Risikoanlagen entwickelten sich auch 2024 erneut beeindruckend. Dank der fortgesetzten Stärke der USA lieferten Aktien aus Industrieländern einen Gesamtertrag von 19,2%. Eine späte Kursrallye chinesischer Aktien, gepaart mit guten Ergebnissen aus Indien und Taiwan, trug dazu bei, dass auch die Aktien aus Schwellenländern ein Ergebnis von 8,1% erzielten. Während die Performance der Mega-Cap-Technologiewerte in den USA dafür sorgte, dass globale Wachstumstitel sich für das zweite Jahr in Folge behaupten konnten, erhielten Finanzwerte durch die Aussicht auf Deregulierung nach der US-Wahl Auftrieb, woraufhin globale Substanzwerte im Verlauf des Jahres 2024 um 12,3% zulegten. Rohstoffe wurden durch die schwache Nachfrage in China gebremst; der breite Rohstoffindex erzielte 5,4%. Allerdings führten Bedenken über die Haushaltspolitik in den USA zu einer starken Wertentwicklung von Gold, das mit einem Ertrag von 27,1% aus dem Jahr ging. Die Zentralbanken der Industrieländer begannen 2024 mit einer Normalisierung ihrer Geldpolitik, das robuste Wachstum und die hartnäckige Inflation führten an den Märkten jedoch zu einer Korrektur der Erwartungen hinsichtlich der Geschwindigkeit der Zinssenkungen, insbesondere in den USA. Der stärkere Dollar und steigenden Renditen führte gemeinsam dazu, dass globale Investment-Grade-Anleihen im Jahresverlauf einen negativen Ertrag von -1,7% lieferten.
Im Jahr 2024 kam es zu einer Entkopplung der Wirtschaftsleistung der USA von den anderen großen Regionen. Der wirtschaftliche Sonderweg der USA blieb trotz der Bedenken im Sommer weitgehend intakt. Das BIP-Wachstum lag in den ersten drei Quartalen 2024 im Durchschnitt bei 2,6% gegenüber dem Vorquartal und die Federal Reserve Bank of Atlanta geht in ihrem BIP-Nowcast von einem ähnlich starken Jahresende aus. Der erfolgreichste Aktienmarkt war der S&P 500 mit einem Ertrag von 25,0%. Die als „Glorreiche Sieben“ bezeichneten KI-Werte lieferten zwar weiterhin überproportional große Erträge, die Wirtschaftsdynamik führte aber zu einer Ausweitung der Gewinnerwartungen, die sich im Jahr 2025 fortsetzen dürfte.
Im Gegensatz dazu wurde die wirtschaftliche Dynamik in Europa im Laufe des Jahres deutlich schwächer. Das verarbeitende Gewerbe wurde durch die hohen Energiekosten, schädliche Regulierung und mangelnde Exportnachfrage in Kombination mit Konkurrenz aus China, die von staatlichen Subventionen profitiert, besonders hart getroffen. Die wirtschaftliche Auseinanderentwicklung wurde durch die politischen Turbulenzen in Frankreich und Deutschland noch verstärkt, wo der politische Konsens wegen des haushaltspolitischen Drucks und des Aufstiegs populistischer Parteien zerbrach. Die Schwäche der Wirtschaft und der geringe Anteil am KI-Trend waren ungünstig für europäische Aktien. Die Region fiel in einem für Aktien starken Jahr mit einem Ertrag von 8,1% zurück.
Britische Aktien schnitten mit einem Ertrag von 9,5% marginal besser ab als ihre Pendants in Kontinentaleuropa, als sich die Wirtschaft von ihrem Tiefstand im Jahr 2023 erholte. Dieser zyklische Aufschwung wurde durch den anfänglichen Optimismus nach den Wahlen begünstigt, doch der Herbsthaushalt, der größere Steuererhöhungen als erwartet vorsah, machte die positive Stimmung teilweise wieder zunichte. Die Erhöhung der Sozialversicherungsabgaben erwies sich als besonders schädlich für die Stimmung in der Wirtschaft: Umfragen in den letzten Monaten des Jahres wiesen auf sinkende Stellenzuwächse und geplante Preiserhöhungen hin, was die Bank of England in eine schwierige Lage brachte.
