Zusammenfassung
Die Anpassung sollte als essenziell angesehen werden, um die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen, die jetzt nicht mehr vermieden werden können. Dennoch wird sie von den Investoren zu oft ignoriert, wodurch die Welt dem Risiko immer größerer klimabedingter Verluste ausgesetzt ist.
Angesichts der Investitionslücke können frühzeitige Anlegerinnen und Anleger möglicherweise davon profitieren, sich ein Bewusstsein für die aktuelle Anpassungslandschaft zu verschaffen und dann Kapital in vielversprechende neue Lösungen zu investieren, die im Zuge der Erwärmung der Welt zu einem integralen Bestandteil des Klimarisikomanagements werden könnten.
Um diese Lösungen zu finden, muss zunächst ermittelt werden, wo die wichtigsten wirtschaftlichen Risiken des Klimawandels liegen – und welche Sektoren am stärksten betroffen sein werden. Dann muss nach den vielfältigen und innovativen Lösungen für diese Risiken gesucht werden,die eine Finanzierung erfordern oder bisher übersehen wurden.
Diese Anpassungsmöglichkeiten, die weltweit in allen Sektoren – sowohl auf privaten als auch auf öffentlichen Märkten – zu finden sind, können der Welt helfen, die nötige Widerstandsfähigkeit aufzubauen, um die schlimmsten Auswirkungen der globalen Erwärmung zu überstehen. Außerdem bieten sie gleichzeitig das Potenzial für Investoren, attraktive langfristige Erträge zu erzielen.
Der wirtschaftliche Nutzen der Klimaanpassung
Der Klimawandel birgt Risiken, die für Investorinnen und Investoren zu groß sind, um sie zu ignorieren. Die globale Erwärmung ist wichtig, weil extreme Wetterereignisse, erhöhte Luftfeuchtigkeit, starke Niederschläge, längere Dürreperioden und der allmähliche Anstieg des Meeresspiegels negative Auswirkungen auf die physische Infrastruktur, das menschliche Wohlbefinden und das natürliche Ökosystem haben können, von dem unsere Wirtschaft abhängt.
Da selbst ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen nicht alle künftigen Klimarisiken beseitigen können, erfordert die Bewältigung des Klimawandels auch ein gewisses Maß an Anpassung an die unvermeidbaren Auswirkungen. Daher sind jetzt dringend proaktive Anstrengungen erforderlich, um die Gefährdung und Anfälligkeit für extreme Wetterereignisse und andere Risiken aufgrund der globalen Erwärmung zu verringern.
Der jährliche Adaptation Gap Report des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) kommt jedoch immer wieder zu dem Schluss, dass die Planungen und Investitionen in die Anpassung auf nationaler oder Projektebene nicht ausreichen, um mit der starken Beschleunigung der beobachteten Klimaauswirkungen und der prognostizierten Klimarisiken Schritt zu halten. Laut dem Adaption Gap Report 2021 steigen die Anpassungskosten schneller als die Finanzmittel, und es gibt nur wenige Anzeichen für die für eine rasche und ehrgeizige Anpassung erforderlichen beträchtlichenSkalenverschiebungen1. Der letztjährige Adaption Gap Report hat die Bandbreite der kritischen Sektoren aufgezeigt, die Anpassungsfinanzierung benötigen, darunter Infrastruktur, Landwirtschaft und Gesundheit. Außerdem hat dieser Bericht die Lücke zwischen ihrem Finanzierungsbedarf und denerhaltenen finanziellen Mittel aufgezeigt.
Aufbauend auf den Ergebnissen des Berichts 2021 gehen wir im Folgenden detailliert auf die klimabedingten Risiken ein, mit denen diese Sektoren konfrontiert sind, sowie auf die Möglichkeiten für Investitionen in die Anpassung, die sie bieten.
Der vom UNEP hervorgehobene Mangel an Investitionen kann auf die Schwierigkeit zurückzuführen sein, den Bedarf und die Auswirkungen von Investitionen in Klimaanpassung und Widerstandsfähigkeit genau zu messen, da es schwierig ist, das Klimarisiko explizit zu beziffern. Ohne Maßnahmen werden die Verlustedurch Klimaereignisse jedoch weiter steigen. Im Jahr 2021 verursachten Naturkatastrophen weltweit einen Gesamtschaden von 280 Mrd. USD. Allein in den USA – einer entwickelten Region, von der man im Allgemeinen annimmt, dass sie weniger anfällig für den Klimawandel ist – beliefen sich die Schäden auf 145 Mrd. USD2. Weniger als die Hälfte dieser Schäden war versichert,was auf einen deutlichen Mangel an präventiver Anpassung hindeutet. Diese Entwicklungen zeigen, dass keine Region gegen die Risiken des Klimawandels immun ist. Sie deuten aber auch darauf hin, dass die Anpassungsbedürfnisse sowohl der Industrie- als auch der Entwicklungsländer möglicherweise nicht ausreichend erkannt und finanziert werden.
Die Industrieländer und einige Entwicklungsländer verfügen zwar über die Ressourcen und die Fähigkeit, Maßnahmen zur Bewältigung des Klimarisikos zu ergreifen. Jedoch bedeutet Anpassungsfähigkeit nicht zwangsläufig auch Anpassungsbereitschaft. Damit diese Planungs- und Finanzierungslücke geschlossen werden kann, sind gezielte Anpassungsinvestitionen in einer Reihe von Branchen erforderlich, die privaten Anlegerinnen und Anlegern die Möglichkeit geben, ihre Unterstützung zu gewähren.
Laut dem Bericht der Global Commission on Adaptation 2019 „Adapt Now: A Global Call for Leadership on Climate Resilience“ generiert jeder Dollar, der in die Klimaanpassung investiert wird (insbesondere in Frühwarnsysteme, klimaresistente Infrastruktur, verbesserte landwirtschaftliche Produktion in Trockengebieten, globalen Mangrovenschutz und klimaresistente Wasserressourcen), schätzungsweise einen Ertrag von zwei bis zehn Dollar3. Der Bericht kommt zu dem Schluss,dass Anpassungsmaßnahmen, wenn sie richtig ausgeführt werden, zu den kosteneffizientesten Investitionen gehören, die getätigt werden können. Diese Investitionen beschränken sich nicht nur auf den öffentlichen Sektor. Der Bedarf an mehr und alternativen Finanzierungsquellen, auch aus dem privaten Sektor und durch öffentlich-private Partnerschaften, nimmt zu.
