Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit angesichts der Corona-Pandemie hat viele Frauen darin bestärkt, sich mit ihren Finanzen auseinanderzusetzen
Wir geben zu, dass es eine schier überwältigende Aufgabe sein kann, eine langfristige Finanzplanung anzugehen. Bei unserer Umfrage zum Thema Frauen und Geldanlage haben wir im Januar letzten Jahres festgestellt: Von den zahlreichen Frauen, die ausschließlich auf Sparbücher und Tagesgelder vertrauen, hat mehr als die Hälfte keine solche Finanzplanung vorgenommen. Obwohl Sparen im Allgemeinen ein guter Anfang ist, könnte sich die alleinige Abhängigkeit von Sparanlagen in Zukunft als trügerische Sicherheit erweisen. Das gilt insbesondere im aktuellen Umfeld mit dauerhaft niedrigen Zinsen.
Interessanterweise ergab unsere Umfrage unter 4.000 Frauen in zehn europäischen Ländern, dass von denjenigen Frauen, die bereits in Wertpapiere anlegen, mehr als drei Viertel der Befragten über eine Finanzplanung verfügen. Und so blicken Anlegerinnen in der Regel weitaus zuversichtlicher in ihre finanzielle Zukunft als Nicht-Anlegerinnen Dies leuchtet ein, da das Gefühl der finanziellen Sicherheit eine Grundvoraussetzung des allgemeinen Wohlbefindens ist. Bei denjenigen, die an Sparprodukten festhalten, ist es jedoch genau umgekehrt: Nur 11 % dieser Frauen sind sich ihrer finanziellen Lage heute sicherer als noch vor einem Jahr.
Es lohnt sich also, sich die Mühe zu machen, die Finanzplanung anzugehen. Wir haben eine Fünf-Schritte-Strategie entwickelt, die einige erste Ansätze bietet, um einen Finanzplan zu erstellen – und bei der Gelegenheit vielleicht auch mit der Wertpapieranlage zu beginnen.
1. Finanzielle Ziele aus der langfristigen Perspektive betrachten
Zunächst gilt es, sich darüber klar zu werden, ob die finanziellen Ziele weit in der Zukunft liegen, wie zum Beispiel die Vorsorge für einen komfortablen Ruhestand. Oder sind sie eher kurzfristiger Natur, wie die Rückzahlung von Darlehen oder das Sparen für eine Traumreise. Es ist hilfreich, die Ziele in lang- und kurzfristige Kategorien zu unterteilen: Wie schnell auf das Ersparte zugegriffen werden soll, beeinflusst die Art des Spar- oder Anlageinstruments, das ausgewählt wird. Deshalb ist es sinnvoll, sich Zeit zu nehmen, um sich über die finanziellen Ziele klar zu werden. Und dass man über Geld nicht reden sollte, ist ein alter Hut: Gespräche mit Ihrem/r Partner/in oder Freunden können dabei eine wertvolle Hilfe sein.
2. Welche Art von Investorin sind Sie?
Wir alle haben unser eigenes „Wohlfühlniveau“, wenn es darum geht, Risiken einzugehen. Frauen neigen gerade bei Finanzthemen eher zur Vorsicht. Unter den Teilnehmenden unserer Umfrage bezeichneten sich nur 44 % der Anlegerinnen als risikofreudig; dieser Anteil sank bei den Sparerinnen auf 31 %.
Frauen, die investieren, gehen eher Risiken ein
Sie fühlen sich mit Risiken wohler und nehmen Risiken eher als Chance wahr
Quelle: Studie „Frauen und Geldanlage: Für die Zukunft planen“ von J.P. Morgan Asset Management, Januar 2021.
Ein Gefühl für Ihre Risikobereitschaft und die Frage zu entwickeln, wie lange Sie investieren und welche Verluste Sie in Kauf nehmen können, hilft Ihnen bei der Entscheidung, welche Anlage das Richtige für Sie ist. Beispielsweise kann die Investition in ein Portfolio mit starker Aktiengewichtung im Vergleich zur relativen Sicherheit von Staatsanleihen kurzfristig riskanter sein; auf längere Sicht könnte das Aktienportfolio jedoch einen besseren Inflationsschutz bieten.
