Widerstandsfähige Portfolios dank neuer Portfoliobausteine
„Sichere Häfen“ neu gedacht
Wichtigste Erkenntnisse
- Da ein Großteil der Staatsanleihen aus Industrieländern inzwischen mit negativen Renditen notiert, müssen Anleger nun quasi für den Portfolioschutz bezahlen, den diese Anleihen bieten.
- Die Konzeption gut diversifizierter Portfolios wird damit zur Herausforderung eine breitere Definition der “sicheren Anlagehäfen wird notwendig. Eine effiziente Optimierung der Risikoabsicherung muss die gleiche Aufmerksamkeit erhalten wie die Optimierung der Erträge.
- Anleger haben bei der Absicherung und Stärkung ihrer Portfolios möglicherweise mehr Auswahl, als sie glauben. Die Lösungen sind vielleicht überraschend und der optimale Kompromiss wird sich je nach Anleger unterscheiden.

Die Portfolioabsicherung ist im spätzyklischen Umfeld ein wichtiges Anliegen der Investoren. Die Aktienmärkte nähern sich ihren Allzeithochs, die Anleihenrenditen haben zyklische Tiefstände erreicht und die geopolitischen Risiken nehmen zu. Wie können Anleger angesichts dieser Herausforderungen widerstandsfähigere Portfolios aufbauen?
Traditionell war ein gut diversifiziertes Portfolio mit einer ausreichenden Allokation in hochwertigen Anleihen ein entscheidender Faktor, um das Aktienmarktrisiko zu vermindern und zuverlässige Kuponerträge zu erzielen. Das änderte sich mit der Umsetzung der beispiellosen Geldpolitik in Folge der globalen Finanzkrise. Ein erheblicher Teil der Staatsanleihen von Industrieländern notiert heute mit negativen Renditen – was die Frage aufwirft, ob sich das Konzept eines “risikolosen Zinses” überholt hat.
Heute müssen Anleger im Wesentlichen für die Absicherung bezahlen, die Anleihen bieten können. Die Konzeption ausgewogener Portfolios wird damit zur Herausforderung, sodass die Anleger ebenso viel Zeit für die Optimierung der Risikoparameter ihrer Portfolios wie für die Steigerung ihrer Portfolioerträge aufbringen müssen.
Unsere Analysen deuten darauf hin, dass traditionelle sichere Häfen wie hochwertige Staatsanleihen, Reservewährungen und Gold weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Zugleich kann ein Teilbereich alternativer Anlagen (z. B. Immobilien aus dem Core-Segment und Infrastruktur) ebenfalls attraktive sichere Eigenschaften bieten, was von den Opportunitätskosten und Anlagezielen abhängt.
Um widerstandsfähigere Portfolios aufzubauen, muss aus unserer Sicht die Definition der „sicheren Häfen“ erweitert werden. Dabei gilt es jeweils die stabilisierenden Merkmale und Opportunitätskosten zu berücksichtigen, deren relative Bedeutung für den Anleger abzuwägen ist:
- Liquide bleiben
- Stabile Erträge erhalten
- Von Marktverzerrungen opportunistisch profitieren
Eine breitere Definition sicherer Häfen
Folgende Anlagen entsprechen unserer erweiterten Definition „sicherer Häfen“:
Anleihen können weiterhin zur Diversifikation beitragen (da wirlangfristig ein bescheidenes Wachstum, eine geringe Inflation und weiterhin niedrige Zinsen erwarten), aber viele bieten mittlerweile nur noch einen Diversifizierungseffekt zur Absicherung und keinen Kupon.
Der US-Dollar ist ein äußerst liquides, erstklassiges Investment, das in schwierigen Marktphasen in der Regel negativ mit Risikoanlagen korreliert. In Zukunft könnte er jedoch kein gewinnbringender sicherer Hafen mehr sein: Die USD-Nachfrage der Manager globaler Devisenreserven sinkt; die US-Notenbank hat angesichts der hohen Spreads gegenüber anderen wichtigen Märkten noch Spielraum für Zinssenkungen; die USD-Bewertungen sind hoch; und in der Devisenpolitik zeichnet sich ein Trend zur aktiven Währungsabwertung ab.
Gold hat in verschiedenen Konjunktur- und Marktszenarien für Stabilität gesorgt. Seine Attraktivität als sicherer Hafen könnte zunehmen, da die niedrigen Renditen die Opportunitätskosten von Anleihen erhöhen; sollte sich der Interventionismus durchsetzen, wäre der Status des US-Dollar als Wertspeicher geschwächt.
Immobilien aus dem Core-Segment können stabile, hochwertige Ertragsströme bieten, die ihre mangelnde Liquidität deutlich wettmachen. Darüber hinaus weisen sie eine relativ geringe, wenn auch positive Korrelation mit Aktien sowie eine schwächere Volatilität auf.
Infrastruktur hat ähnliche Merkmale eines sicheren Hafens wie Immobilien und darüber hinaus einen viel versprechenden Ausblick angesichts der Nachfrage nach grünen Projekten.
Anleger haben beim Aufbau breit gestreuter Portfolios also mehr Auswahl, als sie glauben. Eine effektive Einbettung sicherer Anlagen sollte dabei ebenso viel Aufmerksamkeit erhalten, wie die Optimierung der Erträge. Die Lösungen sind vielleicht überraschend und die ideale Allokation wird sich je nach Anleger unterscheiden.
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