Identifizierung der wichtigsten durch den Klimawandel gefährdeten Bereiche
Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) identifiziert drei Schlüsselbereiche des globalen Wirtschaftssystems, in denen die Bedrohung durch die globale Erwärmung vielfältig ist und weiter zunehmen wird: Städte und Siedlungen, die natürliche Umgebung sowie die menschliche Gesundheit und das menschliche Wohlbefinden. Auf der Grundlage dieser drei primären Risikobereiche zeigt Abbildung 1 die Wirtschaftssektoren, die für die Auswirkungen des Klimawandels am anfälligsten sind, sowie die potenziellen Lösungen, die dazu beitragen können, den Klimarisiken durch präventive Anpassung zu begegnen.
Abbildung 1: Hauptrisiken des Klimawandels und mögliche Lösungen
Quelle: J.P. Morgan Asset Management, IPCC, United Nations Environment Programme Adaptation Gap Report 2021.
Wir untersuchen zunächst jeden dieser Risikobereiche, um die Klimarisiken zu veranschaulichen, denen wichtige Wirtschaftssektoren ausgesetzt sind. Indem sie die Anpassungsmaßnahmen erkennen, die für die Bewältigung dieser Risiken erforderlich sind, können Investoren damit beginnen, investierbare Lösungen zu identifizieren und ihr Kapital in Unternehmen zu lenken, die zum Aufbau einer langfristigen Klimaresilienz beitragen.
1. Städte
Im Zusammenhang mit dem Klimawandel sind Städte oft erhöhten Risiken ausgesetzt. Die Kombination aus bebauter Umwelt, dichter Besiedlung und der Lage in gefährdeten Gebieten wie Überschwemmungsgebieten, Flussufern und Inseln bedeutet, dass Städte einerVielzahl von widrigen Ereignissen wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren stärker ausgesetzt sind. Es sind auch nicht immer die Städte, von denen man es erwarten würde, dass sie am meisten gefährdet sind. London und Melbourne beispielsweise sind potenziell mehr Klimagefahren ausgesetzt als Städte in Entwicklungsländern wie Karatschi oder Addis Abeba4.
Extreme Wetterbedingungen und Naturkatastrophen sind einige der unmittelbarsten Risiken. Ein einziges extremes Klimaereignis, wie Überschwemmungen, Waldbrände und Wind, kann zu einer Kaskade von Gefahren und einem Zusammenbruch der Infrastruktur einer Stadt führen. Feuchtgebiete, Mangroven und Flussmündungen, die in der Regel stark urbanisierte Gebiete sind, sind durch den Anstieg des Meeresspiegels und stärkere Regenfälle besonders gefährdet. Schätzungen zufolge könnten bis zum Jahr 2050 insgesamt 800 Millionen Menschen, die in Städten leben, von Küstenüberflutungen und Sturmfluten bedroht sein5.
Städte sind auch durch den städtischen Wärmeinseleffekt gefährdet, bei dem die Temperaturen innerhalb bebauter Gebiete höher sind als in der Umgebung. Bis zum Jahr 2050 könnten weltweit etwa 970 Städte im Sommer Temperaturen von über 35 °C aufweisen – im Vergleich zu nur 350 im Jahr 2018 – und damit ihre Infrastruktur gefährden und ihre Bevölkerung dem Risiko von Krankheiten aussetzen. So könnten die Kosten der Klimarisiken für die Verkehrsinfrastruktur in Europa bis zu den 2080er-Jahren von 0,5 Mrd. USD auf über 10 Mrd. USD ansteigen. In den USA hingegen müssten über 50 % mehr Straßen nach einer Schädigung durch extreme Hitze saniert werden6.
Ein weiteres mit dem Klimawandel zusammenhängendes Risiko für Städte ist die erzwungene Migration, da bestimmte Regionen gefährlich oder sogar unbewohnbar werden. Dies kann zu einem ungeplanten und nicht nachhaltigen Anstieg der Stadtbevölkerung führen. Dieser Bevölkerungsanstieg wiederum macht eine rasche undoft ungeordnete Expansion der Städte erforderlich, was das Risiko sozialer Unruhen erhöht und die Auswirkungen des Klimawandels noch verstärkt.
Da bis 2050 voraussichtlich 70 % der Weltbevölkerung und 80% des weltweiten BIP auf die Städte entfallen werden,7 ist es sowohl aus sozialer als auch aus wirtschaftlicher Sicht von entscheidender Bedeutung, dass die Städte gegenüber dem Klimawandel widerstandsfähig bleiben. Daher können Investitionen in Sektoren, die mit Städten zu tun haben, eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung unserer Anpassungs- maßnahmen an die globale Erwärmung spielen.
2. Natur
Ökosysteme sind in vielen Ländern die Grundlage der Wirtschaft und schaffen Arbeitsplätze und Wohlstand. Angesichts der möglichen Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Ökosysteme muss die Anpassung eine Priorität sein, um die weitere Lebensfähigkeit wichtiger Industrien und der von ihnen erbrachten Dienstleistungen zu gewährleisten.
So schätzte das Weltwirtschaftsforum im Jahr 2020, dass die drei größten Sektoren, die von der Natur abhängig sind – Landwirtschaft, Nahrungsmittel und Getränke sowie Bauwesen – eine Bruttowertschöpfung von fast 8 Billionen USD generieren8. Die Bruttowertschöpfung der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei ist alleinzwischen 2000 und 2019 real um 73 % gewachsen und erreichte 2018 einen Wert von 3,5 Billionen USD – und weltweit sind 27 % der Arbeitsplätze in der Landwirtschaft angesiedelt. Diese Brachen sind auf die Verfügbarkeit und den nachhaltigen Umgang mit dem Naturkapital angewiesen, sind aber auch durch dessen Zerstörung gefährdet.
