
Die Unsicherheit bezüglich der Entwicklung der US-Handelspolitik bleibt hoch und wird voraussichtlich weiterhin die Marktvolatilität nähren.
Die Märkte waren im April volatil, da sich die Auswirkungen der US-Handelspolitik auf Aktien, Anleihen und Währungen bemerkbar machten. Der Monat begann mit der Ankündigung von Präsident Trump, eine Reihe von Zöllen einzuführen, die umfassender und schwerwiegender ausfielen als erwartet. Unmittelbar nach der Ankündigung kam es an den Aktienmärkten zu einem Abverkauf, und der VIX-Wert für die implizite Marktvolatilität stieg auf 60 an, den höchsten Stand seit der Pandemie.
Die Aktien konnten einen Großteil ihrer Verluste wieder wettmachen, nachdem Präsident Trump den Ansatz entschärft hatte und eine 90-tägige Pause bei der Umsetzung von Gegenzöllen für Länder ankündigte, die noch keine Vergeltungsmaßnahmen ergriffen hatten, sowie die Abschaffung von Zöllen auf eine Reihe elektronischer Produkte. Die Handelsspannungen zwischen den USA und China ließen ebenfalls etwas nach, nachdem die US-Regierung ihren Ton abschwächte.
Die Aktien der Industrieländer beendeten den Monat mit einem Plus von 0,9%, während die US-Märkte hinter den meisten ihrer globalen Pendants zurückblieben. Wachstumswerte übertrafen ihre Substanzpendants, wobei die schwache Performance des Energiesektors den Index der Substanzwerte besonders belastete. Die Schwellenländer erwiesen sich als relativ widerstandsfähig, unterstützt durch solide Erträge insbesondere aus Mexiko und Brasilien.
Der durch die Zollankündigungen am sogenannten „Liberation Day“ ausgelöste Vertrauensschock wirkte sich auch auf die Anleihenmärkte aus. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen erreichte am 11. April einen Höchststand von 4,6%, bevor sie sich zum Monatsende bei 4,2% einpendelte. Sinkende Renditen auf Euro-Staatsanleihen wirkten sich positiv auf den Ertrag des globalen Aggregate Bond Index aus. Ein stärkerer Yen und Euro gegenüber dem US-Dollar verhalfen den globalen Anleihen in US-Dollar ebenfalls zu einem Anstieg auf positives Terrain.
Gold profitierte stark von der Unsicherheit im April und markierte am 22. April mit 3.500 USD ein neues Allzeithoch. Rohstoffe gaben einen Teil ihrer im bisherigen Jahresverlauf erzielten Gewinne ab, da Metalle nachgaben und die Ölpreise vor dem Hintergrund wachsender Rezessionsängste und einer Entscheidung der OPEC-Mitglieder, das Angebot zu erhöhen, um 16% fielen.
Rückblick auf die Anleihenmärkten
Der US-Anleihenmarkt verzeichnete innerhalb des Monats eine erhebliche Volatilität. Der starke Anstieg der Renditen auf US-Staatsanleihen dürfte auf eine Kombination aus strukturellen und zyklischen Faktoren zurückzuführen sein, wie wir in unserer jüngsten Veröffentlichung „Was bewegt Anlegerinnen und Anleger“ erläutern.
Der unbereinigte VPI und die Kerninflation in den USA gingen im März zurück und lagen mit 2,4% bzw. 2,8% im Jahresvergleich unter den Erwartungen. Trotz der Wahrscheinlichkeit einer erneuten Beschleunigung der Inflation in den nächsten Monaten preisen die Märkte bis zum Jahresende vier Zinssenkungen in den USA ein.
In der Eurozone senkte die Europäische Zentralbank die Zinsen um 25 Basispunkte, wodurch der Basiszinssatz auf 2,25% zurückging. In ihrer geldpolitischen Stellungnahme betrachtete sie den disinflationären Prozess als „auf gutem Weg“ und verwies darauf, dass sich die „Wachstumsaussichten aufgrund steigender Handelsspannungen verschlechtert haben“. Die zunehmende Zuversicht über die Aussicht auf niedrigere Zinsen stützte im Berichtsmonat die europäischen Märkte für Staatsanleihen.
In Großbritannien waren die Renditen auf Staatsanleihen im April sehr volatil, beendeten den Monat aber letztlich niedriger. Ein ermutigender Rückgang der Inflation im März in Verbindung mit schwächeren Konjunkturdaten dürfte den Weg für die nächste Zinssenkung der Bank of England im Mai ebnen.
Die Credit Spreads schwankten mit der Risikobereitschaft im April, wobei es vor dem Hintergrund der Zollankündigungen zu einem starken Abverkauf kam, bevor später ein Großteil dessen wieder aufgeholt werden konnte. Die Credit-Märkte von höherer Qualität sind angesichts der Rezessionsrisiken weiterhin verhältnismäßig widerstandsfähig, was wahrscheinlich auf die deutlichen Verbesserungen der Verschuldung bei den Unternehmen in den letzten Jahren zurückzuführen ist.
