Von MAGA zu MEGA – das Comeback Europas
Der „alte Kontinent“ kann an den neuen politischen Herausforderungen wachsen.
Vor gut vier Monaten wurde Donald Trump mit dem Versprechen „Make America Great Again“ (MAGA) erneut ins Weiße Haus gewählt. In den Folgewochen herrschte auch an den Aktienmärkten große Einigkeit, dass eine egoistische US-Handelspolitik und Steuersenkungen das amerikanische Jahrzehnt an den Finanzmärkten verlängern dürfte. Die meisten Investoren hätten zu diesem Zeitpunkt den Gedanken an ein Comeback Europas als absurd verworfen. Doch europäische Aktien haben seit Beginn des Jahres eine erstaunliche Wertentwicklung hingelegt. Von Jahresbeginn bis Mitte März hat der MSCI Europa um 12 Prozent zugelegt, während US-Aktien 5 Prozent einbüßten. Ist diese Entwicklung nur ein Strohfeuer oder steckt mehr hinter dem Comeback Europas?
Die relative Schwäche des europäischen Aktienmarkts in den vergangenen 15 Jahren lag neben makroökonomischen Faktoren auch an einer „falschen“ Sektorzusammensetzung. Europa-Skeptiker argumentieren zudem mit strukturellen Themen wie schwacher Demographie und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit aufgrund des fragmentierten Wirtschaftsraums.
Es gibt jedoch Ursachen, die in der Diskussion gern übersehen werden. Europa hat in den Jahren nach der Eurokrise den Gürtel in der Haushaltspolitik enger geschnallt als beispielsweise die USA, die in den letzten zehn Jahren ihre Wirtschaft mit Geld überhäuften: Subventionen, Steuersenkungen für Unternehmen und Schecks für die Haushalte. Infolgedessen ist die US-Staatsverschuldung in Prozent des BIP um 27 Prozentgestiegen. Im Gegensatz dazu sank die Staatsverschuldung in der Eurozone um 3 Prozent des BIP.
Auch sollte man den unterschiedlichen Regulierungsfokus berücksichtigen. Die Vorschriften zur Bekämpfung des Klimawandels stiegen in der EU massiv an, um Unternehmen zu breiteren Netto-Null-Zielen zu bewegen. Der EU-CO2.Preis liegt aktuell bei 70 US-Dollar pro Tonne gegenüber 14 US-Dollar in China. Die USA hingegen haben erst gar keinen CO2-Preis festgelegt. Das ist insbesondere für energieintensive europäische Unternehmen ein erheblicher Wettbewerbsnachteil.
Zu diesen makroökonomischen Problemen gibt es in Europa einen Mangel an global führenden Unternehmen der New Economy. Einige wenige US-Player profitierten zuletzt massiv vom Hype um die künstliche Intelligenz. Auf der anderen Seite ist das Gewicht der Finanztitel am europäischen Aktienmarkt immer noch sehr hoch. Nach dem Doppelschlag der Finanz- und Eurokrise hatte dieser Sektor erheblichen Sanierungsbedarf und litt zudem unter der Negativzinspolitik der EZB.
Doch der Wind beginnt sich zu drehen. Aufgrund der kontroversen Haltung von Präsident Trump rückt Europa zusammen und beschließt weitreichende Maßnahmen. Die Finanzpolitik wird gelockert, um den neuen politischen Herausforderungen gerecht zu werden. Die jüngste Ankündigung Deutschlands, den Verschuldungsspielraum zu erhöhen und staatliche Investitionen hochzufahren, ist eine signifikante Abkehr von der bisherigen Spar- und Konsolidierungspolitik.
Auch lockert sich die Regulierung. Brüssel hat erkannt, dass Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels, wenn sie nicht mit unseren wichtigsten Wettbewerbern abgestimmt werden, der heimischen Industrie enorm schaden und ein großes Problem für Industrienationen wie Deutschland darstellen. Die Automobilindustrie soll deshalb mehr Zeit für die Einhaltung der CO2-Grenzwerte bekommen und das bürokratische Monster namens EU-Lieferkettengesetz wird entschärft.
Man muss diese makroökonomische Einschätzung auch mit den Aussichten für die Schlüsselsektoren, insbesondere die US-Technologie, verbinden. Die Unternehmen, die die amerikanische Dekade an den Aktienmärkten geprägt haben, erzielen enorme Gewinne und verfügen über beträchtliche Reserven. Aber sie befinden sich in einer schwierigen Phase, den hohen Erwartungen und Bewertungen gerecht zu werden.
Trotz der jüngsten erfreulichen Entwicklung europäischer Aktien werden die meisten Sektoren und Aktien weiterhin mit einem starken Abschlag gegenüber US-Titeln gehandelt. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es ausgerechnet die Folgen der MAGA-Politik sein könnten, die Europa zu Reformen drängen, wodurch ein besseres zukünftiges Wachstumsumfeld zu erwarten ist. In diesem Fall wäre die jüngste Outperformance europäischer Aktien noch nicht vorbei und aus MAGA würde – MEGA.
Relative Aktienbewertungen
%, relativer Abschlag/Aufschlag auf Basis von 12-monatigen Forward-KGVs

Tilmann Galler ist globaler Kapitalmarktstratege bei
J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt
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