Zu den Risiken, die die globale Erwärmung für das Naturkapital und die damit verbundenen Industrien mit sich bringt, gehören extreme Hitze, Naturkatastrophen, Wasserknappheit und – vielleicht am wichtigsten – der Verlust der Biodiversität. Bei einer globalen Erwärmung von 20 °C wird prognostiziert, dass eine von zehn Arten wahrscheinlich vom Aussterben bedroht ist, wobei dieser Anteil bei 30 °C auf 12 % und bei 50 °C auf 15 % steigt9.
Es kann schwierig sein, das volle Ausmaß der Folgen des Verlusts der Biodiversität für die Wirtschaft und die Gesellschaft zu erfassen. Nehmen Sie als Beispiel die Verfügbarkeit von Lebensmitteln.Eine Milliarde Menschen weltweit sind auf Fisch als Hauptproteinquelle angewiesen, aber die Fischbestände sind überall stark rückläufig10. Und selbst wenn die Menge der Lebensmittel unverändert bleibt, ist der Nährwert gefährdet. Pflanzen können bis zu 10 % ihres Zink- und Eisengehalts und 8 % ihres Proteingehalts verlieren, wenn sie einem so hohen CO2-Gehalt in der Atmosphäre ausgesetzt sind, wie er für 2050 prognostiziert wird11.
Ein weiteres wichtiges Beispiel ist die Medizin. Penicillin, Morphin und Krebs-Chemotherapien sind nur einige der Medikamente, die aus natürlichen Quellen stammen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass 11 % derweltweit benötigten Medikamente aus Blütenpflanzen stammen. Der Rückgang der Biodiversität stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Arzneimittelproduktion und -entdeckung dar12.
Die Zerstörung von Naturkapital ist auch ein Risiko für Branchen wie die Forstwirtschaft, das Baugewerbe und den Tourismus, die durch ihre Dienstleistungen und Lieferketten in vielfacher Hinsicht von der Natur abhängig sind. Nahezu 1,6 Milliarden Menschen – 25 % der Weltbevölkerung – sind für ihren Lebensunterhalt auf Waldressourcen angewiesen13.
3. Wohlbefinden
Abgesehen davon, dass extreme Wetterverhältnisse und Naturkatastrophen direkte negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben und oft tödlich enden können, birgt die globale Erwärmung noch weitere erhebliche Gesundheitsrisiken. Niederschläge und Überschwemmungen können zum Beispiel die Wasseraufbereitungs- und Abwasserinfrastruktur überfordern und beschädigen, sodass Abwasser abfließt und Bakterien und Toxine verbreitet werden. Höhere Temperaturen erhöhen auch die Überlebenschancen von Krankheitserregern, was zu einem höheren Auftreten von durch Vektoren übertragenen Krankheiten wie Malaria, Dengue und Gelbfieber führt14. Diese Auswirkungen sind bereits zu beobachten: Die Wahrscheinlichkeit einer Dengue-Übertragung war beispielsweise im Zeitraum von 2012 bis 2021 um 12 % höher als im Zeitraum von 1951 bis 196015.
Darüber hinaus kann der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit einer artenübergreifenden Virusübertragung erhöhen, da ein Rückgang der Arten und der Biodiversität aufgrund von Veränderungen in den Ökosystemen – und schrumpfende Lebensräume aufgrundvon Klimaextremen wie Waldbränden – zu mehr Begegnungen zwischen Wildtieren und Menschen führen. Diese Interaktion könnte neue Viren begünstigen und die Wahrscheinlichkeit von Epidemien erhöhen16.
Die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels sind mit erheblichen wirtschaftlichen Kosten verbunden. Derzeit werden die gesamten Gesundheitskosten der durch fossile Brennstoffe verursachtenLuftverschmutzung in den USA auf 820 Milliarden USD pro Jahr geschätzt17. Die daraus resultierenden Produktivitätsverluste wirken sich auf die gesamte Wirtschaft aus. Es gibt Hinweise darauf, dass sowohl der Temperaturanstieg als auch die Verschmutzung die Arbeitseffizienz verringern. In Branchen, die regelmäßig der Hitze ausgesetzt sind, wie Landwirtschaft, Landschaftsbau und Baugewerbe, geht die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden deutlich zurück, wenn die Tageshöchsttemperaturen 32 °C überschreiten18. Hitzebelastung führte im Jahr 2021 weltweit zu 470 Milliarden potenziell verlorenen Arbeitsstunden19
Da die Arbeitsproduktivität eine Funktion der Gesundheit ist, können die Anstrengungen zur Anpassung an den Klimawandel als eine Investition in das Humankapital betrachtet werden. Lösungen für die Risiken für unsere Gesundheit und für das Gesundheitswesen sind daher dringend erforderlich.
Nutzung von Anpassungslösungen
Angesichts der vielfältigen Risiken, die der Klimawandel für unsere Städte, unsere Natur und unser Wohlergehen mit sich bringt, liegt es auf der Hand, dass wir dringend nach Lösungen suchen müssen, die uns helfen, uns an einige dieser Veränderungen anzupassen. Aber was sind die möglichen Lösungen? Welche Unternehmen sind am besten aufgestellt, um diese Lösungen anzubieten? Und wie können Investoren versuchen, die Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen und gleichzeitig ihre Portfolios auf die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten?
Ein Ausgangspunkt ist die Betrachtung des Finanzierungsbedarfs für die Anpassung verschiedener Sektoren auf der Grundlage ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und des Ausmaßes der Gefährdung durch den Klimawandel (siehe Abbildung 2). Von dort aus können Investoren potenzielle Chancen aus dem Spektrum vielfältiger und innovativer Lösungen erkennen, die sich zum Schutz von Menschenleben und Lebensgrundlagen in diesen Sektoren abzeichnen.
