Im August nahm die Marktvolatilität zu, was auf die erneute Belastung des chinesischen Immobilienmarktes, schwache makroökonomische Daten aus China und einen Anstieg der Renditen auf Staatsanleihen zurückzuführen war.
Vor diesem Hintergrund erlebten die globalen Aktien einen Abverkauf und der MSCI All Country World Index verzeichnete im Monatsverlauf einen Rückgang von 2,8% in US-Dollar. Die entwickelten Märkte schnitten mit einem Verlust von 2,3% ggü. 6,1% besser ab als die Schwellenmärkte.
Festverzinsliche Wertpapiere halfen diversifizierten Anlegerinnen und Anlegern nicht, Aktienverluste aufzufangen. Der Bloomberg Global Aggregate ging im August um 1,4% zurück, da die Renditen von Staatsanleihen stiegen. Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen stieg um 16 Basispunkte (Bp.) auf 4,1%.
An den Rohstoffmärkten blieben die globalen Ölpreise im Monatsverlauf relativ stabil, da die Wachstumsrisiken in China die Auswirkungen der Produktionskürzungen ausglichen. Obwohl die Europäische Union (EU) ihr Ziel für die Erdgasspeicherung weit vor der Frist am 1. November erreicht hat, stiegen die europäischen Erdgaspreise im August um 23%, da ein möglicher Streik bei drei Flüssigerdgasanlagen (LNG) in Australien zu einer Unterbrechung von bis zu 10% der weltweiten LNGVersorgung führen könnte.
Abbildung 1: Anlageklasse und Stilrenditen
Quelle: Bloomberg Barclays, FTSE, MSCI, Refinitiv Datastream, J.P. Morgan Asset Management. Globale Aktien: MSCI World; REITs: FTSE NAREIT Global Real Estate Investment Trusts; Rohstoffe: Bloomberg Commodity Index; Global Agg: Barclays Global Aggregate; Growth: MSCI World Growth; Value: MSCI World Value; Small cap: MSCI World Small Cap. Alle Indizes geben die Gesamtrendite in US-Dollar an. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung. Daten zum 30. Setember 2023.
USA
Anfang August stufte die Rating-Agentur Fitch das Bonitätsrating der US-Regierung von AAA auf AA+ herab und begründete dies mit der nicht nachhaltigen Schulden- und Defizitentwicklung und der zunehmenden politischen Dysfunktion. Diese Entscheidung führte zwar zu heftigen Debatten in politischen und wirtschaftlichen Kreisen, hatte aber kaum Auswirkungen auf die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen, die nach der Ankündigung von Fitch kaum stiegen. Aufgrund unerwartet guter Wirtschaftsdaten und einer starken Emissionstätigkeit konnten die Renditen jedoch im weiteren Verlauf des Monats einen Anstieg verzeichnen.
Insgesamt blieben die eingehenden Wirtschaftsdaten in den USA solide. Die Arbeitsmarktdaten deuteten im Juli auf einen sich abkühlenden, aber immer noch starken Arbeitsmarkt hin, mit einem Anstieg der Beschäftigungszahlen um 187.000 Stellen, der leicht unter den Konsenserwartungen von 200.000 lag. Die Arbeitslosigkeit ging auf 3,5% zurück, während der durchschnittliche Stundenlohn mit einem Anstieg von 4,4% ggü. dem Vorjahr etwas besser ausfiel als erwartet. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Juli im Vergleich zum Vormonat um 0,7% und lagen damit deutlich über den Erwartungen eines Anstiegs von 0,4% ggü. dem Vormonat.
Was die Inflation betrifft, so stieg der Verbraucherpreisindex (VPI) im Juli aufgrund höherer Lebensmittel- und Energiepreise leicht auf 3,2% ggü. dem Vorjahr, während der Kern-VPI im Vorjahresvergleich von 4,8% im Juni leicht auf 4,7% zurückging. Aus dem Protokoll der Juli-Sitzung der US-Notenbank (Fed) geht jedoch hervor, dass die meisten Vertreterinnen und Vertreter weiterhin über die Inflation besorgt sind und somit die Tür für weitere Zinserhöhungen offen lassen, falls dies erforderlich sein sollte. Die Rede von Jerome Powell in Jackson Hole wurde im Gegensatz zum letzten Jahr von den Finanzmärkten positiv aufgenommen. Insgesamt wird die Politik der Fed weiterhin von den Daten abhängen, wobei sie bei Bedarf eine Straffung der Geldpolitik anstreben wird.
