Aktive festverzinsliche ETFs: Wird Ihr Kreditrisiko belohnt?
Das zunehmende Kreditrisiko macht passive Anleger anfällig. Erfahren Sie mehr darüber, wie ein aktiver researchorientierter Ansatz überlegene Lösungen bieten kann.
In einer Welt mit immer niedrigeren Zinssätzen und negativen Anleiherenditen setzen Anleger zur Ertragssteigerung zunehmend auf Unternehmensanleihen mit Investment Grade (IG). Passive Strategien bieten Anlegern jedoch möglicherweise keine angemessene Entschädigung mehr für das zusätzlich eingegangene Kreditrisiko. In dieser Marktlage kann ein aktiver Ansatz zur Wertpapierauswahl unter Umständen Mehrwert bieten.
Das zunehmende Kreditrisiko macht passive Anleger anfällig
Ob Ihre Portfolioallokation in Unternehmensanleihen mit Investment Grade die beabsichtigte Rolle erfüllt, dürfte davon abhängen, ob Sie einen aktiven oder passiven Ansatz für den Zugang zu diesem wichtigen Anleihemarkt wählen.
Passive Strategien, die darauf abzielen, die IG-Unternehmensindizes genau nachzubilden und gleichzeitig die Kosten zu minimieren, sind bei Anlegern seit einiger Zeit sehr beliebt. Nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes geben jedoch den Emittenten mit der höchsten Verschuldung das größte Gewicht. Daher sind passive Fonds standardmäßig stärker auf die am höchsten verschuldeten und nicht unbedingt auf die zahlungsfähigsten Emittenten konzentriert. Passive Fonds haben auch keinen Handlungsspielraum, wenn sich die Gesamtkreditqualität des Index im Laufe der Zeit ändert.
Im vergangenen Jahrzehnt hat sich beispielsweise die Kreditqualität des Euro Investment Grade (IG) Corporate Index verschlechtert. Dies erklärt sich daraus, dass Unternehmen die historisch niedrigen Zinssätze genutzt haben, um mehr Kredite über die Anleihemärkte aufzunehmen. Mit dem Anstieg der ausstehenden auf Euro lautenden Investment-Grade-Unternehmensanleihen sind die Kreditratings gesunken. Mittlerweile machen Emittenten mit BBB-Rating von geringerer Qualität fast 50 % des Marktes gegenüber lediglich 25 % vor zehn Jahren aus.
Das Problem für passive Anleger besteht darin, dass sie offenbar nicht angemessen für das zusätzliche Kreditrisiko entschädigt werden, dem sie nun ausgesetzt sind. Die Risikoprämie für die Übernahme des Kreditrisikos eines bestimmten Unternehmensemittenten sollte sich in den inkrementellen Renditeaufschlägen (Spreads) gegenüber Staatsanleihen mit ähnlicher Laufzeit widerspiegeln, die die Anleihen des Emittenten im Gegensatz zu denen von Unternehmen höherer Bonität bieten. Trotz des Rückgangs der Kreditqualität und des Anstiegs der Unternehmensverschuldung sind die durchschnittlichen Spreads der um das Leverage bereinigten auf Euro lautenden IG-Unternehmensanleihen von rund 85 Bp. im Jahr 2008 auf mittlerweile nur noch 27 Bp. gesunken (Spektrum ab dem 2. Quartal 2019 & Barclays per 20. Dezember 2019).
Im aktuellen Umfeld des erhöhten Kreditrisikos kommt dem Anlagestil eine besondere Bedeutung zu
Anleger müssen sich mit diesem Anstieg der nicht kompensierten und unbeabsichtigten Risiken einer passiven Anlage in Unternehmensanleihen nicht zufriedengeben. Wir glauben, dass in den Händen erfahrener, qualifizierter Manager ein aktiver, researchorientierter Ansatz im Vergleich zu passiven Anlagestilen überlegene Lösungen bieten kann.
Aktive, researchorientierte Strategien verwenden fundamentale, Relative Value- und technische Analysen, um die attraktivsten Unternehmenspapiere aus einer risikobereinigten Perspektive zu identifizieren, anstatt lediglich einen Index zu verfolgen. Dies bedeutet, dass aktive Fonds flexibel auf Veränderungen in der Indexzusammensetzung reagieren können. Hierbei konzentrieren sie sich ausschließlich auf solche Anleihen, die die Anleger angemessen für das eingegangene Risiko entschädigen.
Die jüngste Verschlechterung der Indexkreditqualität und der Rückgang der Kompensation für das Kreditrisiko sprechen diesbezüglich für sich. Da Ratingagenturen ein höheres Leverage tolerieren, weicht das firmeneigene Research von den offiziellen Ratings ab. Daraus ergeben sich Chancen für eine aktive Wertpapierauswahl. Bei JP Morgan Asset Management unterscheiden sich die Ratings unserer professionellen Analysten von denen der Ratingagenturen für etwa ein Sechstel des europäischen Marktes für Unternehmensanleihen. Unsere Untersuchungen legen nahe, dass die Kreditqualität in rund 12 % des Index niedriger ist als von den Ratingagenturen nahegelegt.
Aktiv vorausblickend
Anleger in festverzinslichen Wertpapieren dürften mit ihren Umschichtungen das Qualitätsspektrum weiter reduzieren, um von den höheren Renditen der Unternehmensanleihen zu profitieren. Die Verschlechterung der Kreditqualität und die Verengung der Spreads im breiten IG-Unternehmensindex bedeuten jedoch, dass Anleger wahrscheinlich auch eine höhere Entschädigung pro Risikoeinheit einfordern.
Wir glauben, dass ein aktiver, researchgestützter Ansatz das Exposure von Anlegern gegenüber nicht kompensierten Risiken verringern kann. Gleichzeitig wird dadurch Mehrwert generiert, indem diejenigen Wertpapiere identifiziert werden, die eine Outperformance erzielen dürften. Indem wir die Spreu vom Weizen trennen, sind Anleger über den gesamten Marktzyklus in der Lage, umfassend vom Engagement in Unternehmensanleihen mit Investment Grade zu profitieren.