Während sich ein großer Teil der Daten und Schätzungen zur Anpassung auf Entwicklungsländer konzentriert, ist der Bedarf an Anpassungsfinanzierung und -investitionen in den Industrieländern ebenfalls nicht unbedeutend. Wir erwarten zudem im Laufe der Zeit mehr Analysen zu diesem Thema. Der 2022 Adaptation Gap Report des Umweltprogramms der Vereinten Nationenstellt beispielsweise fest, dass die meisten Mitgliedstaaten der Europäischen Union die Anpassung zwar aktiv in ihre Planungs- und Entscheidungsprozesse einbezogen haben, viele Anpassungsmaßnahmen jedoch auf den Aufbau von Kapazitäten beschränkt bleiben und nur wenige Mitgliedstaaten über spezielle Budgets für die Anpassung verfügen. Ein höherer Anteil der Anpassungsmaßnahmen in Europa im Vergleich zu anderen Regionen der Welt besteht aus technologischen oder infrastrukturellen Maßnahmen. Aber Belege für eine systematische oder transformative Anpassung gibt es kaum20.
Abbildung 2: Finanzbedarf für die Anpassung nach Sektoren auf der Grundlage der 26 nationalen Beiträge der Entwicklungsländer und der nationalen Anpassungspläne
Quelle: Adaptation Gap Report 2021 des Umweltprogramms der Vereinten Nationen 2021.
Entscheidend ist, dass es schwierig sein wird, Anpassungslösungen in größerem Umfang zu entwickeln und umzusetzen, wenn die Finanzierungsmöglichkeiten nicht erweitert werden. Eine Zunahme von gemischten Finanzierungsstrukturen, wie öffentlich-private Partnerschaften, zeichnet sich als einer der wichtigsten Wege zu mehr Investitionen in die Anpassung ab. Viele dieser Mechanismen wurden bisher in Zusammenarbeit mit Organisationen wie der International Finance Corporation (IFC) erfolgreich eingeführt. Sie zielen unter anderem ab auf den Zugang zu sauberem Wasser und sanitärer Grundversorgung unter klimatischen Bedingungen, klimaresistente kritische Transportmittel oder Energieinfrastruktur. Solche Partnerschaften können dazu beitragen, das Risiko zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor dort zu verteilen, wo es am besten verwaltet werden kann. Gleichzeitig können sie dafür sorgen, dass die Ressourcen effektiv verteilt werden und die langfristige Stabilität der Projekte zuverlässiger gewährleistet ist.
Darüber hinaus könnten grüne Anleihen, die auf die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel abzielen, eine diversifizierte Finanzierungsquelle für Emittenten des öffentlichen Sektors mit Investment-Grade-Rating bieten, um die Widerstandsfähigkeit angesichts des zunehmenden Klimawandels zu fördern. Eine Analyse der Global Commission on Adaptation hat ergeben, dass 16,4 % der bisher emittierten grünen Anleihen Erlöse im Zusammenhang mit der Resilienz verwendet haben – die Möglichkeit, diese Finanzierungsquelle zu erweitern, ist also klar. Infrastrukturprojekte mit hohen Investitionskosten und Vorteilen für die Klimaresilienz sind klare Gründe für die Ausgabe von Anleihen, die auf die Klimaresilienz abzielen – aber auch für andere Aktivitäten wie nachhaltige Landschaften, Landwirtschaft und Wassereinzugs- gebietsmanagement ist die Ausgabe möglich.
Durch die Identifizierung von Projekten und Programmen, die für eine Finanzierung infrage kommen, kann die Nachfrage der Investoren nach diesen Instrumenten effektiv genutzt werden21. In diesem Fall sind die Industrieländer viel weiter als die Schwellenländer. 79 % der grünen Anleihen, die Aktivitäten im Zusammenhang mit Anpassung und Widerstandsfähigkeit beinhalten, wurden in Schwellenländern ausgegeben, 15 % von supranationalen Institutionen und 6 % von Schwellenländern.
Infrastruktur und Energie
Der Adaptation Gap Report 2021 des Umweltprogramms der Vereinten Nationen geht davon aus, dass der Infrastruktur- und der Energiesektor zusammen etwa 27 % des Finanzierungsbedarfs für die Anpassung in den Entwicklungsländern ausmachen.Innerhalb dieser Sektoren gibt es eine breite Palette von Lösungen, für die Finanzmittel bereitgestellt werden können, und wie die Global Commission on Adaptation feststellt, bieten viele dieser Lösungen eine positive Investitionsrendite. In Städten umfasst die infrastrukturelle Anpassung beispielsweise Bemühungen zur Bekämpfung des städtischen Wärmeinseleffekts durch Klimaanlagen, öffentliche Kühlzentren, das Pflanzen von Straßenbäumen, die Bewässerung von Gehwegen oder kühle Oberflächenbehandlungen,wie das Auftragen von weißer Farbe, die das Sonnenlicht reflektiert und weniger Wärme absorbiert. Einzelne Gebäude können durch bessere Isolierung, Belüftung oder Beschattung klimagerechter gestaltet werden. In Chicago haben begrünte Dächer dazu beigetragen, den Abfluss des Regenwassers um 36 % zu verlangsamen, während Toronto und Montreal die Anzahl der Bäume deutlich erhöhen, um extreme Hitze zu bekämpfen22. Unternehmen, die diese Produkte und Dienstleistungen anbieten, werden wahrscheinlich zunehmend attraktive Investitionsmöglichkeiten bieten, da die weltweite Nachfrage nach einer effektiven Anpassung der Städte steigt.
Neue Infrastrukturen oder Änderungen an bestehenden Infrastrukturen können Städten auch dabei helfen, mit bestimmten Gefahren des Klimawandels zu bewältigen. Auch hier ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis ein entscheidender Vorteil der Anpassung gegenüber anderen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels: Die Global Commission on Adaptation schätzt, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis von neuen Infrastrukturen, die gegen den Klimawandel resistent sind, fast fünf zu eins beträgt.
