
Innovation und Wandel erfordern Kapitalinvestitionen, was für langfristige, aktive Investorinnen und Investoren in einer Vielzahl von Sektoren interessante Möglichkeiten schafft.
In Zeiten der Marktunsicherheit kann es leicht passieren, dass man den Blick für das große Ganze verliert. Diese Phasen können aber auch Gelegenheiten bieten, sich für längerfristige Themen zu positionieren. Unserer Ansicht nach gibt es eine Reihe langfristiger Trends, die sich um das Thema Knappheit drehen.
Die Angebotsseite im Wandel
Knappheit war in den letzten zwei Jahrzehnten zumeist kein Thema. Mit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation und der damit verbundenen Integration von 1,2 Milliarden Menschen in den globalen Arbeitsmarkt, mit zunehmend integrierten globalen Lieferketten und der Entdeckung weiterer bedeutender Öl- und Gasvorkommen in Nordamerika könnten die letzten Jahrzehnte als eine Zeit des Überflusses bezeichnet werden. Das Problem war eher, dass die Nachfrage mit dem schnell wachsenden Angebot Schritt halten musste.
Aber die Angebotsseite der Weltwirtschaft verändert sich. Die Sorgen bezüglich des Klimawandels haben schon seit einiger Zeit Bedenken hinsichtlich der Ausbeutung natürlicher Ressourcen geweckt, während die Pandemie zu den von uns als dauerhaft empfundenen Veränderungen der Lieferketten und Arbeitsmärkte geführt hat. Und der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat zu einer Verknappung zahlreicher Rohstoffe geführt, zumindest für westliche Käufer.
Man könnte erwarten, dass dies das globale Wachstum erheblich bremst. In der Geschichte gibt es jedoch zahlreiche Beispiele für die Fähigkeit der Menschheit, Probleme durch Innovation zu überwinden. Innovation und Wandel erfordern Kapitalinvestitionen, was für langfristige, aktive Investor:innen in einer Vielzahl von Sektoren interessante Möglichkeiten schafft.
Knappheit an sauberer Energie,
CO2-arme Energie ist vielleicht das offensichtlichste Beispiel. Die Prognosen für den Mangel an Investitionen in erneuerbare Energien sind offensichtlich: So müssen sich die Ausgaben für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030 mehr als verdreifachen, damit die Welt ihren Energiebedarf in einer Weise decken kann, die mit den Netto-Null-Zielen vereinbar ist.
Nachdem viele Jahre lang der Mangel an CO2-armer Energie ein Problem war, wird die Politik nun endlich aktiv. Öffentliche Investitionen in die Energiewende nehmen zu – siehe den Wiederaufbaufonds der Europäischen Union (EU), der unter anderem darauf abzielt, die Energiewende in Europa zu beschleunigen. Auch die Anreize für private Investitionen in saubere Energie werden dank des Inflation Reduction Act der USA und des Green Deal Industrial Plan der EU immer zahlreicher.
Die anhaltende Knappheit an CO2-armer Energie und der jüngste Einsatz von Zuckerbrot (und Peitsche) durch die Regierungen eröffnen Ertragschancen für Firmen, die Ländern und Unternehmen helfen können, ihren Energie- Fußabdruck zu verbessern. Offensichtliche Beispiele sind Unternehmen in den Bereichen erneuerbare Energien, Effizienz, Elektrifizierung und CO2-Abscheidung. Sollte es zu einer Rezession kommen und sollten Unternehmen mit höherem Wachstumspotenzial aus dem Bereich der sauberen Energien von einem allgemeinen Rückgang des Aktienmarktes erfasst werden, könnte sich den Anlegenden eine Gelegenheit bieten, sich in diesen langfristigen Themen zu positionieren. Über die Energieerzeugung hinaus muss sich CO-armer Strom in größerem Umfang in der Wirtschaft etablieren, so dass auch die Sektoren des nachhaltigen Verkehrs und Bauens davon profitieren dürften.
Materialknappheit
Die Lösung der Energieknappheit schafft jedoch ein weiteres Knappheitsproblem: Materialknappheit. Die Nachfrage nach bestimmten Metallen wie Lithium, Kupfer und Silizium wird im Zuge der Umstellung des Energiemixes stark ansteigen. So ist beispielsweise die Erzeugung durch Solarenergie mehr als viermal so materialintensiv wie die von Gaskraftwerken. Der Bedarf an Stromspeichern im Versorgungsbereich, um die Schwankungen der Wind- und Solarstromerzeugung auszugleichen, wird ebenfalls zu einer erhöhten Metallnachfrage beitragen, ebenso wie die Umstellung auf Elektrofahrzeuge, die sechsmal mineralintensiver sind als herkömmliche Verbrennungsmotoren.