In Asien war die chinesische Wirtschaft weiterhin schwach, da das Land mit fallenden Immobilienpreisen und einem schwachen Verbrauchervertrauen rang. Die politischen Gegenmaßnahmen konnten die Anlegerinnen und Anleger zunächst nicht beeindrucken. Die im September verkündeten kohärenteren politischen Pläne schienen die Märkte jedoch davon zu überzeugen, dass 2025 endlich die für eine wirtschaftliche Wiederbelebung erforderlichen Impulse zu erwarten sind. Chinesische Aktien erholten sich daraufhin im zweiten Halbjahr und lieferten einen Ertrag von 19,8% für das Jahr 2024. Japanischen Aktien konnten vom anhaltende Optimismus über das Ende der Deflation in Verbindung mit einem schwachen Yen und den laufenden Unternehmensreformen profitieren und einen Ertrag von 20,5%. Damit erreichte Japan 2024 den zweiten Rang unter den großen Aktienmärkten.
Die starke Entwicklung der Risikoanlagen übertrug sich auf die Anleihenmärkte. Hochzinsanleihen waren im vierten Jahr in Folge der erfolgreichste Sektor, weil eine Kombination aus hohen Gesamtrenditen und engeren Spreads den Ertrag auf über 8% steigerte. Investment-Grade-Unternehmensanleihen mit längerer Laufzeit schnitten angesichts steigender Renditen der Staatsanleihen unterdurchschnittlich ab. Europäische Staatsanleihen schnitten besser ab als US-Staatsanleihen, weil die schwächeren Wirtschaftsaussichten zu einem größeren Vertrauen in bevorstehende Zinssenkungen führten. Die hohe anfängliche Rendite stützte die US-Staatsanleihen jedoch teilweise, so dass diese im Jahresverlauf immer noch einen positiven Ertrag von 0,6% lieferten.
Im ersten Halbjahr 2024 setzte sich eine breit angelegte Disinflation durch und im Sommer zeigten sich die Zentralbanken zuversichtlich, dass sie mit der Normalisierung ihrer Geldpolitik beginnen könnten. Die letzte Meile erwies sich jedoch als schwieriger als von den Märkten erwartet und außerhalb Europas schraubten die Anlegerinnen und Anleger ihre Hoffnungen auf Zinssenkungen zurück. Vor diesem Hintergrund lag der Ertrag globaler Staatsanleihen im Jahr 2024 bei -3,1%.
Der schwächste Sektor waren britische Gilts, weil britische Schuldtitel wegen ihrer langen Laufzeiten besonders anfällig gegenüber steigenden Renditen waren. Japanische Anleihen schnitten ebenfalls unterdurchschnittlich ab, da die Bank of Japan auf ihrer März-Sitzung als letzte große Zentralbank die Negativzinsen beendete und ihre Kontrolle der Renditekurve aufgab. Am anderen Ende des Spektrums führte die wirtschaftliche Schwäche Europas zu einer Outperformance der dortigen Anleihen. Der Schwerpunkt der Probleme lag in Deutschland, die Wirtschaftsaktivität in der europäischen Peripherie blieb relativ stark. Dies ermöglichte eine Verengung der Spreads der Peripherie-Anleihen und italienische Papiere beendeten das Jahr 2024 mit einem Ertrag von 5,3% als Sektor mit der besten Wertentwicklung. Der Zusammenbruch von zwei Regierungen in Frankreich löste bei den Anlegerinnen und Anlegern Bedenken über die Entwicklung französischer Schuldtitel aus. Die französischen Spreads vergrößerten sich um 30 Basispunkte gegenüber deutschen Bundesanleihen und sind nun erstmals seit der globalen Finanzkrise breiter als die spanischen Spreads.
Die Anlegerinnen und Anleger blicken auf ein gutes Jahr zurück. Die anhaltende Begeisterung für künstliche Intelligenz sorgte für hohe Aktienerträge und die hohen Anfangsrenditen schützten Anleihen etwas vor den Auswirkungen der steigenden Renditen. Das führte dazu, dass ein globales 60/40-Portfolio aus Aktien der Industrieländer und Investment-Grade-Anleihen einen Gesamtertrag von 10,8% erzielte. Mit Blick in das Jahr 2025 sollten Anlegerinnen und Anleger hinterfragen, ob die Performancetreiber dieselben bleiben werden. Wir erwarten, dass die USA weiterhin überdurchschnittlich gut abschneiden, die KI-Story dürfte sich aber ausweiten und Chancen jenseits der Mega-Cap-Technologietitel eröffnen. Die Bewertungen auf den US-Aktienmärkten sind allerdings sehr hoch und die Spreads bewegen sich in der Nähe von Rekordständen. Angesichts dieser Umstände sollten sich die Anlegerinnen und Anleger fragen, wie wohl sie sich damit fühlen, alles auf eine Karte zu setzen.