Mehr durchlässige Oberflächen und Feuchtgebiete, die eine natürliche Versickerung von Regenwasser ermöglichen, können die Auswirkungen von Stürmen und Überschwemmungen verringern. Die chinesische Schwammstadt-Initiative beispielsweise hat sich zum Ziel gesetzt, dass 80 % der städtischen Flächen in der Lage sein sollen, 70 % des Regenwassers durch unterirdische Speicher und Tunnel aufzunehmen oder wiederzuverwenden23. Investitionen in die Wasser- und Abwasserinfrastruktur, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber extremen Wetterereignissen zu erhöhen,sind ebenfalls wichtig, um die Übertragung von Krankheiten zu verhindern. In der Zwischenzeit können Energieinfrastrukturanlagen verstärkt, aufgerüstet oder verlagert werden, um sie besser vor Schäden und Störungen bei extremen Wetterereignissen zu schützen. Dies ist eine Gelegenheit für proaktive Investitionen mit dem Vorteil einer eingebauten Risikominderung.
Eine der wirksamsten Schutzmaßnahmen, die ergriffen werden können, ist die Einrichtung von Frühwarnsystemen. Laut dem Adaptation Gap Report 2021 des Umweltprogramms der Vereinten Nationen entfallen 12,5 % des Finanzierungsbedarfs für die Anpassung in Entwicklungsländern auf das Katastrophenmanagement. Es gibt mehrere Beispiele für Lösungen, die ein wesentlicher Bestandteil der Gestaltung und des Betriebs von gefährdeten Städten werden sollten, darunter: aktualisierte topografische Karten, Wetter- und Klimainformationen sowie Satelliten- und Fernerkundungsdaten, die Verwendung von Modellen, die die Risiken von Klimaauswirkungen auf lokale Gebiete aufzeigen, und die Aktualisierung von Katastrophenvorsorge- und Katastrophenreaktionssystemen.
Da die Notwendigkeit der Anpassung immer mehr erkannt wird und die Städte versuchen, anpassungsfähige Lösungen in ihr tägliches Leben zu integrieren, könnten Investoren einen Nutzen aus frühzeitigen Zuweisungen für diese Bereiche sehen. Die Entscheidung, in klimaresistente Regionen und Projekte zu investieren, ist eine weitere Form der Integration des Anpassungsbewusstseins in Investitionsentscheidungen. Sie hat zudem das Potenzial, höhere Erträge für Immobilienportfolios zu erwirtschaften, wenn die klimatischen Bedrohungen zunehmen.
Transport
Eine weitere wichtige Quelle für Anpassungslösungen für Städte betrifft den Verkehr. In diesem Fall sind die effektivsten Lösungen oft kostengünstig und technisch einfach, mit vielen Vorteilen für die Natur und das Wohlbefinden. Beispiel: Sicheres und bequemes Radfahren und Zu-Fuß- Gehen reduziert die Emissionen aus dem Autoverkehr und fördert die Gesundheit und Selbstversorgung. Es ist jedoch nicht möglich, alle Fahrten durch Zu-Fuß-Gehen und Radfahren zu ersetzen. Daher wird wahrscheinlich immer mehr Wert auf die Widerstandsfähigkeit der Verkehrssysteme gelegt werden. Beispiel: Umgestaltung der Städte,um den sich wandelnden Verkehrstechnologien (Elektrofahrzeuge, Wasserstofftransport und mehr öffentliche Verkehrsmittel) Rechnung zu tragen, die digitale Verbesserung der Eisenbahninfrastruktur und die Elektrifizierung sowie die Stärkung und der Wiederaufbau von Küstentransportsystemen und Häfen. Diese Bereiche bieteneine Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten, die in dem Maße, wie die Notwendigkeit der Klimaanpassung in den Vordergrund rückt, immer rentabler werden dürften.
Die Integration von Technologie in Verkehrs- und Infrastrukturlösungen wird ebenfalls ein wichtiger Aspekt der Anpassung sein. Die Entstehung von „Smart Cities“ ist ein Beispiel für eine transformative Klimaanpassung durch Technologie. Singapur hat durch die Förderung von Elektrofahrzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln zugängliche „grüne“ Mobilitätsoptionen geschaffen. Diese Bereiche könnten von einer verstärkten staatlichen Unterstützung profitieren, was sie zu potenziell attraktiven Perspektiven für Investoren macht.
Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft und Tourismus
Unternehmen, die in Branchen tätig sind, die von Naturkapital abhängig sind, wie z. B. Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft und Tourismus, können ihre eigenen Betriebe und Lieferketten durch Investitionen in die Anpassung widerstandsfähiger und profitabler machen. Gleichzeitig können sie so einen Beitrag zum breiteren gesellschaftlichen Klimaanpassungsbedarf leisten. Dieser Bereich sollte für Investoren von zentraler Bedeutung sein, wenn sie sich mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Fragen von Unternehmen befassen.
Konzepte wie die klimagerechte Landwirtschaft und die Agrarökologie, die der Artenvielfalt den Vorrang vor konventionellen Monokulturen einräumt, können dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit gegen eine Reihe von Risiken wie extreme Wetterbedingungen und den Verlust der Biodiversität zu erhöhen. Nach Hurrikan Mitch in Mittelamerika im Jahr 1998 behielten biodiverse Farmen, einschließlich Agroforstwirtschaft, Konturanbau und Deckfruchtanbau, mehr Oberboden.Außerdem erlitten sie weniger Erosion und geringere wirtschaftliche Verluste als benachbarte Farmen, die Monokulturen betrieben24.
Risiken, die sich aus der globalen Erwärmung ergeben, wie z. B. Wasserknappheit, können durch eine Reihe von Lösungen angegangen werden. Dazu gehört auch die Präzisionslandwirtschaft, bei der Informationstechnologien zur Analyse von Daten eingesetzt werden, um Entscheidungen zu treffen. Der Zugang zu agronomischen Daten ermöglicht es den Landwirten, den Einsatz von Wasser und Pestiziden zu reduzieren und gleichzeitig die Produktivität zu steigern,da die Anwendungen bei Bedarf gezielt für bestimmte Kulturen und Gebiete eingesetzt werden können.