3. Welches Budget haben Sie für die finanzielle Absicherung?
Mit einer Budgetplanung lässt sich bestimmen, welchen Teil Ihres Einkommens Sie investieren können. Da es letztendlich um Ihre finanzielle Absicherung geht, sollten Sie sowohl Ihre Gegenwart als auch Ihre Zukunft berücksichtigen. Stellen Sie zunächst sicher, dass Sie über ein finanzielles Polster verfügen, mit dem Sie sich drei bis sechs Monate über Wasser halten können und gegen unvorhergesehene Ereignisse absichern. Dieser „Notgroschen“ sollte nicht angelegt werden, damit er im Fall der Fälle schnell verfügbar ist. Dann kalkulieren Sie alle monatlichen Ausgaben. Dies sollte nicht nur größere Beträge wie Miete/Hypothekenzahlungen und Lebenshaltungskosten umfassen, sondern auch Extras wie Kleidung oder Freizeitaktivitäten. Um sich einen Überblick über die tatsächlichen Ausgaben zu verschaffen, könnte es auch sinnvoll sein, für einige Zeit ein Haushaltsbuch zu führen. Sobald Sie Ihre laufenden Kosten im Blick haben, können Sie an Ihr Anlagebudget denken. Möchten Sie einen Prozentsatz Ihres monatlichen Einkommens zur Seite legen, ähnlich wie bei den Rentenbeiträgen, die von Ihrem Gehalt abgezogen werden? Oder möchten Sie lieber jeden Monat einen festen Betrag investieren?
4. Versuchen Sie nicht, den Markt zu timen
Warten Sie nicht auf den idealen Einstiegszeitpunkt, um Ihre Ersparnisse anzulegen. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Anlegerinnen die Marktbewegungen genau im Auge behalten und wissen müssen, wann sie zuschlagen oder sich zurückziehen sollten. Unsere Befragung ergab, dass etwa drei Viertel der befragten Frauen – und zwar sowohl Anlegerinen als auch Nicht-Anlegerinnen – davon überzeugt sind. Vor lauter Respekt investieren sie dann lieber gar nicht und verpassen damit erst recht die Marktchancen.
Dabei können Sie, wenn Sie regelmäßig und mit einem langfristigen Anlagehorizont investieren, von den Höhen und Tiefen des Marktes sogar profitieren. Wer beispielsweise einen Sparplan nutzt, investiert unabhängig vom Marktniveau immer den gleichen Betrag – und so werden bei fallenden Kursen mehr Anteile und bei steigenden Kursen weniger gekauft. Die Sparpläne funktionieren schon ab 25 EUR pro Monat. Diese Möglichkeit, regelmäßig kleine Beträge anlegen zu können, ist für ein Drittel der befragten Sparerinnen eine Motivation für den Einstieg in die Wertpapieranlage – wie sieht es bei Ihnen aus?
5. Investieren Sie in das, was Ihnen wichtig ist
Bauen Sie ein Portfolio auf, von dem Sie überzeugt sind. Investieren Sie in von Frauen geführte Unternehmen oder solche, die führend im Umweltschutz sind. Nachhaltigkeit übt laut unserer Umfrage eine große Anziehungskraft auf Frauen aus: 72 % der Befragten bezeichneten den Klimawandel als einen wichtigen Aspekt bei der Zusammenstellung eines Portfolios. Es gibt viele Möglichkeiten, Ihr Geld für sich arbeiten zu lassen und gleichzeitig einen konstruktiven Beitrag zu leisten.
Wagen Sie den Schritt vom Sparen zum Investieren
Viele Experten gehen davon aus, dass das aktuelle wirtschaftliche Umfeld einschließlich niedriger Zinsen noch längere Zeit anhalten wird. Mit kaum verzinsten Sparbüchern und Tagesgeldern allein ist also kein Kapitalwachstum zu erwarten. Dies ist ein entscheidender Faktor, den Sie bei der Erstellung Ihrer Finanzplanung berücksichtigen sollten – und wie unsere Befragung zeigt, ist diese Tatsache vielen Sparerinnen bewusst: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie in Zukunft Kapitalmarktanlagen in Betracht ziehen würden.
Ein regelmäßiger Sparplan ist ein idealer Einstieg, denn dabei werden jeden Monat kleinere Beträge zurückgelegt, ähnlich wie Sie es von Ihrem Sparkonto kennen. Wie bei jeder Anlage besteht das Risiko, dass es an den Börsen nicht nur auf- sondern auch abwärts gehen kann und Sie den investierten Betrag nicht vollständig zurückerhalten. Doch gerade für die langfristige Anlage ist es gut zu wissen, dass sich die gefürchteten Marktschwankungen langfristig aufheben. So kann ein regelmäßiger Sparplan eine gute Wahl für Erstanlegerinnen und Sparerinnen sein, die mehr aus ihren Ersparnissen herausholen möchten.
Lesen Sie weiter, um mehr darüber zu erfahren, wie auch unerfahrene Anlegerinnen ein Portfolio aufbauen und somit Vorsorge für eine bessere Zukunft treffen können.