Sofern es zum Jahresende keine Überraschungen gibt, wird 2024 wahrscheinlich als ein gutes Jahr für Anlegerinnen und Anleger in globalen Aktien in Erinnerung bleiben. Aktuelle Performancezahlen deuten darauf hin, dass der MSCI World Index auf dem Weg zu zweistelligen Erträgen ist. Der S&P 500 schneidet sogar noch besser ab und der MSCI Europe verzeichnet ein leichtes Plus.
Die Gesamtkennzahlen lassen jedoch nicht darauf schließen, dass die Anlegerinnen und Anleger in diesem Jahr eine Achterbahnfahrt erlebt haben. Das Jahr war geprägt von einer Fortsetzung und Ausweitung des Booms der künstlichen Intelligenz (KI), den stärksten Volatilitätsschüben seit der Pandemie und der Unsicherheit im Zusammenhang mit mehreren wichtigen Wahlen. Wir fassen die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Jahr 2024 zusammen:
1. KI: Mehr als man auf den ersten Blick vermuten würde
Wenn Anlegerinnen und Anleger zu Jahresbeginn an KI dachten, kamen ihnen oft sofort die „Glorreichen Sieben“ in den Sinn. Das Jahr 2024 hat uns allerdings gezeigt, dass dieser Trend mehr umfasst als nur diese sieben Unternehmen.
In diesem Jahr haben wir in Europa und Japan eine Reihe von Unternehmen identifiziert, die entlang der Wertschöpfungskette ebenfalls stark auf KI setzen. Da sich der KI-Handel von reiner Unternehmenssoftware auf die Bereiche Robotik, Industrie und Automatisierung ausweitet, könnte sich die im Vergleich zum S&P 500 deutlich höhere Gewichtung der Industriewerte in diesen Regionen allmählich auszahlen.
Der weltweit wachsende Optimismus im Industriesektor wurde im dritten Quartal deutlich, als der MSCI Global Industrials Index den S&P 500 (in USD) übertraf, was auf eine zunehmende Dynamik bei der breiteren Einführung und Integration von KI hindeutet. Darüber hinaus stellt dies eine attraktive Gelegenheit dar, von den KI-Nutznießern in den USA zu diversifizieren und gleichzeitig weiterhin am strukturellen Trend beteiligt zu sein.
2. Die asiatischen Aktienmärkte sollten nicht vergessen werden
Während KI und US-Aktien viel Aufmerksamkeit erhielten, zeigten die asiatischen Aktienmärkte im Jahr 2024, warum man sie nicht übersehen sollte. Japan war zu Jahresbeginn der Markt mit der höchsten Performance weltweit und profitierte von Corporate-Governance-Reformen, die nach Einschätzung des Marktes eine Verbesserung des potenziellen Shareholder Return bewirken dürften. Auch gab es Anzeichen dafür, dass die japanische Wirtschaft die Phase des geringen Wachstums und der niedrigen Inflation hinter sich lassen wollte, unter der sie jahrelang gelitten hatte.
Während eines Großteils des Jahres 2024 gehörten Aktien in China und Hongkong zu den Regionen mit der schlechtesten Wertentwicklung, da die chinesische Wirtschaft unter einer anhaltenden Schwäche des Konsums und einer Abkühlung im Immobiliensektor litt. Nach der Ankündigung einer Reihe von Konjunkturmaßnahmen im September erzielten chinesische Aktien jedoch ihre höchsten wöchentlichen Gewinne seit 2008, während der Hongkonger Markt seinen höchsten Wochengewinn seit 1998 verzeichnete1.
Es bleiben möglicherweise weiterhin Fragen hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Unterstützungsfaktoren, die der Performance asiatischer Aktien zugrunde liegen: Kann die japanische Wirtschaft die Ära des niedrigen Wirtschaftswachstums tatsächlich hinter sich lassen? Inwieweit reichen die Konjunkturimpulse der chinesischen Regierung zur Wiederbelebung der Wirtschaft aus, und wie werden die Handelspolitik und die Zölle der kommenden US-Regierung aussehen? Dennoch sind wir davon überzeugt, dass sich für selektive Stockpicker in diesem für die Weltwirtschaft wichtigen Wachstumsbereich Chancen ergeben.
3. Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich oft
Angesichts des für Aktien vergleichsweise freundlichen Jahresendes könnte man leicht die starke Volatilitätswelle vergessen, die den Markt im August überraschte. Ohne auf alle Ereignisse einzugehen, die zum Markteinbruch im August führten, ist festzuhalten, wie drastisch die Bewegungen waren. Der Rückgang des japanischen TOPIX-Index am 5. August um 12% im Tagesverlauf – der größte Einbruch innerhalb eines Tages seit 1987 – und die Reaktion der Märkte, die für den höchsten Tagesanstieg des VIX aller Zeiten sorgte, erinnerten an Entwicklungen, die zuletzt zu Beginn der Pandemie zu beobachten waren.
Die Marktvolatilität war eine wichtige Lektion: Lange bestehende Trends und scheinbar unschlagbare Handelsgeschäfte, denen die Anlegerinnen und Anleger im letzten Jahrzehnt möglicherweise etwas nachlässig gegenüberstanden, können sich schnell auflösen. Die Abwicklung des Carry-Trade im japanischen Yen und der Druck auf den anhaltenden Bullenmarkt des US-Dollars haben die veränderte Dynamik verdeutlicht, mit der die Anlegerinnen und Anleger konfrontiert sind. Mit der Zinssenkung durch die US-Notenbank könnte die Vorherrschaft des Dollars erheblich in Frage gestellt werden, was möglicherweise einen Wechsel in der Marktführerschaft signalisieren könnte.
Ebenso zeigte der Handel mit den Glorreichen Sieben, der zuvor eine verlässliche Quelle beträchtlicher Erträge gewesen war, Anzeichen von Anfälligkeit. Die hohen Bewertungen und die darauffolgenden Rückgänge, die durch spektakuläre Verkäufe noch verschärft wurden, unterstreichen die Bedeutung einer sorgfältigen Titelauswahl und einer genauen Prüfung der Bewertungen.
4. Vorbereitung auf die Rückkehr der Trump-Administration
Im Jahr 2024 standen Wahlen auf der ganzen Welt im Mittelpunkt, wobei mehrere wichtige Abstimmungen für Aufsehen sorgten. Im November lag der Fokus auf dem Ergebnis der US-Wahlen, die einen Sieg der Republikaner und eine zweite Amtszeit für Donald Trump bedeuteten.
Aus Trumps erster Amtszeit als Präsident haben wir gelernt, dass sich seine Politik grundsätzlich positiv auf die Aktienmärkte auswirken kann. Angesichts des deutlichen Wahlsieges der Republikaner erwarten wir von ihm, dass er wirtschaftsfreundliche Maßnahmen, Steuerreformen, Zölle und eine neue Energiepolitik durchsetzt.
Es bleibt abzuwarten, ob er seine diversen Wahlversprechen im Laufe seiner zweiten Amtszeit in die Tat umsetzen kann. Die Politik ist kein einfaches Spielfeld und es stehen zweifellos unerwartete Herausforderungen bevor. Vor diesem Hintergrund ist es von entscheidender Bedeutung, sich weiterhin auf die wirtschaftlichen Fundamentaldaten zu konzentrieren und den kurzfristigen Lärm, der oft die Schlagzeilen dominiert, zu ignorieren.
Fazit
Zum Jahresende 2024 können sich globale Anlegerinnen und Anleger über mehrere positive Entwicklungen freuen, darunter die Ausweitung der Gewinne über die etablierten Marktführer hinaus und das noch immer andauernde Goldlöckchen-Szenario einer „makellosen Disinflation“. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren wird die Konzentration auf die Fundamentaldaten der Schlüssel sein, um künftige Unsicherheiten zu meistern und im kommenden Jahr neue Chancen zu nutzen.