Strauchelnder Drache
Immobilienkrise und Regulierungen haben dem chinesischen Aktienmarkt schwer zugesetzt. Bringt das Jahr des Drachen die Wende?
Über zwei Milliarden Menschen in Asien und der Welt feiern in diesen Wochen das neue Jahr. Auf das Jahr des Hasen folgt nun der hölzerne Drache – ein Symbol für Wachstum, Fortschritt und Überfluss. Nach Kursverlusten von rund 25 Prozent im vergangenen Jahr wäre das für Anlegerinnen und Anleger in chinesischen Aktien eine mehr als willkommene Trendwende. Doch wie gut stehen die Chancen aus fundamentaler Sicht, dass das Drachenjahr seinem guten Ruf gerecht werden kann? Sind die Bewertungen chinesischer Aktien günstig genug, um zu einer besseren Wertentwicklung beizutragen?
Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld kann bestenfalls als durchwachsen bezeichnet werden. Die wichtigsten Wirtschaftskennzahlen Chinas haben sich in den letzten Monaten stabilisiert. Das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal war stark genug, um das reale Bruttoinlandsprodukt für 2023 mit 5,2 Prozent knapp über das offizielle Wachstumsziel der Regierung zu heben. Die Industrieproduktion mit einem Plus von 6,8 Prozent im Vorjahresvergleich trug maßgeblich dazu bei.
Trotz der ermutigenden Zahlen gibt es für die Erholung weiterhin Gegenwind. Die größte Herausforderung ist die schlechte Stimmung der privaten Haushalte und Unternehmen. Die Immobilienkrise spielt hier eine entscheidende Rolle, denn zwei Drittel der chinesischen Privatvermögen steckt in Immobilien. Die Übertreibungen auf diesem Markt sind enorm und die Fallhöhe ist hoch. Der durchschnittliche Wohnungspreis in den Metropolen beträgt das 40-fache des verfügbaren Einkommens, im Vergleich zum Zehnfachen den USA. Das hohe Preisniveau und eingetrübte Zukunftsaussichten haben zu einem Einbruch der Immobiliennachfrage geführt, während gleichzeitig das Angebot um 22,2 Prozent im Jahresvergleich angestiegen ist. Bauinvestitionen sanken 2023 um 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der Einbruch in der Bautätigkeit verschlechtert wiederum die Bilanzen von Bauträgergesellschaften, die zu rund 50 Prozent aus dem Privatsektor finanziert sind. Das führte bei den Kreditgebern zu enormer Besorgnis über den Verbleib von Anzahlungen und Vorschüssen. Den Lokalregierungen geht aufgrund der fehlenden Baulandverkäufen eine wichtige Finanzierungsquelle verloren. Sie müssen deshalb ihre Haushalte konsolidieren. Die einsetzende Vertrauenskrise ist zum größten Hemmschuh für die Wirksamkeit der Konjunkturmaßnahmen geworden. Trotz der fortgesetzten geldpolitischen Lockerung blieb der Kreditimpuls schwach, weil der Privatsektor keine Kredite aufnimmt und investiert. Das führt dazu, dass zukünftig der Fiskalpolitik eine immer wichtigere Rolle als Kickstarter für den schwächelnden Konjunkturmotor zukommen dürfte.
Bewertungen halbiert
Nach der Marktkorrektur der letzten zwei Jahre sind die Bewertungen chinesischer Aktien günstig geworden. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des MSCI China liegt derzeit bei 8,6x und damit nur halb so hoch wie vor zwei Jahren. Das KGV war in den letzten 20 Jahren nur vier Mal niedriger. Es folgten bisher immer starke taktische Erholungen mit durchschnittlich +60 Prozent Wertentwicklung. Doch eine Grundvoraussetzung für ein freundlicheres Aktienumfeld im Jahr des Drachen ist eine Verbesserung der Gewinnentwicklung. Die anhaltende Deflation der Erzeugerpreise liefert bisher kein ermutigendes Signal, da sie repräsentativ für ein schwaches Preis- und Nachfrageumfeld der Unternehmen ist. Ein umfangreiches Konjunkturpaket in den kommenden Monaten könnte die Dynamik zum Positiven verändern.
Längerfristig wird es jedoch entscheidend sein, ob es den chinesischen Unternehmen gelingt, das heimische Wirtschaftswachstum in Gewinnwachstum umzumünzen. Dies war in den letzten 10 Jahren nicht der Fall. Obwohl sich die Wirtschaftsleistung mehr als verdoppelt hat, ist der Gewinn je Aktie im MSCI China gleichgeblieben. Vertrauensbildende Maßnahmen der Regierung, wie eine umfangreiche Rekapitalisierung von Regional- und Schattenbanken, eine unternehmensfreundlichere Regulierung und Initiativen für eine besserer Unternehmensführung, sind notwendige Bedingungen, dass chinesische Aktien zu nachhaltiger Ertragsstärke zurückfinden.
China: Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Gewinne je Aktie (GjA)
Nominales BIP, Dez. 2008 auf 100 umbasiert (links); GjA des MSCI China in USD
Tilmann Galler ist globaler Kapitalmarktstratege bei
J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt
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