Makroökonomischer Rückblick und Aktien
Die im April veröffentlichten US-Daten zeigten Anzeichen einer Konjunkturabkühlung. Der Flash Composite Purchasing Managers' Index (EMI) fiel auf 51,2, wobei der Rückgang auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen war, der bei 51,4 lag. Der Index für das verarbeitende Gewerbe stieg leicht auf 50,7. Unterdessen gingen die Geschäftserwartungen und der Michigan Consumer Sentiment Index auf Niveaus zurück, wie sie zuletzt während der Pandemie vorherrschten. Ein Vertrauensschock erschwert Investitions- und Ausgabenentscheidungen und erhöht das Risiko einer Rezession bis Ende des Jahres.
Der S&P 500 Index schnitt mit -0,7% schlechter ab als viele andere globale Pendants. Die Sektoren Energie und Gesundheitswesen waren die größten Nachzügler.
In der Eurozone fiel der Flash Composite EMI im April auf 50,1. Verantwortlich hierfür war ein Rückgang des Dienstleistungsindex (49,7). Dagegen blieb der EMI für das verarbeitende Gewerbe mit 48,7 relativ unverändert, obwohl die USA Anfang April Zölle von 10% (und 25% für Automobile) einführten. Der EMI für das verarbeitende Gewerbe wurde durch niedrigere Energiepreise und Erwartungen auf fiskalpolitische Anreize gestützt, was dazu beitrug, die handelsbedingten Hindernisse auszugleichen. Auch der Index zum Verbrauchervertrauen in der Eurozone fiel, worin sich bestätigt, dass die Handelsspannungen und der ungelöste Konflikt in der Ukraine die wirtschaftliche Stimmung belasten.
Die Europäische Union beschloss, Vergeltungszölle auf Stahl und Aluminium auszusetzen, um die Voraussetzungen für Verhandlungen mit der US-Regierung zu schaffen. Diese Entscheidung, gepaart mit der Bildung einer neuen Regierung in Deutschland, sorgte teilweise für Erleichterung, aber der europäische Aktienmarkt gab im Monatsverlauf trotzdem um 0,4% nach.
In Großbritannien wiesen die vorläufigen EMI-Daten im April auf eine Verschlechterung der Wirtschaftsdynamik hin. Der zusammengesetzte Index bewegte sich in den rückläufigen Bereich (48,2), wobei sowohl der globale als auch der inländische Gegenwind durch eine Kombination aus Handelsunsicherheit und höheren inländischen Steuern verursacht wurde. Der britische Aktienmarkt fiel im Monatsverlauf um 0,2%.
In Japan stieg der Flash EMI für alle Branchen dank einer teilweisen Erholung des Dienstleistungssektors auf 51,1. Der Index für das verarbeitende Gewerbe blieb jedoch im rückläufigen Bereich, was die Risiken in Verbindung mit den erwarteten negativen Auswirkungen der US-Zölle auf exportorientierte japanische Unternehmen bestätigte. Nach einem starken Einbruch zu Beginn des Jahres entwickelten sich japanische Aktien im April vergleichsweise besser und erzielten einen positiven Ertrag von 0,3%.
In der ersten Monatshälfte stiegen die US-Zölle auf chinesische Waren auf schwindelerregende 145%, wobei China Vergeltungsmaßnahmen ergriff. Später im April half die Verhandlungsbereitschaft der US-Regierung, die Lage zu entspannen, was in Kombination mit einem soliden BIP-Wachstum von 5,4% im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr zu einer Erholung chinesischer Aktien beitrug.
Trotz der schnellen Eskalation der Spannungen zwischen den USA und China erwiesen sich die Schwellenländer im Vergleich zu den Industrieländern als widerstandsfähig. Länder wie Mexiko und Brasilien erzielten eine relative Outperformance, unterstützt durch einen verhältnismäßig weniger restriktiven Zollansatz der US-Regierung gegenüber diesen Ländern.
Die Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung der US-Handelspolitik bleibt hoch und dürfte die Marktvolatilität weiter in die Höhe treiben. In diesem Umfeld kann eine regionale Diversifizierung an den Aktienmärkten dazu beitragen, einen Teil der Risiken abzumildern, die sich aus der US-Politik ergeben. Die Staatsanleihen der Kernländer waren im April volatil. Wir erachten qualitativ hochwertige Anleihen jedoch nach wie vor als effektive Absicherung gegen Rezessionsrisiken über einen Anlagehorizont von zwölf Monaten. Angesichts des weiterhin bestehenden Preisdrucks ist es auch wichtig, die Rolle, die alternative Anlagen beim Schutz vor Inflationsrisiken spielen können, nicht zu übersehen.