Die Marktpreise deuten darauf hin, dass die Fed vor Jahresende eine letzte Zinserhöhung vornehmen könnte, gefolgt von vier oder fünf Zinssenkungen im Jahr 2024. Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) im August unterstützten diese zurückhaltende Einschätzung, da die PMI für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor auf 47 bzw. 51 fielen.
Trotz der relativen Stärke der US-Wirtschaft fiel der S&P 500 im August angesichts steigender Renditen um 1,6%. Höhere Zinsen und Volatilität stützten den US-Dollar, der auf handelsgewichteter Basis um 1,7% zulegte.
Abbildung 2: Globale Aktienmarkterträge
Quelle: FTSE, MSCI, Refinitiv Datastream, Standard & Poor’s, TOPIX, J.P. Morgan Asset Management. Alle Indizes geben die Gesamtrendite in lokaler Währung an, mit Ausnahme des MSCI Asia ex-Japan und des MSCI EM, die in US-Dollar angegeben sind. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung. Daten zum 30. Setember 2023.
Europa
Die BIP-Schnellschätzung von Eurostat zeigte, dass das BIP der Eurozone im zweiten Quartal 2023 um 0,3% gegenüber dem Vorquartal angestiegen ist. Während dieses Tempo relativ verhalten war, ist die Lage auf den Arbeitsmärkten in der Eurozone weiterhin sehr angespannt, wobei die Arbeitslosenquote im Juni auf 6,4% und damit auf den niedrigsten Stand aller Zeiten fiel. Die wirtschaftlichen Aussichten bleiben jedoch unsicher, da der zusammengesetzte PMI im August auf 47 fiel, den niedrigsten Stand seit 2012 (ohne Berücksichtigung des Covid-Zeitraums).
Die Gesamtinflation in der Eurozone trotzte den Erwartungen und blieb im August mit 5,3 ggü. dem Vorjahr unverändert. Die Kerninflation ging jedoch leicht von 5,5% ggü. dem Vorjahr im Juli auf 5,3% ggü. dem Vorjahr im August zurück. Trotz des Rückgangs liegt die Inflation nach wie vor deutlich über dem von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Ziel und die Märkte preisen weitere Zinserhöhungen der EZB bis zum Jahresende ein.
Der MSCI Europe ex-UK Index ging im August um 2,2% zurück, da er vom Bankensektor belastet wurde, nachdem die italienische Regierung die Erhebung einer Steuer auf Gewinnüberschüsse der Banken ankündigte. Die europäischen Anleiherenditen blieben im August weitgehend stabil und der Bloomberg Euro Aggregate stieg im Monatsverlauf um 0,3%.
Im Vereinigten Königreich hob die Bank of England (BoE) Anfang August ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 5,25% an. Die BoE betonte ihre Absicht, die Zinssätze für eine gewisse Zeit auf restriktiven Niveaus zu halten. Trotz dieser strafferen Geldpolitik überraschte die britische Wirtschaft im zweiten Quartal 2023 mit einem BIP-Anstieg von 0,2% ggü. dem Vorquartal (Konsenserwartung 0,0% ggü. dem Vorquartal).
Der VPI im Vereinigten Königreich sank im Juli erwartungsgemäß auf 6,8% im Vorjahresvergleich, gegenüber 7,9% im Juni. Die Arbeitsmarktdaten zeigten, dass die regulären Gehälter (ohne Boni) im Zeitraum von April bis Juni 2023 um 7,8% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind, was dem höchsten Wert seit Beginn der Vergleichszahlen im Jahr 2001 entspricht. In diesem Kontext rechnen die Märkte weiterhin mit weiteren Zinsanhebungen durch die BoE in diesem Jahr. Vor diesem Hintergrund stieg die Rendite 10-jähriger Gilts im August um 5 Bp. auf 4,4%, während der FTSE All-Share hinter seinen Pendants in den Industrieländern zurückblieb und einen Rückgang von 2,5% im Monatsverlauf verzeichnete.
Abbildung 3: Anleihen: Erträge nach Sektoren
Quelle: Bloomberg Barclays, BofA/Merrill Lynch, J.P. Morgan Economic Research, Refinitiv Datastream, J.P. Morgan Asset Management. Global IL: Barclays Global Inflation-Linked; Euro Gov.: Barclays Euro Aggregate Government; US Treas: Barclays US Aggregate Government – Treasury; Global IG: Barclays Global Aggregate – Corporates; US HY: BofA/Merrill Lynch US HY Constrained; Euro HY: BofA/Merrill Lynch Euro Non-Financial HY Constrained; EM Debt: J.P. Morgan EMBIG. Alle Indizes geben die Gesamtrendite in lokaler Währung an, mit Ausnahme der Schwellenmarkt- und globalen Indizes, die in US-Dollar angegeben sind. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung. Daten zum 30. Setember 2023.