Die landwirtschaftliche Konnektivität könnte bis 2030 ein BIP von mehr als 500 Mrd. USD freisetzen. Zudem dürften Unternehmen, die Sensoren, Konnektivitätsprodukte und intelligente Überwachungssysteme anbieten, von der steigenden Nachfrage profitieren25. Investitionsmöglichkeiten bestehen für Unternehmen, die Geräte in diesem Bereich anbieten, sowie für Telekommunikationsbetreiber, die von der steigenden Nachfrage im ländlichen Raum profitieren können, und für Lebensmittelproduzenten, die mit diesen Geräten höhere Erträge erzielen können.
Weitere Chancen bieten sich auch bei den Unternehmen der Agrarchemie, die möglicherweise am besten in der Lage sind, biobasierte Lösungen zu entwickeln, da der zunehmende regulatorische Druck und die sich ändernden Praktiken die Landwirte zwingen, sich an den Klimawandel und die zunehmende Bodendegradation anzupassen, indem sie den Einsatz traditioneller Chemikalien reduzieren (obwohl die Chemieunternehmen durch diesen Wandel ebenfalls gefährdet sind).
Die Umstellung der landwirtschaftlichen Praktiken kann die Verbindung zwischen Abschwächung und Anpassung demonstrieren, da Maßnahmen, die die langfristige Widerstandsfähigkeit stärken, einige der schlimmsten Klimaauswirkungen abmildern. Die Anpassungsoptionen zur Lösung künftiger potenzieller Nahrungsmittelknappheit erstrecken sich auch auf nachfrageseitige Maßnahmen zur Anpassung an potenzielle Ressourcenknappheit, wie die Erforschung alternativer Proteine und Mechanismen zur Verringerung von Nahrungsmittelverlusten und -verschwendung. Laut einer Analyse der Food and Land Use Coalition wird geschätzt, dass neue Investitionen in Höhe von 350 Mrd. USD pro Jahr in nachhaltige Lebensmittel- und Landnutzungssysteme bis 2030 jährlich mehr als 120 Millionen neue Arbeitsplätze und 4,5 Billionen USD an neuen Geschäftsmöglichkeiten weltweit schaffen könnten26.
All diese Möglichkeiten sollten Investoren im Auge behalten, denn der Anpassungsbedarf in diesem wichtigen Sektor wird mit der Verschärfung des Klimawandels nur zunehmen.
Forstwirtschaft und Pharmazie
Es mag kontraintuitiv erscheinen, aber die technologische Anpassung kann auch für die Natur und die von ihr abhängigen Branchen wie die Forstwirtschaft und die Pharmaindustrie wertvoll sein. Denn wenn es um die Biodiversität geht, besteht die beste Lösung nicht unbedingt darin, das nachzumachen, was verloren gegangen ist. Der Verlust der Vegetation und die Veränderung der genetischen Grundlagen können die Widerstandsfähigkeit gegenüber künftigem Stress durch natürliche Selektion erhöhen. Die Wiederherstellung von Wäldern auf der Grundlage früherer genetischer Grundlagen kann also tatsächlich anfälligere Populationen hervorbringen.
Synthetische Biologie ist der Prozess der Entwicklung neuer biologischer Systeme oder der Umgestaltung bestehender Systeme, um Alternativen zu Produkten aus der Natur zu schaffen. In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der Unternehmen, die sich mit Aspekten der synthetischen Biologie befassen, verfünffacht. Die öffentlichen und privaten Investitionen beliefen sich in diesem Zeitraum auf fast 10 Mrd. USD27. Biobanking, d. h. das Sammeln, Verarbeiten und Aufbewahren von biologischen Proben und Daten für die Forschung,wird angesichts des Rückgangs der Biodiversität immer wichtiger für pharmazeutische Innovationen. Darüber hinaus können die durch Bioproben generierten Daten eine Schlüsselressource für die digitale Transformation von Gesundheitssystemen sein28. Keine dieser Lösungen ist in der Lage, den Verlust der Biodiversität im Alleingang umzukehren, aber sie sollten für Investoren interessant sein, die nach einer effizienten Kapitalallokation für die Anpassung an den Klimawandel suchen.
Auch die Ökosysteme selbst spielen eine wichtige Rolle bei der Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels, da Wälder und Ozeane als Senken für überschüssige Wärme und Kohlenstoffemissionen fungieren – daher kann ihre Erhaltung eine Anpassungsstrategie an und für sich sein. Die Aufrechterhaltung der Fähigkeit der Natur, die Auswirkungen des Klimawandels abzufedern, ist oft weniger kostspielig, als diese verlorenen Ökosystemfunktionen durch umfangreiche Infrastruktur oder Technologie zu ersetzen. Schätzungen zufolge ist in São Paulo die Verringerung des Sedimentflusses durch die Wiederherstellung von 4.000 Hektar Wald in der Nähe des städtischen Wassereinzugsgebiets 4,5 Millionen USD billigerals die Kosten für das Ausbaggern von Stauseen zur Verbesserung der städtischen Wasserqualität29. In ähnlicher Weise könnte der Schutz von Mangroven laut der Global Commission on Adaptation einen Nettonutzen von 1 Billion USD bieten. Darüber hinaus können ökosystembasierte Anpassungsstrategien, wenn sie effektiv umgesetzt werden, einen erheblichen Zusatznutzen für soziale Ziele wie Armutsbekämpfung und Gemeindeentwicklung haben.
Der Erhalt der Natur ermöglicht das weitere Gedeihen der damit verbundenen Industrien, wie z. B. des Tourismus, und der davon abhängigen Arbeitsplätze. Der Wildtiertourismus macht etwa 4,4 % des weltweiten BIP aus und sichert etwa 22 Millionen Arbeitsplätze30. Der Küsten- und Meerestourismus macht einen beträchtlichen Teil der gesamten Industrie aus, wobei allein die Korallenriffe mit 36 Milliarden USD zu Buche schlagen31. Auch wenn ökosystembasierte Anpassungsmaßnahmen nicht immer als rentable Investitionsmöglichkeit angesehen wurden,sollte die Anerkennung der Abhängigkeit wirtschaftlich bedeutender Sektoren von der Natur – und des Potenzials natürlicher Lösungen zur drastischen Verringerung der Auswirkungen des Klimawandels – zu einem Wandel dieser Wahrnehmung beitragen.
