Auf dem Weg zu einem Land mit höherem Einkommensstatus
Die nächste Phase des Wirtschaftswachstums in China
Wichtigste Erkenntnisse
- China steht an der Schwelle zum mittleren Einkommensstatus. Wir prognostizieren, dass das Land in den nächsten zehn bis 15 Jahren trotz aller Herausforderungen mit einem jährlichen Anstieg des realen BIP von 4,4 % ein hohes Einkommensniveau erreichen und die „Falle des mittleren Einkommens“ vermieden werden kann – analog zu Südkorea und Taiwan.
- Obwohl China die zweitgrößten Aktien- und Anleihenmärkte der Welt besitzt, entspricht das Spektrum der Anlagemöglichkeiten nicht dem wirtschaftlichen Gewicht des Landes. Die Anpassung der Kapitalmärkte ist daher wahrscheinlich – mit Chancen und Risiken für Investoren.
- Anleger mit den nötigen analytischen Ressourcen können hier Anlagechancen finden, z. B. in Chinas wachsenden Sektoren für Dienstleistungen (einschl. Finanzdienstleistungen) und Konsum. Dies gilt aber auch für andere Regionen in Asien, denn Chinas Entwicklungseffekte reichen über seine Landesgrenzen hinaus.

China wird 2019 wahrscheinlich einen Meilenstein seiner Entwicklung erreichen: ein BIP von 10.000 USD pro Kopf. Das bedeutet eine enorme Verbesserung des Lebensstandards von über einer Milliarde Menschen und ist eine der größten wirtschaftlichen Erfolgsge-schichten, die es je gegeben hat. Allerdings hat sich Chinas Wachstum bereits verlangsamt, und in der Vergangenheit konnten nur wenige Entwicklungsländer eine starke Wachstumsdynamik beibehalten, nachdem sie die Marke von 10.000 USD pro Kopf erreicht hatten. Stattdessen gerieten sie in die so genannte „Falle des mittleren Einkommens“.
Wird China dieser Falle entkommen, weiterhin rasch über 10.000 USD pro Kopf hinauswachsen und sich den reichsten Volkswirtschaften der Welt annähern? Wir glauben, dass dies gelingen kann, was eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte ist, nicht zuletzt angesichts eines eher unversöhnlichen internationalen Klimas. Im Gegensatz zu zwei anderen Ländern, denen dieser Schritt gelungen ist – Südkorea und Taiwan – leidet China zudem unter einer schwächeren Demografie und der Abhängigkeit von einem ineffizienten Staatssektor.
Unser Basisszenario zum BIP-Wachstum in China ist ein Durchschnitt von 4,4 % über die nächsten zehn bis 15 Jahre, der bis 2034 zu einem hohen Einkommensstatus führen wird (gemäß Definition der Weltbank). Die erfolgreiche Umsetzung wirtschaftlicher Reformen könnte China auf einen etwas schnelleren Wachstumskurs lenken; als Risikofaktor gilt in erster Linie die hohe Verschuldung.
Auch wenn Chinas Wirtschaft und Kapitalmärkte im Zuge ihrer Weiterentwicklung auf zahlreiche Herausforderungen stoßen dürften, können Anleger mit der nötigen Kenntnis der Marktgegebenheiten neue Anlagechancen finden. Denn China versucht, seine hohen Wachstumsraten aufrechtzuerhalten. Die wichtigsten Risiken und Chancen in der Wachstumsphase oberhalb von 10.000 USD umfassen:
Für die Wirtschaft:
- Die Handelsaussichten sind ungewiss, und die weltweiten Handelsvolumina und Preise wachsen derzeit nicht. Als Südkorea und Taiwan in diesem Stadium waren, war dies noch der Fall.
- Chinas schrumpfende Erwerbsbevölkerung entwickelt sich wesentlich schlechter als in Korea und Taiwan auf dem Niveau von 10.000 USD, obwohl die Urbanisierung (China ist nach wie vor eher ländlich geprägt) einen gewissen Ausgleich schaffen sollte.
- Die Bankkredite für bevorzugte Sektoren und Unternehmen in China sind ein Problem, was den Behörden auch bewusst ist - denn die rasche Akkumulation neuer Schulden erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Finanzkrise.
- Chinas große Staatsunternehmen sind ineffizient, obwohl das Wachstum durch entsprechende Strukturreformen verbessertwerden könnte. Diese sind eine Priorität der Regierung.
Für Anlagemärkte und Investoren:
- Chinas politischer Schwerpunkt einer marktgerechten Preisfindung dürfte das Wachstum des Anleihenmarktes begünstigen, während die Risikoverlagerung von den Banken auf die Märkte der Liquidität des Anleihenmarktes zugutekommen sollte.
- Chinas Aufnahme in die Referenzindizes für Aktien und Anleihen hat hohe ausländische Mittelzuflüsse ausgelöst, doch der Anteil ausländischer Anleger ist im internationalen Vergleich weiterhin gering, sodass hier noch Wachstumspotenzial besteht.
- Die Zunahme institutioneller chinesischer Investoren dürfte dazu beitragen, die Volatilität am Aktienmarkt zu stabilisieren.
- Die dienstleistungs- und konsumorientierten Aktiensektoren werden wahrscheinlich Anlagechancen bieten, jedoch auf Kosten der Energie-, Grundstoff- und Industriewerte – das bedeutet Gegenwind für Industrieunternehmen in Hongkong, Taiwan, Korea und Singapur.
- Von einer stärkeren Öffnung des großen chinesischen Finanzsektors dürften Finanzunternehmen in Hongkong und Singapur profitieren.
Investoren mit breiten analytischen Ressourcen für die verschiedenen Marktsegmente und möglicherweise sogar Expertise vor Ort können an den Aktien- und Anleihenmärkten in China – den zweitgrößten der Welt – und in anderen aufstrebenden Ländern in Asien neue Anlagemöglichkeiten finden, während Chinas Wirtschaft den Meilenstein von 10.000 USD hinter sich lässt.
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