Asien
In China lagen die Konjunkturdaten deutlich unter den Erwartungen. Was die Inflation betrifft, so rutschte der VPI im Juli mit -0,3% ggü. dem Vorjahr ins Minus, während sich die Deflation des Erzeugerpreisindex (PPI) im 10. Monat in Folge fortsetzte. Die Einzelhandelsumsätze blieben mit einem Wachstum von 2,5% ggü. dem Vorjahr im Vergleich zu den Prognosen von 4,5% ggü. dem Vorjahr deutlich hinter den Erwartungen zurück. Ein Aufschwung in den kommenden Monaten erscheint unwahrscheinlich, da das Vertrauen der Haushalte ebenfalls schwach blieb.
Die chinesischen Investitionsdaten unterstrichen ebenfalls das geringe Geschäftsvertrauen, da die privaten Investitionen im Juli um 2,3% im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen. Der Immobiliensektor war der schwächste Sektor und verzeichnete zwischen Januar und Juli einen Investitionsrückgang von 8,5% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Schwierigkeiten von Country Garden und Evergrande, zwei der größten Bauträger in China, machten im August ebenfalls die Schwäche des Immobiliensektors deutlich.
Um diesen Schwierigkeiten und Deflationsrisiken zu begegnen, senkte die People’s Bank of China (PBoC) im August zweimal ihren Zinssatz, bislang ist die Kreditnachfrage jedoch weiterhin schwach. Ende des Monats ergriff Peking außerdem mehrere Initiativen zur Unterstützung der Finanzmärkte, z. B. die Halbierung der Stempelsteuer auf den Aktienhandel. Trotz dieser Maßnahmen verlor der Renminbi im Laufe des Monats 1,6% gegenüber dem US-Dollar, während der CSI 300 Index um 6,2% zurückging.
In Japan legte die Wirtschaft im zweiten Quartal 2023 angesichts eines starken Beitrags des Nettohandels um 6,0% gegenüber dem Vorquartal zu. Konjunkturindikatoren wie der Tankan-Index deuten darauf hin, dass sich diese starke Dynamik in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Auch Japan scheint seine deflationäre Phase hinter sich zu lassen. Der Kern-VPI stieg im Juli um 10 Bp. auf 4,3% im Vergleich zum Vorjahr und die Lohnverhandlungen im Frühjahr (Shunto) führten zu den größten Lohnerhöhungen seit 30 Jahren. Im Vergleich zu anderen Märkten erwiesen sich japanische Aktien im August als relativ widerstandsfähig, da der Topix einen moderaten Anstieg von 0,41% verbuchte.
Abbildung 4: Erträge aus festverzinslichen Staatsanleihen
Quelle: Bloomberg Barclays, Refinitiv Datastream, J.P. Morgan Asset Management. Alle Indizes sind Bloomberg Barclays Benchmark-Staatsanleihenindizes. Alle Indizes sind in lokaler Währung angegeben, mit Ausnahme globaler Indizes, der in USDollar angegeben ist. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung.Daten zum 30. Setember 2023.
Fazit
Wie in unserem Halbjahresausblick erörtert, waren die Markterwartungen eines „Goldlöckchen“-Szenarios, die die globalen Märkte bis Ende Juli stützte, wahrscheinlich zu schön, um wahr zu sein. Die Volatilität im August hat in gewisser Weise gezeigt, dass eine zunehmende Zahl von Anlegerinnen und Anlegern dieselbe Sorge zu haben scheint.
Die Schwierigkeiten Chinas werden die Weltwirtschaft in den kommenden Monaten unweigerlich belasten, da das Land fast ein Drittel des globalen Wachstums beiträgt. Zugleich sind die Risiken trotz des nachlassenden Inflationsdrucks noch nicht vollständig verschwunden und die Zentralbanken werden wahrscheinlich über das Jahr 2023 hinaus an einer restriktiven Politik festhalten müssen.
Vor diesem Hintergrund sind wir nach wie vor der Auffassung, dass die Anlegerinnen und Anleger eine gute Diversifizierung mit Schwerpunkt auf Qualität beibehalten sollten.
Abbildung 5: Indexrenditen für August 2023
Quelle: Bloomberg Barclays, MSCI, Refinitiv Datastream, J.P. Morgan Asset Management. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung. Daten zum 30. Setember 2023.
09v9230409101202