Gesundheit
Es wird angenommen, dass der Gesundheitssektor nur einen relativ geringen Anteil an der Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel hat (etwa 2 %). Aber selbst dann sind die Finanzmittel, die bisher für die Anpassung des Gesundheitswesens an den Klimawandel bereitgestellt wurden, weit hinter dem zurückgeblieben, was benötigt wird.
Die Anpassung an die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels kann auf unterschiedlichste Weise erfolgen. Aber einige technologische Lösungen rücken in den Vordergrund. Die Integration von Luftverschmutzungswarnungen in intelligente Technologien kann beispielsweise eine sehr wirksame Anpassungslösung sein.
Es wurde festgestellt, dass die Zahl der Kranken- hauseinweisungen wegen Atemwegserkrankungen an Tagen mit aktiven Verschmutzungswarnungen geringer ist32. Diese Überwachungssysteme können Prognosen in Echtzeit liefern, die eine gezielte intelligente Kontrolle zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit ermöglichen33.
Da die Bevölkerung wächst und die Gesundheitssysteme immer stärker belastet werden, könnte die Telemedizin an Bedeutung gewinnen, um Patienten zu erreichen,die aus den unterschiedlichsten Gründen – von den Transportkosten bis hin zu abgelegenen ländlichen Gegenden – nicht reisefähig sind. Außerdem kann die Widerstandsfähigkeit von Krankenhäusern gegenüber Schocks höhere Investitionen in Generatoren und Energiekapazitäten erfordern. Wie bei anderen Anpassungslösungen könnte der Zugang zu einigen dieser Möglichkeiten Innovationen bei den Finanzierungsmodellen erfordern, wie z. B. die verstärkte Nutzung von öffentlich-privaten Partnerschaften.
Obwohl es Strategien für den Umgang mit Temperaturextremen gibt (z. B. die Empfehlung der US Occupational Safety and Health Administration, die Arbeitsschichten so anzupassen, dass ein früherer Arbeitsbeginn oder Abend- und Nachtschichten möglich sind), ist das Ausmaß, in dem solche Anpassungen umgesetzt werden können, je nach Arbeitssektor unterschiedlich.Zukünftige Forschungen sollten daher technische Anpassungen (z. B. Klimaanlagen), Verhaltensänderungen (z. B. veränderte Arbeitsmuster) sowie infrastrukturelle und regulatorische Eingriffe (z. B. die Installation von Gründächern) berücksichtigen.
Im Falle von Pandemien können die Überwachung und Entdeckung von Viren sowie die Verfolgung von Veränderungen in der Aktivität von Tieren der Schlüssel zur Vorhersage und zum Verständnis neuer Viren sein.
Diese Bemühungen um eine Anpassung der Gesundheit werden finanzielle Mittel erfordern, aber sie bieten die Chance auf Erträge in Bereichen, die von Investoren bisher vielleicht unterschätzt wurden. Sie sind auch in hohem Maße von einer erfolgreichen Anpassung der Siedlungen und der Natur abhängig. Gut konzipierte und nicht verschmutzte Städte mit einer widerstandsfähigen Wasser- und Abwasserinfrastruktur unterstützen das langfristige Wohlbefinden ihrer Bewohner. Gesunde Ökosysteme ermöglichen die kontinuierliche Verfügbarkeit der Ressourcen und Prozesse, von denen die menschliche Gesundheitabhängt. Insgesamt zeigt sich, dass ein ganzheitlicher Ansatz für Anpassungs-investitionen, der die Notwendigkeit der Erneuerung von Städten und Siedlungen, den Schutz der Natur und Innovationen zur Unterstützung des Gesundheitswesens und anderer Wirtschaftssektoren berücksichtigt, das Potenzial hat, ein bedeutender und nachhaltiger Investitionstrend zu werden.
Fazit
Neben der Beschleunigung der Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels ist es unserer Meinung nach jetzt an der Zeit, darüber nachzudenken, wie Kapital bereitgestellt werden kann, um die Anpassung an eine unsicherere Zukunft zu unterstützen. Wie der jüngste Adaptation Gap Report 2022 der Vereinten Nationen feststellt, muss die Anpassung nicht nur inkrementell erfolgen, sondern auch mit einer deutlichen Steigerung der wissenschaftlichen Forschung, einer vorausschauenden Planung und vor allem mit mehr und besserer Finanzierung – unter Ausnutzung der sich abzeichnenden Innovationen bei den Finanzierungsstrukturen wie öffentlich-private Partnerschaften und grüne und andere nachhaltigkeitsbezogene Anleihen für die Klimaresilienz.
Investitionen in die Klimaanpassung haben das Potenzial, das Wachstum zu stärken und eine „dreifache Dividende“ zu liefern, indem sie dazu beitragen, künftige Verluste zu vermeiden, positive wirtschaftliche Gewinne durch Innovationen zu erzielen und – bei sorgfältiger Umsetzung – zusätzliche soziale und ökologische Vorteile zu erzielen. Anpassungsmaßnahmen können die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels verringern und dazu beitragen, dass die Industrie widerstandsfähiger und innovativer wird und besser auf die verschiedenen Herausforderungen vorbereitet ist, die eine sich erwärmende Welt mit sich bringen könnte.
Alles in allem eröffnet eine effektive Anpassung Wege zu mehr Effizienz, Wachstum, Innovation undNachhaltigkeit. Um Unternehmen, Gesellschaften und Ökosysteme vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen, sind groß angelegte Anpassungsmaßnahmen des öffentlichen und privaten Sektors erforderlich. Diese Bemühungen erfordern Investitionen in sektorübergreifende Anpassungsstrategien sowie die Integrationvon Anpassung und Abschwächung. Das Ergebnis ist die Schaffung von Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen und die Erschließung neuer Märkte. All dies kann dazu beitragen, Einnahmen zu generieren und Effizienz zu erzielen, während Ökosysteme und Gesellschaften widerstandsfähiger werden34.
