Fokus auf den Core-Bereich
PRIVATE INFRASTRUKTURANLAGEN
Diversifikation, Inflationsschutz und Rendite – institutionelle Anleger machen sich das Potenzial von Kapitalbeteiligungen an privaten Core-Infrastrukturanlagen seit fast einem Jahrzehnt und insbesondere in den letzten fünf Jahren zu eigen. In der Spätphase des Zyklus fragen sie sich nun, wie Chancen am besten genutzt und Risiken am effektivsten gesteuert werden können.
Aus Finanzierungssicht sind Infrastrukturanleihen ein zunehmend reifer Markt, in dem institutionelle Anleger mit Banken konkurrieren und gemeinsam neue Finanzierungsstrukturen bilden. Wir sehen trotz historisch niedriger Leitzinsen sowie konjunktureller, aufsichtsrechtlicher und politischer Unsicherheiten keine Entspannung der Finanzierungsbedingungen für Core-Anlagen.
Zu viel Geld für zu wenige Deals?
Als Kapitalgeber für Core-Infrastrukturanlagen hören wir eine Aussage, die im Spätzyklus häufiger geworden ist: „Es gibt zu viel Geld für zu wenige Deals.“ Diese Sichtweise liefert jedoch kein vollständiges Bild der Situation. Obwohl ein beträchtliches Kapital zusammengekommen ist, war die Ausgangsbasis relativ niedrig, und privates Kapital macht weiterhin einen geringen Prozentsatz der Gesamtfinanzierung am Markt aus. Zwar sind die absoluten laufenden Erträge im Laufe der Zeit gesunken, jedoch bleiben sie aus unserer Sicht im Vergleich zu den traditionellen Anlageklassen recht attraktiv, insbesondere auf risikobereinigter Basis.
Wir machen weiterhin vielversprechende Transaktionen für regulierte und vertraglich gebundene Vermögenswerte aus dem mittleren Marktsegment in den OECD-Märkten aus, vor allem in den USA und Westeuropa. Transaktionen im mittleren Marktsegment machen über 90 % aller Infrastrukturtransaktionen aus und sind in der Regel immun gegen den üblichen intensiven Wettbewerb um große, wichtige „Trophy“- Assets, bei denen häufig von „zu viel Geld“ gesprochen wird (ABBILDUNG 1).
Im Rahmen einer „strategischen Investmentplattform“ tätigen wir strategisch geeignete Akquisitionen und setzen zudem Eigenkapital in unseren Portfoliounternehmen ein. Dieser Ansatz zielt auf einen effizienteren Kapitaleinsatz und weniger wettbewerbsintensive Prozesse ab, während wir gleichzeitig in der Lage sind, unsere bestehenden Geschäfte und Managementteams zu optimieren. Beispiele sind unter anderem die Ergänzung eines breit diversifizierten Solarportfolios um Solaranlagen und die Expansion eines regulierten Versorgers in ein neues Land, organisch oder durch Akquisition.
Als Kreditgeber konzentrieren wir uns auf die Sektoren, die echte Eintrittsbarrieren und Sichtbarkeit der Cashflows bieten, und stellen fest, dass die „Energiewende“ weg von fossilen Brennstoffen sowohl Herausforderungen als auch neue Anlagemöglichkeiten mit sich bringt.
Keine Abkehr von Core-Anlagen
Unseres Erachtens sind die risikobereinigten laufenden Erträge für Core-Infrastrukturanlagen auf relativer Basis weiterhin attraktiv. Wie jedoch die Aussage „zu viel Geld für zu wenige Deals“ andeutet, erhöhen einige Anleger ihre Risikotoleranz immer weiter, um die erwarteten laufenden Erträge aufrechtzuerhalten. Ganz gleich, ob durch Anlagen in neuen Regionen oder Sektoren, die zusätzlichen laufenden Erträge gehen auch mit zusätzlichen Risiken einher.
Insbesondere aufgrund des spätzyklischen Umfelds konzentrieren wir uns auf Anlagen, die der etablierten Definition von „Core-Anlagen“ entsprechen – in erster Linie der Fähigkeit, eine klare Prognose der langfristigen Rendite zu bieten. Echte Core-Infrastrukturanlagen können eine niedrige Volatilität, eine geringe Korrelation mit Aktien und Anleihen sowie zuverlässige Barrenditen bieten. Wir glauben, dass Diversifikation und Abwärtsschutz den Anlegern insbesondere im Spätzyklus zugute kommen werden.
ESG-Aspekte und erneuerbare Energien
Um die risikobereinigten laufenden Erträge zu optimieren, ist die Berücksichtigung der ESG-Faktoren nach wie vor von grundlegender Bedeutung. Ein Fokus auf ESG-Aspekte orientiert sich eng an den Zielen von Infrastrukturanlagen, sowohl im Aktien- als auch im Anleihenbereich.
Die ökologischen Vorteile erneuerbarer Energien beflügeln beispielsweise sowohl das Angebot als auch die Nachfrage im Sektor. Dadurch stehen langfristige Verträge zur Verfügung, die auf die Anlageziele der Infrastruktur-Anlageklasse abgestimmt sind. In der Tat haben sich die erneuerbaren Energien im letzten Jahrzehnt zu einem kommerziellen Bereich des Infrastruktursektors entwickelt. Unserer Ansicht nach schlägt sich dieser Trend sowohl in der Angebots- als auch in der Nachfragedynamik nieder.
- Steigerung der Nachfrage: neue staatliche Ziele zur Erhöhungdes Anteils erneuerbarer Energien am Gesamtenergiemix; Veränderungen der Unternehmensstrategien undVerbraucherpräferenzen, die weitgehend für die Förderung eines nachhaltigen Konsumverhaltens und Investierens verantwortlich sind.
- Erhöhung des Angebots: Größere Skaleneffekte führen zu niedrigeren Kosten für die Erzeugung von Wind- und Solarenergie, wobei Wind und Solar in vielen Ländern die kostengünstigste Option darstellen. Energiebezogene Infrastrukturfinanzierungen kommen inzwischen für den Großteil der Neufinanzierungen auf; der Wert der Transaktionen im Bereich erneuerbarer Energien hat gegenüber konventionellem Strom aufgeholt und liegt zahlenmäßig weit vorn (ABBILDUNG 2).
Wie bei Infrastruktur Equity rücken auch ESG-Aspekte in den Fokus. ESG-Aspekte ebenfalls in den Fokus. Die Angleichung der Nachfrage- und Angebotsfaktoren für erneuerbare Energien hat den Finanzierungsbedarf stark ansteigen lassen. Dies wird wahrscheinlich zu einer höheren Allokation in Infrastrukturanleihen aus dem Bereich erneuerbarer Energien führen.