Staatsanleihen sind mit einem ausstehenden Nennwert von über 60 Bio. US-Dollar einer der größten und liquidesten Märkte der Welt.1 Die Umsetzung eines Rahmens für Umwelt, Soziales und Governance (ESG) für Staatsanleihen geht jedoch mit einzigartigen Herausforderungen einher. Wir schlagen drei Grundprinzipien vor, die Anlegern helfen sollen, die ESG-Eigenschaften von Staatsanleihen mit einem ganzheitlichen und datenorientierten Ansatz zu bewerten.
- ESG-Faktoren sind wichtige Katalysatoren für die Wirtschaftsleistung und wirken sich auf finanzielle Risiken und Renditen aus.
Wir sind der festen Überzeugung, dass die Berücksichtigung von ESG-Faktoren für bessere Anlageergebnisse entscheidend ist. Gute Governance, starke Institutionen und ein geringes Maß an Korruption gelten schon lange als Katalysatoren für Wirtschaftswachstum und niedrigere Finanzierungskosten.2 Wir verstehen intuitiv, dass Länder mit besseren sozialen Bedingungen tendenziell bessere wirtschaftliche Ergebnisse erzielen. Dies wird auch durch Daten belegt. Einkommensgleichheit, Geschlechtergleichgewicht, menschliche Entwicklung und Demografie spielen für das langfristige Wachstum eines Landes eine Rolle.3 Wir wussten bereits, bevor es üblich wurde, CO2-Emissionen zu überwachen, dass Länder, die von Rohstoffexporten abhängen, in der Regel anfällig für zyklische Rohstoffpreise und eigennütziges Verhalten sind. ESG-Faktoren ergänzen die konventionelle Kreditanalyse und greifen langfristig Informationen auf, die durch die traditionelle Kreditrisikoanalyse nicht erfasst werden. Die zunehmende Relevanz von ESG-Faktoren kann selbst von Skeptikern nicht länger angezweifelt werden.
Die meisten Regierungen verabschieden Richtlinien, die eine stärkere Offenlegung von ESG-Kennzahlen erfordern und schlechte ESG-Praktiken bestrafen (z. B. CO2-Emissionssteuern). Anleger investieren Kapital in Emittenten mit besseren ESG-Eigenschaften und verlangen weitere Fortschritte. Während Aktien bereits bewiesen haben, dass ein ESG-Ansatz nicht zu Lasten der Wertentwicklung geht4, sind Anleger in festverzinsliche Wertpapiere skeptischer, da Anleihen mit niedrigeren ESG-Ratings tendenziell höhere Renditen erwirtschaften. Insbesondere bei Staatsanleihen können wir auf die Palette der ESG-Indizes von J.P. Morgan gegenüber den traditionellen Indizes für Schwellenländeranleihen verweisen (Abb. 1): Die ESG-Versionen der Indizes erzielten ähnliche Renditen bei inkrementell geringerer Volatilität. In Industrieländern korrelierten höhere ESG-Ratings bei Marktstress mit geringeren Drawdowns (Abb. 2).
Abb. 1: ESG-Indizes der Schwellenländer können langfristig ähnliche Renditen wie traditionelle Indizes bei geringerer Volatilität erwirtschaften
Quelle: J.P. Morgan; Daten per 30. Juni 2021. Rendite- und Volatilitätsberechnungen vom 31. Dezember 2012 bis zum 30. Juni 2021. Index für Schwellenländerstaatsanleihen in Lokalwährung = GBI-EM Global Diversified. Index für Schwellenländerstaatsanleihen in USD = EMBI Global Diversified. Der von J.P. Morgan erstellte ESG-Index schließt bestimmte Sektoren, ESG-Titel mit niedriger Bewertung und Verstöße gegen den UN Global Compact aus und erhöht die Gewichtung von grünen Anleihen. Weitere Details finden Sie hier: https://www.jpmorgan.com/content/dam/jpm/cib/complex/content/markets/composition-docs/pdf-30.pdf
Abb. 2: Die Integration von ESG-Faktoren bei Staatsanleihen der Industrieländer bietet Schutz vor Verlusten
Quelle: J.P. Morgan, Bank of America Merrill Lynch, J.P. Morgan Asset Management; Stand der Daten: August 2021. Drawdown-Berechnung basiert auf J.P. Morgan und Bank of America Merrill Lynch Country Sovereign Debt Index.
- . Die Verwendung eines ganzheitlichen Spektrums an international anerkannten Datenquellen trägt dazu bei, Verzerrungen zu vermeiden.
Bei Investitionen in Staatsanleihen darf die Politik nicht außer Acht gelassen werden, was oft mit Verzerrungen einhergeht. Wir glauben, dass die Berücksichtigung verschiedener Perspektiven und die Analyse einer Vielzahl von seriösen, international angesehenen Datenquellen ein guter Anfang sind, um einen objektiven Eindruck zu erhalten.