Da dieser Wandel erst am Anfang steht, bieten diese Lösungen eine vielversprechende Quelle für langfristige Erträge für Investoren, die frühzeitig klimaresistente Portfolios aufbauen, die Innovationen zugunsten der Klimaanpassung unterstützen.
1 „The Gathering Storm – Adapting to Climate Change in a Post-Pandemie World“, United Nations Environment Programme Adaptation Gap Report 2021.
2„Hurricanes, Cold Waves, Tornadoes: Weather Disasters in USA Dominate Natural Disaster Losses in 2021“, Munich Re, 10. Januar 2022.
3 „Adapt Now: A Global Call for Leadership on Climate Resilience“, Global Commission on Adaptation, 22 Dezember 2022.
4 „Cities at Risk: Dealing with the Pressures of Climate Change“, CDP.
5„Cities at Risk: Dealing with the Pressures of Climate Change“, CDP.
6 „Climate Change 2022: Impacts, Adaptation, and Vulnerability“, Beitrag der Arbeitsgruppe II zum Sechsten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen 2022.
7 „Urban Development at a Glance“. Weltbank, 6. Oktober 2022.
8 „Nature Risk Rising: Why the Crisis Engulfing Nature Matters for Business and the Economy“, New Nature Economy Serie des Weltwirtschafsforums, Januar 2020.
9 „Can Climate Change and Biodiversity Loss be Tackled Together?“ Carbon Brief Explainers, 16. Juni 2022.
10 Charlotte Burton. „Climate Crisis Threatens Access to Nutrients in Fish, study finds“, The Guardian, 20. Juli 2021.
11 „Climate Change and Nutrition“, Harvard T.H. Chan School of Public Health.
12 Siehe Weltgesundheitsorganisation, „WHO Model Lists of Essential Medicines“.
13 „The State of the World’s Forests 2020. Forests, Biodiversity and People“, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen und Umweltprogramm der Vereinten Nationen, Rom, 2020. https://doi.org/10.4060/ca8642en
14 Marina Romanello, PhD und Harry Kennard, PhD, „The 2022 Report of the Lancet Countdown on Health and Climate Change: Health at the Mercy of Fossil Fuels“, The Lancet, 25. Oktober 2022.
15 Joacim Rocklöv und Robert Dubrow, „Climate Change: An Enduring Challenge for Vector-Borne Disease Prevention and Control“, Nat Immunol 21, 479–483, 2020.
16 C.J. Carlson, G.G Albery, C. Merow et al. „Climate Change Increases Cross Species Viral Transmission Risk“, Nature 607, 555-562, 2022.
17 „Health Costs from Climate Change and Fossil Fuel Pollution Tops $820 Billion a Year“, Natural Resources Defense Council, 20. Mai 2021.
18 Matthew Neidell, „How Does Climate Change Affect Workers' Productivity“, Economics Observatory, 20. Oktober 2021.
19 Marina Romanello, PhD und Harry Kennard, PhD, „The 2022 Report of the Lancet Countdown on Health and Climate Change: Health at the Mercy of Fossil Fuels“, The Lancet, 25. Oktober 2022.
20 „Too Little, Too Slow – Climate Adaptation Failure Puts World at Risk“, Adaptation Gap Report 2022 des Umweltprogramms der Vereinten Nationen.
21 „Green Bonds for Climate Resilience – State of Play and Roadmap to Scale“, Global Center on Adaptation, 28. Oktober 2021.
22 „Adapt Now: A Global Call for Leadership on Climate Resilience“, Global Commission on Adaptation, 22. Dezember 2020.
23 „Focused Adaptation – A Strategic Approach to Climate Adaptation in Cities“, McKinsey Sustainability, Juli 2021.
24 Eric Holt-Giménez, „Measuring Farmers’ Agroecological Resistance after Hurricane Mitch in Nicaragua: A Case Study in Participatory, Sustainable Land Management Impact Monitoring“, Agriculture, Ecosystems and Environment 93, 87–105, 2002.
25 Lutz Goedde, Joshua Katz, Alexandre Menard und Julien Revellat, „Agriculture's Connected Future: How Technology Can Yield New Growth“, McKinsey & Company, 9. Oktober 2020.
26 „Growing Better: Ten Critical Transitions to Transform Food and Land Use“, The Global Consultation Report of the Food and Land Use Coalition, September 2019.
27 „Synthetic Biology and its Implications for Biodiversity Conservation“, International Union for Conservation of Nature (IUCN) Issues Brief, Mai 2019.
28 Sanjeet Bagcchi, „Biobanking: New Technique Could Revolutionize Universal Health“, World Economic Forum, in Zusammenarbeit mit SciDev, 23. Februar 2022.
29 Sanjeet Bagcchi, „Biobanking: New Technique Could Revolutionize Universal Health“, World Economic Forum, in Zusammenarbeit mit SciDev, 23. Februar 2022.
30 „Sustainable Tourism Can Drive the Blue Economy“, Weltbank, Mai 2017.
31 „The Economic Impact of Global Wildlife Tourism – Travel and Tourism as an Economic Tool for the Protection of Wildlife“, World Travel and Tourism Council, August 2019.
32 Tackseung Jun und In-sik Min, „Air Pollution, Respiratory Illness and Behavioral Adaptation: Evidence From South Korea“, PLoS One 14(8):e0221098. doi: 10.1371/journal.pone.0221098. PMID: 31408479; PMCID: PMC6692036. 13. August 2019.
33 Tamaryn Menneer, Markus Mueller, Richard A. Sharpe und Stuart Townley, „Modelling Mold Growth in Domestic Environments Using Relative Humidity and Temperature“, Building and Environment, Band 208, 108583, ISSN 0360-1323, 2022.
34 „Critical Business Actions for Climate Change Adaptation“, Briefing Paper des Weltwirtschaftsforums, November 2022.
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