauf nehmen können, hilft Ihnen bei der Entscheidung, welche Anlage das Richtige für Sie ist. Beispielsweise kann die Investition in ein Portfolio mit starker Aktiengewichtung im Vergleich zur relativen Sicherheit von Anleihen kurzfristig riskanter sein; auf längere Sicht könnte das Aktienportfolio jedoch einen besseren Inflationsschutz bieten.
3. Erstellen Sie ein Budget
Mit einer Budgetplanung lässt sich bestimmen, welchen Teil Ihres Einkommens Sie investieren können. Da es letztendlich um Ihre finanzielle Absicherung geht, gilt es sowohl Ihre Gegenwart als auch Ihre Zukunft zu berücksichtigen. Stellen Sie zunächst sicher, dass Sie über ein finanzielles Polster verfügen, mit dem Sie sich drei bis sechs Monate über Wasser halten können und gegen unvorhergesehene Ereignisse absichern. Dieser „Notgroschen“ sollte nicht angelegt werden, damit er im Fall der Fälle schnell verfügbar ist. Dann kalkulieren Sie alle monatlichen Ausgaben. Dies sollte nicht nur größere Beträge wie Miete/Hypothekenzahlungen und Lebenshaltungskosten umfassen, sondern auch Extras wie Kleidung oder Freizeitaktivitäten. Um sich einen Überblick über die tatsächlichen Ausgaben zu verschaffen, könnte es auch sinnvoll sein, für einige Zeit ein Haushaltsbuch zu führen. Sobald Sie Ihre laufenden Kosten im Blick haben, können Sie an Ihr Anlagebudget denken. Möchten Sie einen Prozentsatz Ihres monatlichen Einkommens zur Seite legen oder lieber jeden Monat einen festgelegten Betrag investieren?
4. Versuchen Sie nicht, den Markt zu timen – investieren Sie lieber regelmäßig
Warten Sie nicht auf den idealen Einstiegszeitpunkt, um Ihre Ersparnisse anzulegen. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass man als Anleger die Marktbewegungen genau im Auge behalten und wissen muss, wann man zuschlagen und sich zurückziehen sollte. Unsere Befragung ergab, dass etwa drei Viertel der Frauen (sowohl Anlegerinen als auch Nicht-Anlegerinnen) davon überzeugt sind, und auch fast genauso viele Männer haben diese Befürchtung. Vor lauter Respekt investieren sie dann lieber gar nicht und verpassen damit erst recht die Marktchancen.
Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Wenn Sie regelmäßig und mit einem langfristigen Anlagehorizont investieren, können Sie vom Auf und Ab des Marktes sogar profitieren! Wer beispielsweise einen Sparplan nutzt, investiert unabhängig vom Marktniveau immer den gleichen Betrag – und so werden bei fallenden Kursen mehr Anteile und bei steigenden Kursen weniger gekauft. Die Sparpläne funktionieren schon ab 25 EUR pro Monat.
5. Wählen Sie die Anlagen, die Sie ansprechen
Bauen Sie ein Portfolio auf, von dem Sie überzeugt sind. Investieren Sie beispielsweise in nachhaltige Unternehmen, was laut unserer Umfrage eine große Anziehungskraft ausübt, um den ersten Schritt zur Wertpapieranlage tatsächlich zu wagen: Über 60 % der Befragten betrachten den Kampf gegen den Klimawandel als einen wichtigen Aspekt bei der Zusammenstellung eines Portfolios. Vielleicht sind für Sie aber auch Megatrends wie Technologie, Gesundheit oder die aufstrebenden Länder in Asien interessant. Es gibt viele Möglichkeiten, Ihr Geld für sich arbeiten zu lassen und gleichzeitig einen konstruktiven Beitrag zu leisten.
Gehen Sie den Schritt vom Sparen zum Investieren
Viele Experten gehen davon aus, dass das aktuelle wirtschaftliche Umfeld einschließlich niedriger Zinsen noch längere Zeit anhalten wird. Mit kaum verzinsten Sparbüchern und Tagesgeldern allein ist also kein Kapitalwachstum zu erwarten. Dies ist ein entscheidender Faktor, den Sie bei der Erstellung Ihrer Finanzplanung berücksichtigen sollten – und wie unsere Befragung zeigt, ist diese Tatsache vielen Sparern bewusst: Mehr als 60 % der Befragten gaben an, dass sie in Zukunft Kapitalmarktanlagen in Betracht ziehen würden.
Ein regelmäßiger Sparplan ist ein idealer Einstieg, denn dabei werden jeden Monat kleinere Beträge zurückgelegt, ähnlich wie Sie es von Ihrem Sparkonto kennen. Wie bei jeder Anlage besteht das Risiko, dass es an den Börsen nicht nur auf- sondern auch abwärts gehen kann und Sie den investierten Betrag nicht vollständig zurückerhalten. Doch gerade für die langfristige Anlage ist es gut zu wissen, dass sich die gefürchteten Marktschwankungen langfristig aufheben. So kann ein regelmäßiger Sparplan eine gute Wahl für Erstanleger und Sparer sein, die mehr aus ihren bestehenden Anlagen herausholen möchten.
Lesen Sie weiter, um mehr darüber zu erfahren, wie auch unerfahrene Anlegerinnen ein Portfolio aufbauen und somit Vorsorge für eine bessere Zukunft treffen können.