Die Schwellenmarktregionen werden zwar zu den Regionen zählen, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, doch werden sie wahrscheinlich auch zu den langfristigen Nutznießenden dieses enormen Anstiegs der Nachfrage nach Rohstoffen gehören, da diese kritischen Grundstoffe oft hauptsächlich dort abgebaut und verarbeitet werden. Mineralreiche Regionen werden jedoch nicht die einzigen Gewinner sein – da die Vorkommen dieser wichtigen Mineralien und ihre Verarbeitungsanlagen in der Regel auf einige wenige Länder konzentriert sind, werden die entwickelten Märkte gezwungen sein, nach Lösungen in ihrer näheren Umgebung zu suchen. Unternehmen, die sich auf die inländische Verarbeitung und das Recycling seltenerer Metalle konzentrieren, werden daher wahrscheinlich ebenfalls profitieren. In naher Zukunft könnten Rezessionsrisiken zu Volatilität an den Rohstoffmärkten führen und damit Chancen für diejenigen eröffnen, die nach attraktiven Einstiegspunkten für diese längerfristigen Themen suchen.
Nahrungsmittel- und Wasserknappheit
In den nächsten Jahrzehnten werden der Klimawandel und das Bevölkerungswachstum auch bei anderen natürlichen Ressourcen, vor allem bei Lebensmitteln und Wasser, zu Knappheit führen. Zusammen mit höheren Durchschnittstemperaturen haben wasserbedingte Extremereignisse wie Überschwemmungen und Dürren bereits zugenommen und werden voraussichtlich weiter zunehmen, was die landwirtschaftlichen Erträge beeinträchtigt. Der Anteil der von Dürren betroffenen weltweiten Flächen hat sich seit 2000 bereits verdoppelt.
Der Fleischkonsum – der sich seit 1990 pro Person mehr als verdoppelt hat – muss sinken, um die Nahrungsmittelproduktion zu ermöglichen, die für die Ernährung einer Weltbevölkerung, die bis zum Ende des Jahrhunderts voraussichtlich 10 Milliarden Menschen erreichen wird, erforderlich ist, und um die Treibhausgasemissionen und die Entwaldung zu begrenzen. Gleichzeitig werden mit dem Anstieg des Meeresspiegels immer mehr Flussdeltas – in der Regel besonders fruchtbare und dicht besiedelte Gebiete – versalzen, wodurch sowohl die Menge des verfügbaren Trinkwassers als auch die landwirtschaftlichen Erträge sinken. Die Lebensmittelinflation und deren Volatilität dürften infolgedessen zunehmen.
Um diese Probleme in den Griff zu bekommen, ist ein grundlegender Wandel hin zu nachhaltigeren Nahrungsmittel- und Wassersystemen erforderlich, die die CO2-Intensität reduzieren, die Landnutzung begrenzen und Wälder schützen, die als natürliche Kohlenstoffsenker fungieren. Unternehmen, die in den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft, Wassermanagement, Aufforstung und grüne Infrastruktur tätig sind, werden profitieren, da die Wasserverfügbarkeit immer begrenzter wird und die Erträge der traditionellen Landwirtschaft sinken, was Herausforderungen in große Chancen für Investor:innen verwandelt.
Arbeitskräfteknappheit
Schließlich sehen wir trotz des weltweiten Bevölkerungswachstums den Arbeitskräftemangel als weiteres langfristiges Thema. In den meisten großen Volkswirtschaften wird das Verhältnis der über 65-Jährigen gegenüber der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in den kommenden Jahrzehnten unaufhaltsam ansteigen, so dass weniger Arbeitskräfte für mehr abhängige Personen aufkommen müssen.
Gelegentlich wird argumentiert, dass die Lösung für den Arbeitskräftemangel in einer verstärkten Migration aus Teilen der Welt mit höheren Geburtenraten, wie zum Beispiel Afrika, zu finden ist. Dieses Argument hat zwar wirtschaftliche Vorzüge, lässt aber unserer Meinung nach die politischen Realitäten außer Acht, die in den letzten Jahren deutlich geworden sind.
Es ergeben sich zahlreiche Investmentthemen. Um den Mangel an Arbeitskräften auszugleichen, wird Sachkapital benötigt. Aus diesem Grund haben wir keine Angst vor Automatisierung und künstlicher Intelligenz (KI) – wir sehen diese Entwicklungen als notwendig an, um den drohenden Arbeitskräftemangel zu beheben (räumen jedoch ein, dass sie die Ungleichheit verschärfen könnten). Außerdem stellt sich die Frage, wie die Güter und Dienstleistungen bereitgestellt werden können, die älteren Menschen ein gutes Leben ermöglichen.
In Anbetracht der schwerwiegenden Bedeutung dieses Themas ist dieser Überblick nur eine erste Skizze unserer Überlegungen und weitere werden folgen. Die neue Ära der Knappheit – in den Bereichen saubere Energie, Grundstoffe, Lebensmittel, Wasser und Arbeitskräfte – wird Herausforderungen mit sich bringen. Sie wird aber auch zu langfristigen wirtschaftlichen Verschiebungen und damit zu Chancen führen, die längerfristige orientierte aktive Anlegende nicht ignorieren sollten.
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