Kryptowährungen: Blase, Boom oder Blockchain-Revolution?
08-11-2021
Dr. David Kelly
Thushka Maharaj
Michael Albrecht
Sean Daly
Meera Pandit
Maria Paola Toschi
Daniel Wiesman
Wichtige Erkenntnisse
- Die derzeitige Generation von Kryptowährungen, vor allem Bitcoin, weist als Währung im herkömmlichen Sinne erhebliche Defizite auf.
- Kryptowährungen haben zwar großes Interesse bei den Anlegern geweckt, dennoch spricht vieles dafür, dass sie hochspekulative Anlagen sind, und ihre Rolle in den Portfolios ist noch nicht eindeutig geklärt.
- Die Zentralbanken werden in den kommenden Jahren wahrscheinlich ihre eigenen digitalen Währungen einführen. Das Ergebnis wird jedoch nicht das idealisierte, dezentralisierte Finanzsystem sein, das ursprünglich mit der Einführung der Blockchain-Technologie entstehen sollte.
Bitcoin, die originäre Kryptowährung, und ihre zahlreichen Konkurrenten prägen die Finanzlandschaft nachhaltig. Die Blockchain-Technologie, die den Kryptowährungen zugrunde liegt, ist revolutionär: Sie ermöglicht dezentralisierte Peer-to-Peer-Transaktionen ohne vertrauenswürdige Dritte und beugt dem Risiko vor, dass das gleiche Asset zweimal genutzt wird. Dank Bitcoin haben einige Anleger ein Vermögen gemacht, und viele andere sind auf Bitcoin aufmerksam geworden – trotz der starken Volatilität. Angesichts ihrer vorgegebenen Verknappung hat die Währung das Potenzial, Gold in seiner Rolle als sicherer Hafen den Rang abzulaufen.
Wir sind der Meinung, dass Kryptowährungen wie Bitcoin trotz ihres großen Ansehens sowohl als Währung im herkömmlichen Sinne als auch als Vermögenswert erhebliche Nachteile aufweisen. Ob sie jemals als Währung im herkömmlichen Sinne angenommen werden, ist ungewiss, und ihre Rolle in den Portfolios ist noch nicht klar definiert. Wir gehen davon aus, dass die Zentralbanken in den kommenden Jahren ihre eigenen digitalen Währungen lancieren werden. Dies könnte eine der bleibenden Spuren der Kryptowährungen sein – unabhängig davon, ob der Boom letztendlich zum Scheitern verurteilt ist oder nicht.
Grenzen von Kryptowährungen als Währung
Kryptowährungen sind sehr volatil und eignen sich daher schlecht für die Hauptfunktionen traditioneller Währungen – als Wertspeicher, als Rechnungseinheit und als Tauschmittel. Die Transaktionsgeschwindigkeit liegt deutlich unter der von Kreditkarten- und anderen Zahlungsplattformen. Kryptowährungssysteme können auch energieintensiv sein – aufgrund des grundlegenden Aufbaus ihrer Verifizierungsprozesse. Darüber hinaus sind Kryptowährungen als Inhaberwerte von Natur aus anfällig für Diebstahl und Verlust.
Die Rolle von Kryptowährungen in Portfolios
Wir betrachten drei potenzielle Rollen für Kryptowährungen in Portfolios. In jedem Fall stellen wir (aufgrund unserer Analyse von Bitcoin) fest, dass der potenzielle Beitrag von Kryptowährungen zur Portfolioperformance erst noch überzeugend nachgewiesen werden muss. Kryptowährungen sind anscheinend:
- Als Mittel zur Diversifizierung und als sicherer Hafen unzuverlässig: Die Korrelation des Bitcoin mit Aktien und Anleihen war bislang instabil, und seine Volatilität war weitaus ausgeprägter als die von Gold.
- Keine Inflationsabsicherungen: Bitcoins haben keine starke Korrelation mit den Inflationserwartungen gezeigt.
- Für ein Engagement im Technologiesektor ungeeignet: Bitcoins sind volatiler als Tech-Aktien und ermöglicht weder Eigentümerschaft noch Kontrolle. Die Korrelation zu Tech-Aktien könnte trügerisch sein – sie spiegelt lediglich das Interesse der Anleger an der Suche nach dem „nächsten großen Ding“ wider.
Am ehesten stellt eine Kryptowährung in einem Portfolio eine Kaufoption auf die zugrunde liegende Blockchain-Technologie dar. Wie Optionen können diese Assets volatil und spekulativ sein und bieten Anlegern nur begrenzte Möglichkeiten, ihre zukünftige Entwicklung zu beeinflussen.
Unsere Analyse untersucht, wie hoch die erwartete Rendite für verschiedene Bitcoin-Allokationen in einem 60/40-Portfolio sein müsste, damit die volatilitätsbereinigte Rendite des Portfolios erhalten bleibt. Die Antwort lautet: Extrem hoch – jede Allokation sollte mit Vorsicht erfolgen.
Digitale Währungen der Zentralbanken
Zentralbanken geraten durch Kryptowährungen unter Druck, digitale Währungen in Umlauf zu bringen, und viele verfolgen diese Möglichkeit aktiv (China hat bereits eine eigene Währung eingeführt). Auch wenn einige digitale Währungen von Zentralbanken Elemente der Blockchain-Technologie aufweisen, wird die dadurch entstehende Landschaft dem Idealbild eines autoritätsfreien, dezentralisierten Finanzsystems, das es zu Beginn der Blockchain-Revolution gab, kaum entsprechen.
Die 26. Ausgabe unserer langfristigen Kapitalmarkterwartungen untersucht, wie sich die wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen während der Pandemie auf den nächsten Zyklus auswirken werden. Trotz niedriger Renditeerwartungen an den öffentlichen Märkten glauben wir, dass Anleger reichlich Risikoprämien finden können, wenn sie bereit sind, über traditionelle Anlageklassen hinauszuschauen.