Ein häufiger Kritikpunkt an ESG-Analysen ist die mitunter schwierige Datenbeschaffung. Angesichts der Vielzahl multinationaler Organisationen und NGOs (darunter die Weltbank, der IWF und die Vereinten Nationen), die seit Jahrzehnten Daten auf Länderebene erheben, sind einige Daten über Staatsanleihen tatsächlich leichter verfügbar als bei Unternehmensanleihen. Nur weil die Daten verfügbar sind, bedeutet dies jedoch nicht, dass sie einfach zu verwenden und zu interpretieren oder dass sie genau oder unvoreingenommen sind. Aktualität ist ein häufiges Problem, da die meisten ESG-Daten bestenfalls jährlich und oft mit mehrjähriger Verzögerung aktualisiert werden. Dies kann die Bewertung von Fortschritten in einigen Bereichen wie der Klimapolitik besonders schwierig machen. ualitative Beurteilungen v Politik, die in quantitative Rankings übertragen werden, wie die Governance-Indikatoren der Weltbank oder der Climate Change Performance Index von Germanwatch, können hier helfen. Bereichen wie der Klimapolitik besonders schwierig machen. ualitative Beurteilungen v Politik, die in quantitative Rankings übertragen werden, wie die Governance-Indikatoren der Weltbank oder der Climate Change Performance Index von Germanwatch, können hier helfen.
Trotz der Unzulänglichkeiten der derzeit verfügbaren Daten sind wir der Meinung, dass Anlegern in Staatsanleihen genügend Informationen zur Verfügung stehen, um allgemeine Trends zu beurteilen und gewisse Ländervergleiche anzustellen.
- . Ratings sind nur ein Teil des Ansatzes – Anleger müssen die Veränderungen und das Engagement berücksichtigen.
Ratings erfüllen einen wichtigen Zweck: Sie vermitteln einen ersten Eindruck von Emittenten als „besser“ oder „schlechter“. Die Ratings von Drittanbietern geben Anlegern auch eine unabhängige Einschätzung. Drittanbieter übernehmen somit eine ähnliche Rolle wie die von Ratingagenturen. Dennoch können die Bewertungen von Drittanbietern sehr unterschiedlich ausfallen, zumal es bislang noch keine einheitlichen Branchenstandards gibt. Ratings können zudem intransparent und nicht auf die Werte und Ziele eines bestimmten Anlegers ausgerichtet sein.
Eine qualitative Bewertung kann einen score-basierten Ansatz ergänzen und Ansichten sowie andere Erwägungen einbeziehen, die durch die Daten nicht erfasst werden können. Viele ESG-Ratings von Staatsanleihen weisen eine Einkommensverzerrung auf (d. h. reichere Länder haben tendenziell höhere ESG-Ratings). 5 Das kann unter Umständen wünschenswert sein, da nachhaltige Investoren wahrscheinlich in Ländern investieren wollen, die einen besseren Lebensstandard bieten, kann aber auch den nachteiligen Effekt haben, dass Finanzströme von denjenigen Ländern abgezogen werden, die sie am meisten benötigen. Einkommensverzerrungen können durch den Vergleich von Ländern innerhalb ihrer Vergleichsgruppen oder durch die Analyse der Entwicklung und Dynamik beseitigt werden (anstatt sich nur auf das aktuelle Niveau zu konzentrieren).
Wie bei Unternehmensanleihen ist das Engagement von entscheidender Bedeutung, kann jedoch bei staatlichen Emittenten nuancierter sein. Engagement kann verschiedene Formen annehmen einschließlich der Unterstützung von Regierungen bei der Finanzierung bestimmter nachhaltiger Projekte; regelmäßige Treffen mit Regierungsbeamten, um die Fortschritte bei den Klimazielen zu überprüfen; und die Teilnahme an Branchengruppen, um sich gemeinsam für eine bessere Offenlegung und verbesserte Praktiken staatlicher Unternehmen einzusetzen.
Fazit
Obwohl eine Vielzahl von ESG-Daten für Staatsanleihen verfügbar sind, können diese lückenhaft, verzerrt und schwierig zu interpretieren sein. Ratings von Drittanbietern können helfen, ein einfaches Verständnis der ESG-Merkmale eines Landes zu vermitteln, wobei es hier an Transparenz mangeln kann – und es gibt bislang noch keinen Branchenstandard. Wir glauben, dass ein proprietärer Ansatz erforderlich ist, der die Analyse des Entwicklungspfads, ein gezieltes Engagement sowie das Scoring umfasst, um ein vollständigeres Bild zu erhalten.
Dies ist die Kurzfassung eines längeren Whitepaper, das die Herausforderungen der ESG-Analyse für Staatsanleihen untersucht, Wege zur Bewältigung dieser Herausforderungen beschreibt und den proprietären ESG-Ratingansatz für Staatsanleihen von J.P. Morgan Asset Management vorstellt.
1 ICMA, August 2020. https://www.icmagroup.org/Regulatory-Policy-and-Market-Practice/Secondary-Markets/bond-market-size/
2Governance, Corruption & Economic Performance. George T. Abed and Sanjeev Gupta. https://www.researchgate.net/profile/Sanjeev-Gupta-9/publication/234791577_Governance_Corruption_Economic_Performance/links/00b7d520d3e3c53a2a000000/Governance-Corruption-Economic-Performance.pdf
3 Trends in income inequality and its impact on economic growth. https://www.oecd.org/newsroom/inequality-hurts-economic-growth.htm
4 https://www.unpri.org/pri-blog/esg-factors-and-equity-returns-a-review-of-recent-industry-research/7867.article
5 World Bank, A New Dawn Rethinking Sovereign ESG. https://documents1.worldbank.org/curated/en/694901623100755591/pdf/A-New-Dawn-Rethinking-Sovereign-ESG.pdf
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