
Entdecken Sie die Risiken passiver Anlagen in die sich verändernden wirtschaftlichen und politischen Gezeiten von heute und wie sie die Portfoliorenditen beeinflussen.
Passive Anlagen sind in den letzten 20 Jahren immer populärer geworden. Anlegerinnen und Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass sich die Zusammensetzung dieser Benchmarks in diesem Zeitraum drastisch verändert hat. Infolgedessen sind viele dieser Benchmarks nicht mehr der „einfache, diversifizierte Zugang zu den Märkten“, der sie noch vor einem Jahrzehnt waren. Diese Benchmarks sind nun sehr spezifischen Risiken ausgesetzt, die mit den aktuellen wirtschaftlichen und politischen Veränderungen einhergehen.
Der S&P 500 und der Technologiesektor
Der S&P hat eine phänomenale Entwicklung hinter sich: In den letzten 10 Jahren erzielte er einen durchschnittlichen jährlichen Ertrag von 14%. Allerdings war diese Performance stark von einigen wenigen Unternehmen getragen. 38% des Ertrags in diesem Zeitraum entfielen auf den Technologiesektor, der von der Begeisterung für neue Technologien wie KI angetrieben wurde.
Wie könnte sich dies auf die zukünftigen Erträge des S&P 500 auswirken? Wenn die großen Technologieunternehmen die in ihren aktuellen Kursen eingepreisten Gewinnerwartungen erfüllen und die anderen Aktien des Index sich besser entwickeln, könnte der S&P 500 auch in Zukunft hohe Erträge erzielen. Anlegerinnen und Anleger sollten jedoch bedenken, dass die Benchmark stark davon abhängt, ob der Technologiesektor die hohen Erwartungen erfüllt (wie in unserem Investment-Ausblick 2025 erläutert). Obwohl wir generell optimistisch sind, dass KI und andere Technologien mittelfristig einen Wandel herbeiführen werden, hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Auswahl der letztendlichen Gewinner und Verlierer in einem sich schnell verändernden Bereich ein hohes Maß an Wissen und Research erfordert.
Der ACWI ist heutzutage nicht sehr global
Die Technologiebegeisterung war vor allem in den USA zu beobachten, so dass der S&P Index andere regionale Benchmarks weit hinter sich ließ. Der Anteil des US-Marktes am MSCI ACWI Index ist daher deutlich gestiegen. Wer heute in den ACWI investiert, hält einen größeren Anteil seines Portfolios in Tesla – das derzeit mit einem Multiplikator von 132 auf die zukünftigen Gewinne gehandelt wird – als in den koreanischen Aktienmarkt.
Verzerrung des Global Agg durch hochverschuldete Emittenten
Während die Gewichtung der besten Unternehmen in Aktienindizes im Laufe der Zeit zunimmt, werden die Indexgewichte bei festverzinslichen Benchmarks auf der Grundlage der ausstehenden Verschuldung festgelegt. Passive Anlegerinnen und Anleger an den Anleihenmärkten nehmen daher die größten Allokationen in die am höchsten verschuldeten Staaten oder Unternehmen vor.
Dies war bei Anleihen-Benchmarks schon immer problematisch, aber die regionale Konzentration ist ein neueres Problem. Die massive Emission von US-Staatsanleihen zur Finanzierung der immer höheren US-Staatsausgaben hat dazu geführt, dass die US-Staatsschulden einen immer größeren Anteil an der globalen Benchmark ausmachen.
Risiken passiver Portfolios
Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wie sich diese Verschiebungen auf die Risikoexposition eines Portfolios auswirken. Stellen wir uns eine Anlegerin/einen Anleger vor, der Anfang 2008 beschließt, ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen und sich für eine Allokation von 60% in Aktien auf der Grundlage des ACWI und von 40% in Anleihen auf der Grundlage des Global Aggregate entscheidet. Die Motivation für ein solches Portfolio mag der Wunsch gewesen sein, ein einfaches, diversifiziertes Portfolio zu erhalten, das man unangetastet lassen kann.
Doch falls dieses Portfolio unangetastet geblieben ist, hat es sich aufgrund der bereits erwähnten Verschiebungen bei den Benchmarks drastisch verändert. Zunächst einmal besteht es jetzt zu 79% aus Aktien und zu 21% aus Anleihen und ist damit wesentlich anfälliger für ein Risk-Off-Event. Gleichzeitig stieg der Anteil der US-Investitionen am Gesamtportfolio von 41% auf 57%.
Anlegerinnen und Anleger sollten die mit diesem Portfolio verbundenen Risiken berücksichtigen: Die Wertentwicklung dieses Portfolios ist sehr anfällig für eine allgemeine Enttäuschung in Bezug auf den US-Technologiesektor und für die Volatilität, die am Markt für US-Staatsanleihen entstehen könnte, wenn die Politik von Präsident Trump die Inflationssorgen wieder aufleben lässt. Tatsächlich ist es möglich, dass sich diese beiden Anfälligkeiten gleichzeitig manifestieren, wenn steigende Renditen einen Ausverkauf bei Technologieaktien auslösen, da diese eine längere Duration aufweisen.
Anlegerinnen und Anleger sollten sich dieser Risiken passiver Anlagen bewusst sein. Vor 20 Jahren ermöglichte ein passiver Ansatz ein gut diversifiziertes Engagement, doch heute ist dies eindeutig nicht mehr der Fall.