
Unabhängig, ob die Weltwirtschaft wächst, in eine Rezession gerät oder Stagflation erlebt, wir sind der Meinung, dass andere Anlageklassen als Barmittel bessere Investitionen sein werden.
Einleitung
Angesichts der erhöhten politischen Unsicherheit und der Volatilität an den Märkten könnten Anlegerinnen und Anleger zu dem Schluss kommen, dass es für die nächsten 12 bis 18 Monate eine gute Strategie ist, Sicherheit in Barmitteln zu suchen. Immerhin sind die Einlagenzinsen in den westlichen Märkten nach wie vor relativ hoch, und das makroökonomische Bild ist düster. Nehmen wir Großbritannien: 49% der 819 Mrd. Pfund Ersparnisse, die die britischen Haushalte seit der Coronapandemie angehäuft haben, werden immer noch in Einlagen gehalten, anstatt sie anderweitig zu investieren.
Nach unserer Einschätzung erweist sich das Halten von Barmitteln jedoch nicht als der beste Weg für Anlegerinnen und Anleger. Unabhängig davon, ob die Weltwirtschaft weiter wächst oder in einen Abschwung oder eine Rezession gerät, erwarten wir, dass sich Barmittel schlechter entwickeln werden als andere Anlageklassen. Selbst in einem Stagflationsszenario sind Anlegerinnen und Anleger gut beraten, ihr Portfolio anderweitig zu diversifizieren.
Expansion setzt sich fort
Unser Basisszenario für die nächsten 12 bis 18 Monate geht trotz der politischen Unsicherheiten und der damit verbundenen Marktvolatilität von einem Wachstum der Weltwirtschaft aus. In diesem Szenario werden die westlichen Zentralbanken die Leitzinsen allmählich senken, aber insgesamt höher halten als in den 2010er Jahren. Das Halten von Barmitteln mag daher attraktiv erscheinen.
Allerdings halten wir die Aktienmärkte in diesem Umfeld für die bessere Wahl. Eine robuste Konjunktur würde die Aktiengewinne stärken, was den derzeit teuren US-Aktien helfen würde, in ihre hohen Bewertungen hineinzuwachsen, und die Erträge und Bewertungsmultiplikatoren anderswo stützen würde. Am stärksten dürften die Aktienkurse in zyklischen Sektoren und bei Small Caps steigen, die derzeit niedriger bewertet sind.
Selbst wenn die Anlegerinnen und Anleger für die nächsten 12 bis 18 Monate ungeachtet des Wachstumsumfelds mit eher gedämpften Aktienkurserträge rechnen – weil sie möglicherweise (und insbesondere in den USA) weniger Spielraum für eine Ausweitung der Multiplikatoren gegenüber dem aktuellen Niveau sehen –, dürften die Gesamterträge immer noch über den Einlagenzinsen liegen. Dies ist den Dividenden- und Rückkaufserträgen zu verdanken, die die heutigen Aktienmärkte, insbesondere in Europa, bieten.
Kursverluste oder Abschwung
Sollten schlechte Wirtschaftsnachrichten zu einem Rückgang am Aktienmarkt führen, dürften sich Barmittel besser entwickeln als Aktien, da die Aktienbewertungen sinken und die Analystinnen und Analysten ihre Gewinnprognosen nach unten korrigieren.
In einem solchen Szenario wären Kernanleihen unseres Erachtens jedoch eine bessere Wahl als Barmittel. Die derzeit hohen Einlagenzinsen würden sich in Luft auflösen, wenn die westlichen Zentralbanken als Reaktion auf das schwächere Wachstum und den nachlassenden Inflationsdruck die Leitzinsen senken. Die Barmittelerträge würden dann deutlich sinken. Umgekehrt würden die Erträge von Kernanleihen bei sinkenden Leitzinsen steigen.
Bei den aktuellen Renditeniveaus haben Anleihen einen erheblichen Spielraum, um ihre traditionelle Diversifikationsfunktion im Falle eines Abschwungs oder einer Rezession zu erfüllen. Würden die Renditen 10-jähriger US-Anleihen als Reaktion auf die Zinssenkungen der Federal Reserve in einem Jahr um 200 Basispunkte fallen, könnten Anlegerinnen und Anleger mit einem Gesamtertrag von rund 20% rechnen. Im Gegensatz dazu wären Anlegerinnen und Anleger, die Barmittel halten, einem erheblichen Wiederanlagerisiko ausgesetzt.
Stagflation
Sollte das Jahr 2025 dem Jahr 2022 anfangen zu ähneln, könnten Anlagen in Barmitteln attraktiv erscheinen. Ein schwaches Wachstum würde wahrscheinlich die Aktienmärkte belasten, aber eine hartnäckige Inflation könnte die Zentralbanken daran hindern, die Leitzinsen zu senken, was wiederum die Entwicklung von Kernanleihen bremsen würde.
Dennoch bieten sich Anlegerinnen und Anlegern immer noch Gelegenheiten, die besser sein könnten als Barmittelanlagen. Die besten Lösungen sind auf den Privatmärkten zu finden, darunter Sachwerte wie Infrastruktur und Holz, die 2022 zu den Top-Performern gehören.
Auch liquide Lösungen wie Rohstoffaktien oder Hedgefonds-Strategien könnten sich in einem Stagflationsszenario als bessere Wahl erweisen. So erzielten beispielsweise globale Makro-Hedgefonds im Jahr 2022 einen Ertrag von fast 10% und übertrafen damit die Performance von Barmitteln deutlich.
Fazit
Auch wenn Anlegerinnen und Anleger vielleicht wissen, dass Barmittel niemals eine gute langfristige Anlage sind, kann es verlockend sein, sich angesichts der erhöhten Unsicherheit und Marktvolatilität kurzfristig in Sicherheit zu bringen. Die nach wie vor hohen Einlagenzinsen lassen Barmittel noch attraktiver erscheinen.
Wir halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass Barmittel ein Multi-Asset-Portfolio auch nur kurzfristig übertreffen werden. Unabhängig davon, ob die Weltwirtschaft weiter expandiert, in einen Abschwung gerät oder gar eine Stagflation erlebt, werden sich unserer Ansicht nach andere Anlageklassen als Barmittel als die bessere Anlage erweisen. Anlegerinnen und Anleger sollten daher darauf achten, ihre Portfolios breit zu diversifizieren, und zwar über globale Aktien, Anleihen und inflationsschützende Anlagen, ob sie sich auf privaten oder öffentlichen Märkten bewegen.
Denn selbst in Zeiten außergewöhnlicher Unsicherheit sind Barmittel historisch gesehen selten die beste Option für Anlegerinnen und Anleger in Multi-Asset-Anlagen. Nimmt man den Zeitraum seit 1990 als Ausgangspunkt und betrachtet eine Reihe von wirtschaftlichen und geopolitischen Schocks, so hat ein 60/40-Portfolio aus Aktien und Staatsanleihen über einen Zeithorizont von einem Jahr in 75% der Fälle und über einen Zeitraum von drei Jahren stets besser abgeschnitten als Barmittel. Der durchschnittliche Mehrertrag gegenüber Barmitteln ist beträchtlich: 9 Prozentpunkte über ein Jahr und mehr als 20 Prozentpunkte über drei Jahre.
Unabhängig von ihrem Ausblick für das Jahr 2025 sollten Anlegerinnen und Anleger daher den historischen Wert eines diversifizierten Multi-Asset-Portfolios nicht aus den Augen verlieren und der Versuchung widerstehen, in Barmittel zu investieren